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Erde und Mensch: Hans und die Bohnenranke

28. Dez. 2019 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythen, Symbole, Schamanismus, Märchen | 2 Kommentare

Mensch und riesige Bohnenranke, die in den Himmel ragt

Märchen sind Mythen mit einer tiefen Symbolik. Sie greifen zurück auf kulturelle seelische Erfahrungsschätze. Viele dieser Seelenerfahrungen reichen dabei weit in die grundlegende Beziehung von Erde und Mensch hinein. In dieser Reihe wollen wir dem geomantischen Gehalt einiger Märchen nachspüren.

Wer das Märchen nicht kennt und noch einmal lesen möchte, findet es hier:

Hans und die Bohnenranke


Das Märchen Hans und die Bohnenranke stammt aus England und heißt dort Jack and the Beanstalk. Es wurde erstmals 1807 von Benjamin Tabart aufgezeichnet, die größte Verbreitung hat jedoch die Version von 1890 in den „Englischen Märchen" von Joseph Jacobs.

Der einfältige Hans wird von seiner Mutter auf den Markt geschickt, um eine Kuh zu verkaufen. Doch bereits auf dem Weg zum Markt begegnet ihm ein „seltsames altes Männlein", das Hans zu kennen scheint. Es bietet ihm 5 Bohnen im Tausch für seine Kuh. Ähnlich wie „Hans im Glück" nimmt Hans den Tausch unverzagt an. Er ist voller Vertrauen in seine Umwelt. Im Männlein aber begegnet uns ein typischer Helfergeist, eine der Natur nahestehende Gestalt, die beinahe allwissend erscheint und das Schicksal in Gang bringt.

Die Bohnen

5 Bohnen erhält Hans für die Kuh. Die Bohne ist als Kulturpflanze ebenso alt wie das Getreide und steht wegen ihres Ertragreichtums mit der Symbolik der Fruchtbarkeit in Beziehung. Bei den antiken Griechen spielte die Bohne in den Apollo- und Dionysos-Mysterien eine große Rolle. Dionysos war der ekstatische Gott, der Gott, der von Hera mit Wahnsinn geschlagen wird, der Gott des Todes und der Auferstehung – ein typischer Schamanengott. Dies gibt uns auch einen Hinweis auf die Symbolik der mit ihm verbunden Frucht – der Bohne. Sie soll Hans eine Brücke sein. Beim römischen Fest der Perentalia (13.Februar) besuchten – ähnlich wie heute zu Halloween – die Geister und Ahnen die Menschenwelt, dabei trugen diese schwarze Bohnen zu den Menschen. Pythagoras verbot den Genuss der Bohne, weil sie die Seelen Verstorbener beherbergen sollte.
Hans erhält also von dem „seltsamen alten Männlein" ein Werkzeug, um z.B. mit den Ahnen zu kommunizieren. Fünf Bohnen sind es an der Zahl. Die 5 symbolisiert u.a. die 4 Elemente und das 5. - die Quinta Essentia – als Herr der Elemente. Wir erleben in dieser kurzen Sequenz die Einweihung des Hans durch den Helferspirit in die Tätigkeit des Schamanen.

Was bewirkt die Bohne? Wer das Märchen kennt, weiß, dass die eingepflanzte Bohne riesig wird. Die Bohnenranke erhebt sich tausende Meter hoch. Sie ist ein Abbild des Weltenbaumes und so erklettert Hans die Ranke in andere Welten.

Die Riesen

Er kommt in das Land der Riesen. In den germanischen Mythen ist das Land der Riesen Jötunheim eine der 9 Welten des Weltenbaumes. Ja, der Weltenbaum selbst wurde von den Asen aus einem Riesen erschaffen. Riesen sind die personifizierten Naturgewalten, bedrohlich und gefährlich für die Menschen und doch Urahnen, die die Welt wie sie ist erschufen. Sie türmten Gebirge auf und maßen ihre Kraft selbst mit den Göttern.
In diesem Land der Riesen begegnet Hans einer Riesin, die ihm hilft. Ganz ähnlich wie im Märchen „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren" des Teufels Großmutter wird die Riesin zum Führergeist in dieser Riesenwelt.

