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Reden wir über das Klima...

11. Juni 2019 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Ökophilosophie, Erde, Ökologie | 4 Kommentare

Tornado über der Erde

Der Beitrag ist etwas länger als gewöhnlich an dieser Stelle. Kommentare setzen die moralische Verpflichtung voraus, den Beitrag vollständig gelesen zu haben.


Es ist buchstäblich ein heißes Eisen. Klima, CO2, Globale Erwärmung, sind Schlagworte, die fast zwangsläufig zu einer Kommentarflut, manchmal gar einem Shitstorm führen – egal von welcher Seite. Denn, ja, es gibt nicht nur zwei Seiten, sondern sogar zwei Fronten und dieses Gegeneinander lässt uns auf die Argumente des personifizierten Feinbildes gar nicht mehr hören. Geschädigte dieses „Ich habe Recht – Du Schlafschaf!" ist einmal mehr die Erde selbst. Darum geht es in diesem Beitrag auch weniger um das Klima an sich (wenn dies auch oberflächlich so scheinen mag), als vielmehr um die Symptomatik des >Klimas unserer Herzen<.



Social Media Kommentar

Jetzt steigt auch ihr auf dieses tote Pferd auf? Das enttäuscht mich sehr", so ein Kommentar auf einen von mir geteilten Beitrag über Globale Erwärmung. Das Thema ist tabu – egal ob befürwortend oder ablehnend. Wer sich nicht im eigenen Sinne äußert, gehört zum Feindbild. Weiter müssen wir nicht nachdenken. Ent-Täuschungen sind daher durchaus heilsam. Dabei hätten beide Seiten Wertvolles beizutragen, wenn man den Argumenten nur zuhören würde. Als gelernter Ökologe bin ich es ebenso gewohnt, komplexe Zusammenhänge zu betrachten, wie auch zwischen die Fronten zu geraten. Also: feuerfeste Handschuhe an und ran an das heiße Eisen:

Von Climategate und eingebildeten Katastrophen

Vor Jahren würgte ein Gruppenadministrator im Social Network eine Diskussion mit den Worten ab: „Wer den Klimawandel leugnet, ist für mich gleichbedeutend mit einem Holocaust-Leugner!" Solche Parolen zeigen: Längst geht es nicht mehr um eine wissenschaftliche Diskussion, sondern um Propaganda. Dabei müsste klar sein: Das eine ist ein historischer Fakt, der geschehen ist, das andere sind Prognosen, die in die Zukunft gerichtet sind. Sie beruhen zwar auf Fakten, sind aber interpretatorischer Natur. Deshalb ist es wenig verwunderlich, dass die wenigsten Klimaprognosen aktuell eingetroffen sind. Über 40 Prognosen des Weltklimarates IPCC haben sich bislang nicht erfüllt: Von den 2006 vorhergesagten wirtschaftlichen Verlusten in Höhe von 20% des Bruttoinlandsprodukts aufgrund des Klimawandels, haben sich je nach Rechnung 0,2 bis maximal 2% erfüllen können. Die Dürren in Afrika blieben aus, es ist sogar zu einer Vegetationszunahme gekommen (Das CO2 würde als Dünger wirken ist die heutige Erklärung). Und auch die von der UNO bis 2010 vorhergesagten 50 Millionen Klimaflüchtlinge erfüllten sich auch nicht.

Umgekehrt bedeutet dies aber nicht, dass alles nur ein Großer Fake, eine Lüge, ist. Es ist eine Debatte und in Debatten – vor allem wissenschaftlichen - darf, ja muss man zweifeln dürfen und unterschiedlicher Meinung sein.
Es gibt aber durchaus Ereignisse, die sehr nachdenklich stimmen: Im November 2009 wurden von einem Server der britischen University of East Anglia zahlreiche E-Mails gestohlen, die von Klimaforschern der dortigen Climatic Research Unit (CRU) im Laufe der vorherigen 13 Jahre geschrieben oder empfangen worden waren. Die 1972 gegründete CRU – eine damals gerade aus 20 Mitarbeitern bestehende Forschungseinrichtung sammelte und verglich weltweite Temperaturmessungen von 1850 bis heute, sowie auch auf Baumringen und Polarkernbohrungen beruhende Berechnungen der Temperaturen von vor 1850 und leitete davon die Klimaprognose der Globalen Erwärmung ab. Das Problem: Die CRU hatte in der Vergangenheit mehrfach externe Auskunftsanfragen über die Quelle Ihrer Interpretationen abgelehnt. Man konnte ihnen also glauben oder nicht. Durch die gestohlenen und veröffentlichten über 1000 Emails nun wurde offenbar, dass Forscher bei ihren Interpretationen getrickst hatten. Nicht sehr vertrauenerweckend (daher auch Climategate genannt; Dazu aber unten mehr). Im November 2011 wiederholte sich in noch größerem Ausmaß kurz vor dem UN-Klimagipfel in Durban ein Leak der CRU, der wiederum Spekulationen über die Zulässigkeit der Interpretationen aufflammen ließ. (Quelle)
Der Zweifel ist angebracht, ob die Klimaprognosen so stimmen.

