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Begegnung mit den lichten Ahnen

08. Sept. 2018 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Geomantie, Schamanismus, Wesen, Ahnen, Erde, Wahrnehmung, Jenseits, Sidhe | 0 Kommentare

Cairn mir einer Lichtkugel im Innern

Ahnenräume gibt es viele und sie haben sehr unterschiedliche Qualitäten. Im Christentum werden solche jenseitigen Räume sehr diesseitsfern („Im Himmel") gedacht. Indigene Kulturen und auch die Völker, die einst Mitteleuropa bewohnten, kannten auch die verschiedensten Jenseitsräume, die eng mit der Erde verbunden waren: Nehmen wir z.B. das Totenreich der germanischen Göttin Hel. Solche erdennahen Jenseitssphären bezeichne ich als Ahnenräume.

Sie besitzen die unterschiedlichsten Qualitäten. Interessant ist hier, dass je älter die Kulturschicht ist, auf die ein Ahnenraum Bezug nimmt, umso fremdartiger er uns erscheint . Der schamanischen Tradition nach benennt man die Ahnenräume meist als Untere Welt. Doch diese hat nichts mit dem dunklen Bild der Unterwelt zu tun, das Römer und Griechen in der Antike zeichneten und noch weniger gar mit christlichen Höllenvorstellungen. Oft sind diese Ahnenräume hell, lieblich, lichtdurchflutet und friedlich.

Während unseres Irlandaufenthaltes im Sommer 2018 durfte ich Ahnen aus einer solchen Sphäre begegnen und diese Begegnung hat mich tief beeindruckt: Carrowkeel liegt auf der Kalksteinhochebene der Bricklieve Mountains oberhalb des Lough Arrow. Auf den Bergen und Hochebenen sind mächtige Cairns einer sehr frühen megalithischen Kulturschicht errichtet, weit über 5000-6000 Jahre alt. Da der gängigen Theorie nach die Besiedelung Irlands von Westen aus erfolgte, sind die sakralen Hügel deutlich älter als Newgrange, Knowth und Dowth.
Betritt man die Berge, ist deutlich spürbar, dass man in eine andere Wirklichkeit eintritt. Carrowkeel, irisch-gälisch An Cheathrú Chaol, was soviel wie „das dünne Viertel" bedeutet, ist tatsächlich ein sehr passender Name, denn die trennende Wand zwischen Dies- und Jenseits ist hier tatsächlich extrem dünn. Fast trancehaft gleitet das Bewusstsein Schritt um Schritt auf dem Weg nach oben in eine andere Welt, in die Nicht-Alltägliche-Wirklichkeit, hinüber. Der Bewusstseinsraum, der sich dort erschließt, ist so wunderbar und gleichzeitig so fremdartig, dass es nur schwer zu beschreiben ist.

Nicht nur die Cairns selbst, die oft zu „Ganggräbern" degradierten heiligen Häuser und Portale in diese Wirklichkeit, sind von Ahnen besiedelt, vielmehr bildet der ganze Berg einen unbeschreiblichen Ahnenraum. Die Wesen, die mir begegneten, waren so licht, dass ich ihre Gestalt kaum mehr erfassen konnte. Sie schienen wie Engel und doch erkannte man ihr menschliches Wesen. Uralt waren sie und gehörten einer Kulturschicht an, in der Mensch und Erde wahrlich noch eins waren. Dies ist nicht einfach nur eine Metapher, tatsächlich erschien ihr Bewusstsein selbst „erdenhaft durchlichtet" zu sein, auch wenn dies paradox klingen mag.