Dreimal betritt Hans das neu entdeckte Reich und drei Objekte entwendet er von dort:

Das Gold

Zunächst stiehlt er einen Sack voll Gold. In der Alchemie galt Gold als erstarrtes Licht. Auch wenn Gold in Schmutz getaucht wird, bleibt es rein. So ist Gold im Buddhismus ein Symbol für Bewusstsein, Licht und Erleuchtung. Im Hinduismus gar wird Gold zu einer Erscheinungsform der Götter.
Hans erwirbt damit die Fähigkeit der eigenen Göttlichkeit. Im Grunde wird er selbst zu einem göttlichen Wesen. Er erwirbt das Bewusstsein, die Selbsterkenntnis.

Die Henne

Bei seinem zweiten Besuch entwendet Hans eine Henne, die goldene Eier legt. Die Henne ist das sprichwörtliche Bild der Mütterlichkeit und die Kelten verehrten die Henne als ein Attribut der Göttin Ceridwen. Das Huhn, die Henne, ist ein Symbol der Großen Göttin selbst. Sie legt Goldene Eier, d.h. aus sich selbst heraus erschafft sie das Ur-Ei, das den ganzen Kosmos enthält, ein Ursymbol der Schöpfung schlechthin. Im südamerikanischen Makumba-Kult und im karibischen Vodoo-Kult werden Hennen als Seelenführer bei Initiationsriten eingesetzt, im eleusischen Demeter-Kult (dem Kult zu Ehren der Erde selbst) baut die Henne die rituelle Verbindung auf. Hans ist nun also auch befähigt, das Bewusstsein und die Kraft der Erde, der Großen Göttin, zu rufen und die Schöpferkraft freizusetzen.

Die Harfe

Schließlich stiehlt Hans eine besondere Harfe, die so wunderbar singt, dass die Harmonien der Welt erklingen. Als ein uraltes Instrument ist die Lyra oder Harfe eine Leiter zu höheren Ebenen. Die Neuplatoniker verehrten die Harfe als ein Symbol für die flüchtigen Elemente Feuer und Luft, aber ebenso für das Wasser und die Erde. Die Harfe scheint die 4 Elemente in sich zu vereinen. Die Harmonie des Kosmos selbst ist das tragende Symbol. Die Harfe wird damit zur Gegenkraft des Chaos, die Gegensätze zu vereinen vermag. In dieser Kraft wird sie für Orpheus, dem Sohn der Muse Kalliope, zum leitenden Kraftobjekt in der Unterwelt. In der antiken Grabsymbolik ist die Harfe daher ausgesprochen häufig vertreten.
Hans erhält die Gabe, die Ordnungsprinzipien des Kosmos zu erkennen, zu verstehen und zu beeinflussen. Er wird damit zum wahren Schamanen oder Magier.

Der Dieb

Wie so oft rebelliert das Märchen gegen unsere herrschende moralische Grundauffassung, denn Hans ist ein Dieb, der sich die Gaben durch Raub und sogar durch den Tod des Riesen aneignet. Deshalb wird gerade bei Verfilmungen der Riese oft als ein Tyrann dargestellt, so dass Hans zum Befreier werden kann. Doch ist dies nicht die ursprüngliche Aussage. Hans ist tatsächlich ein Dieb. Er übt den in schamanischen Kulturen durchaus vertretenen rituellen Diebstahl aus. Viele Kulturbringer wie z.B. Prometheus stehlen die Gaben für die Menschen von den Göttern, ähnlich in den australischen Mythen die Kulturbringer Bildiwuwiju und Muralaidj, oder die sumerische Inanna die Weiheitstafeln ME, u.v.a.m.
Gerade der von Hans ausgeübte „rituelle Diebstahl" offenbart ihn als Schamanen, auch wenn dies sich mit unserer Moral reibt.

Hans erklettert den Weltenbaum und stiehlt sich in der Anderswelt, in der Nicht-Alltäglichen-Wirklichkeit, die Erleuchtung und Selbstermächtigung, die Schöpferkraft und die Fähigkeit, die Kräfte des Universums zu ordnen. Er wird zum Seelenreisenden, zum Schamanen.

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Bild © orla/istock

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Kommentare

Stefan BrönnleStefan Brönnle

Natürlich kann gerne auch schlicht überwiesen werden. Die Bankverbindung findet man auf S. 43 des Jahresprogramms 2020:

https://www.inana.info/user/files/Programm%202020-web.pdf

Petra LehmannPetra Lehmann

Ich sehe mir die Beiträge von INANA sehr gerne an. Dafür würde ich auch einen "Kaffee" spenden. Aber nicht so gerne über PayPal. Wenn Sie mir eine Kontonummer für eine kleine Spende nennen würden, wäre das für mich ok.

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