„Wiŕ sind die Experten"! So u.a. der Arzt und Comidian Eckart Axel von Hirschhausen in einer Pressekonferrenz zu „Fridays for Future". Auch hier darf man zweifeln. Wirklich? Ist ein Arzt befähigt weltweite Temperaturdaten in Beziehung zu setzen und zu deuten? Oder sitzt er nicht vielmehr als Aushängeschild und bekanntes Gesicht dort oben auf dem Pressepodium. Welche Eigenschaften nominieren von Hirschhausen zum klimatologischen Experten?

Das Bombengeschäft

Um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten, wurden CO2- Zertifikate – sozusagen ein Umwelt-Ablasshandel – eingeführt. Durch diesen genialen Trick war es nun der neoliberalen Industrie und v.a. dem Finanzmarkt tatsächlich gelungen, Luft an der Börse zu handeln. Mit der CO2-Steuer soll nun Luft auch noch besteuert werden.

Emissionsrechte, also das Recht, die Umwelt zu verschmutzen, wurden zu Spekulationsobjekten, mit denen nicht nur Kraftwerksbetreiber und Stahlkonzerne handeln. Weltweit werden jährlich Emissionsrechte für 144 Milliarden Dollar umgesetzt. 90% davon kontrolliert die US-Terminbörse ICE, die fest in der Hand der US-Investmentbanken (Morgan Stanley, Goldman Sachs, JP Morgan...) ist. (Quelle) Großinvestor George Soros ist begeistert. Er bezeichnet selbst den Emissionshandel als „wenig transparent und anfällig für Manipulationen". „Deshalb ist er so beliebt bei Finanztypen wie mir", so Soros. Klimaangst im Zusammenspiel mit Zertifikat-Spekulationen und CO2-Steuer ist ein wunderbares Mittel, um aus Luft Geld zu machen. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt schlägt sich derzeit mit millionenschwerem Umsatzsteuerbetrug, basierend auf dem Emissionsrechtehandel, herum. Auch Mitarbeiter der Deutschen Bank stehen unter Verdacht. Hedgefonds treiben mit Wetten die Preisen der Emissionsrechte in die ihnen genehme Richtung, so dass die Umweltorganisation Friends of the Earth fordert, zunächst die Regulierung der Finanzmärkte zu verschärfen, bevor neue spekulative CO2-Instrumente auf den Markt kommen. Laut einer Studie des Öko-Instituts im Auftrag des WWF haben allein die fünf großen Stromversorger Deutschlands (Eon, EnBW, RWE, Vattenfall und Steag) in den Jahren 2005 bis 2012 Emissionsrechte im Wert von 21,4 Milliarden Euro kostenlos erhalten. "Der Handel mit Emissionszertifikaten hat sich als Goldesel für die Unternehmen erwiesen", sagte Juliette de Grandpré, Referentin für EU Energie- und Klimapolitik bei WWF Deutschland. (Die Zeit)

CO2, CO2, , CO2...

Es ist zu einem Mantra geworden: Das böse CO2 ist Schuld an der Globalen Erwärmung. Auch hierzu gäbe es viel Gegenteiliges zu sagen. Auch, wenn das Gas tatsächlich einen wesentlichen Anteil an Erwärmungsprozessen besitzt, gibt es doch auch noch eine ganze Reihe anderer Faktoren:

  • Methan vor allem aus riesigen Mastbetrieben
  • Großflächige Bodenversiegelungen und Bodenverlust aus der industriellen Landwirtschaft (so verlieren wir weltweit jede Minute etwa 30 Fußballfelder Boden).
  • Weltweite großflächige Entwaldung – v.a. der Verlust an alten Wald-Ökosystemen kommt hier zum Tragen
  • Erwärmung durch Mikrowellen (durch weltweite Zunahme des Mobilfunks, Radaranlagen und militärische Experimente).
  • u.v.m.