Die irischen Mythen kennen – wie im übrigen viele europäische Völker – ein Volk, das dieser Beschreibung entspricht: Die Túatha Dé Danann (Das Volk der Danu) sind nach dem Lebor Gabála Érenn („Das Buch der Landnahmen Irlands") ein Volk (tuath), das von der Göttin Danu abstammen soll. Sie werden als die ersten Landnehmer Irlands beschrieben, sozusagen als die ersten Menschen, die irischen Boden betraten und das Land urbar machten. Vier mächtige Artefakte besaßen sie: Den Stein von Falias (Lia Fáil), das Schwert des Nuada, den Speer des Lugh und den Kessel des Dagda. Es sind dieselben 4 Artefakte, die uns im Parzival von Wolfram von Eschenbach als heilige Gralsobjekte präsentiert werden und in denen die 4 Elemente offenkundig werden. Somit könnte man ihre Wohnstatt auch als „Gralsburg" mythologisch umschreiben.
Die irischen Legenden kennt das Volk aber auch als síd (indogermanischen *sēd-), was eigentlich „Wohnstatt" bedeutet. So werden die Bewohner der Cairns und Feenhügel als síde, oder auch sidhe bezeichnet. Es ist identisch mit dem Volk der Göttin Danu.
Doch in einem Konflikt wurden die Túatha Dé Danann/sidhe von den Milesiern geschlagen. In einem anderen Mythos konnten die Sidhe ihre eigene Schönheit und ihr eigenes Licht nicht ertragen. Jedenfalls zogen sich die lichten Ahnen in die Untere Welt zurück und überließen den Milesiern die Mittlere – unsere physische Welt. Der Síd wird als eine Parallelwelt beschrieben, die von normalen Menschen ohne Erlaubnis nicht betreten werden kann, die aber durchaus von den Túatha verlassen werden kann, um in die Welt der Menschen zu gelangen.

Dieser Mythos beschreibt für mich am besten, was ich im „dünnen Viertel" sehen und erleben durfte: Menschliche Ahnen, die mit dem Bewusstsein der Erde eins zu sein scheinen. Friedrich Wilhelm Joseph Schelling meinte dereinst „Sie [Die Natur/Die Erde] schafft sich einen Geist, durch den sie erwacht und zu Bewusstsein kommt". Die Sidhe kommen für mich dieser Beschreibung sehr nahe. Sie sind das menschliche Bewusstsein der Erde. Diese Ahnen zeigen sich als immer noch im paradiesischen Zustand lebend, ungetrennt von Bewusstsein der Erde. Und genau dies macht sie auch so fremdartig. Denn bei aller Ökologie und Erdzugewandtheit, bei allen Umweltschutzgedanken und Tierliebe hat unser Alltagsbewusstsein doch eine Abstraktion erreicht, die mentaler kaum sein könnte. Wir denken über die Erde nach, anstatt Erde zu sein. Wenn wir davon reden, dass „die Erde unsere Mutter ist", dann haben wir sie offenbar längst ins Altersheim abgeschoben und leben von ihr unbeeinflusst unser mentales Leben zwischen Smartphones, PCs und Fernsehen. Das Feiern von Jahreskreisfesten erscheint wie der Besuch im Seniorenheim zu den Festtagen. Doch die Sidhe leben im Bewusstsein der Erde. Hier gibt es keine Trennung! Und diese Erfahrung, was Menschsein heißen könnte, hinterließ letztlich eine schmerzliche Wunde in meiner Seele. Schon auf dem Weg nach Osten, zu dem von Touristen überlaufenen und zum „Tumulus" degradierten Newgrange kann man erfahren wie sehr sich auch die Ahnen in den Ahnenräumen über die wenigen Jahrtausende mit verändert hatten. Ja, das Volk der Danu ist auch hier erfahrbar, doch ungleich schwächer und nichts ist erhalten, von jener Dünnwandigkeit des Carrowkeel.

Zeitgleich macht es Mut, denn wenn der Mensch dies letztlich in sich trägt, diese Befähigung, eins zu sein mit dem Bewusstsein der Erde, dann kann letztlich jeder von uns zu einem solchen Lichtwesen, einem „Engel der Erde" werden und wir können daran bauen, das „Volk der Göttin" wieder auferstehen zu lassen, indem wir selbst dazu werden.

Bild © Stefan Brönnle

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