Osiris und Seth waren Brüder. Doch Seth tötete Osiris und zerstückelte seinen Leichnam in 14 Teile, die er in Ober- und Unterägypten verstreute. Dieser grundlegende ägyptische Mythos nimmt nicht nur Bezug auf die während Trancen erfahrbaren Zerstückelung, die in der Verkultung der Zerstückelung und erneuten Zusammensetzung des Osiris durch Isis wieder auflebt, sie hebt auch die Zahl 14 in dem Vordergrund. Warum waren es 14 Teile und nicht etwa 3, 12, oder 45? Zahlen treten im Mythos stets in einem konkreten Kontext auf.
Auch im Christentum begegnet uns die Zahl 14 im Kontext des Gottesopfers. So wie der Gott Osiris geopfert wurde, wurde im Christentum der Mensch gewordene Gott – Christus – geopfert. Im Gegensatz zu den damals durchaus üblichen Hinrichtungspraktiken, bei denen die Glieder zerschlagen wurden, heißt es bereits in Prophezeiungen zuvor „Kein Knochen an ihm soll zerbrochen werden." [2. Mose (Exodus) 12, 46], bzw. „Er behütet jedes seiner Glieder, nicht eines davon wird zerbrochen." [Psalm 34,21]. Das Gottesopfer – das wird ausdrücklich betont – findet ohne die Zerstückelung statt. Dennoch bleibt die Zahl 14 auch im Christentum fest mit dem Gottesopfer verbunden. Heute übliche Kreuzwege enthalten in der Regel 14 Stationen, in denen der Gläubige rituell den Weg von der Verurteilung bis zur Grablegung nachvollzieht.
Inwieweit ist nun die Zahl 14 für das rituelle Gottesopfer bestimmend?
Zahlensymbolisch sind zwei Zusammenhänge bestimmend: Zum einen ist die 14 eine Verdoppelung der Zahl 7, einer Zahl, die stark mit der Vergöttlichung, bzw. Vergeistigung verbunden ist. Die Verdoppelung zeigt die Zahl in ihrer Polarität: Im Stirb und Werde. Erst durch den Tod findet die mythologische Gottwerdung statt.
Zum anderen ist aber auch die Halbierung der 28 für das Verständnis der 14 bedeutsam. 28 Tage braucht der vollständige Zyklus des Mondes. Vom Vollmond zum Schwarzmond (Dunkelmond) sind es dementsprechend 14 Tage. Der „Todesprozess des Mondes" erfolgt also in 14 Schritten, so wie die christlichen Kreuzwegstationen 14 Etappen enthalten und Osiris in 14 Teile zerstückelt wurde. Deutlich tritt uns hier eine alte Mondverkultung entgegen. Wie schon an anderer Stelle erwähnt (Ostern, der Mond und die Sterne), ist Christus – neben seiner solaren Symbolik – auch ein lunarer Heros. Osiris als Totengott trägt durch den Wiederauferstehungsmythos ohnehin die Mondverkultung in seinem Mythos weiter. Auch im christlichen Mythos wird dies weitergetragen: Während Isis Osiris und seine (13+1=)14 Teile wieder zusammensetzt, findet Christi Himmelfahrt 42 Tage nach seinem Tode statt, also 14+28. Die 14 Tage nach seinem Tod symbolisieren damit die Phase vom Schwarz- zum Vollmond und einen kompletten Mondzyklus später erfolgt die „Himmelfahrt", wenn erneut Vollmond wäre.
Den 28er-Zyklus findet man auch im vollständigen Erwachsenwerden wie z.B. im römischen Recht, das großen Einfluss auf unsere aktuelle Gesetzgebung hat: Schulreife mit 7, Aduleszenz-Rituale (Firmung, Konfirmation. u.a.) mit 14, Volljährigkeit (ursprünglich) mit 21 und kompletter Zyklus mit 28 beendet (lange Zeit war man erst mit dem vollendeten Zyklus politisch wählbar). Nach Mt 1,17 gab es 14 Geschlechter (Generationen) von David bis zur Babylonischen Gefangenschaft und 14 Geschlechter von der Babylonischen Gefangenschaft bis zu Christus. Auch hier zeigt sich der „Sohn Davids" als ein Mondheros.
Die Vervollständigung folgt somit einem symbolischen vollständigen Mondzyklus, der rituelle Tod und das Gottesopfer dem halben Mondzyklus.
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Kommentare
Mir fällt bei der 14, = die 1 und die 4, noch das Äther-Element ein, in dem sich die Materie vergeistigt oder von dem aus der Geist sich materialisiert