Es ist uns klar, dass nicht CO2 alleine Schuld ist", so ein Klimaaktivist in einem persönlichen Gespräch, „aber der Propagandazug rollt, man kann ihn nicht aufhalten. Wir versuchen mitzufahren und positiv zu nutzen soweit es geht".

Kein Zweifel, da rollt eine Propagandamaschine, die gewinnbringend eingesetzt wird. Aber bedeutet dies im Umkehrschluss, dass alles ein Großer Fake ist? Müssen wir uns mit Faktenlagen gar nicht mehr beschäftigen, da „alle unter einer Decke stecken"?

Unzweifelhafte Fakten

Wir mögen über die Gesamtinterpretation diskutieren können, doch es gibt Fakten, die m.E. einfach bestehen und über die wir nicht hinwegblicken dürfen. Aufgrund des Platzes, möchte ich hier nur zwei Beispiele bringen: Korallen siedeln in Symbiose mit photosynthetisch aktiven Einzellern. Wenn diese abgestoßen werden, verlieren die Korallen ihre Färbung, weshalb das Phänomen auch als Korallenbleiche bekannt ist. Die Korallenbleiche führt langfristig zum Absterben riesiger Riffe und damit ganzen Ökosystemen. Induziert wird die Abstoßung der Einzeller durch eine geringfügig höhere Wassertemperatur. Die Häufigkeit und Intensität der Korallenbleiche-Ereignisse nimmt von Jahr zu Jahr zu. In den Jahren 1998 und 2002 waren 50 bis 60% des Great Barrier Reef betroffen, 5% starben endgültig ab. 2014-2017 wurde das Great Barrier Reef zu 93% geschädigt, 55% davon schwer.

Auch dem Seestern ging es nicht besser. 2013 kam es durch einen Anstieg der Meereswassertemperatur an der Pazifikküste Amerikas von Mexiko bis Alaska zu einem Sterben der Seesterne in einem unglaublichen Ausmaß: Milliarden von Seesternen zerfielen zu einem weißen Brei. (Weitere Beispiele siehe „Es wird hitzig")
Solche Ereignisse können wir mit einem „Alles Fake!" nicht einfach beiseite wischen!
Zahlreiche Untersuchungen zum Climategate-Skandal der CRU (Pennsylania State University 2010, Wissenschafts- und Technologie-Ausschuss des Britischen Unterhauses 2010, University of East Anglia und Scientific Assessment Panel 2010, u.a.) kamen übrigens zu dem Schluss, dass das Verhalten der CRU, Ursprungsdaten zurückzuhalten, zwar zu tadeln sei, der bemängelte „Trick" aber lediglich eine „statistische Methode war, mit der zwei oder mehr unterschiedliche Arten von Datensätzen auf legitime Art mit einer Technik zusammengeführt wurden, die von vielen Kollegen des gleichen Forschungsgebiets überprüft worden ist." Der Vorwurf des Betrugs also wurde beseitigt (was man natürlich auch wieder bezweifeln kann).

Wer fördert die Erwärmungs-Gegner ?

Dass die Global-Warming-Parolen ein Geschäft darstellen, wurde oben gezeigt. Schnell kommt daher bei „Erwärmungs-Kritikern" der Vorwurf auf, die Klimawissenschaften wären gekauft.

Social Media Kommentar

Doch wie sieht es eigentlich umgekehrt aus? Haben wir tatsächlich die „erwachten" Klimaskeptiker, die als braver David dem bösen Erwärumgs-Propaganda-Goliath gegenüberstehen? Auch hierzu gibt es durchaus Studien. Corporate funding and ideological polarization about climate change heißt eine von ihnen. Amerikanische Think-Tanks und Unternehmen wie der Ölkonzern ExxonMobil oder Koch Industries (ein Mischunternehmen mit Produktionsbereichen Erdöl, Erdgas, Chemie, Asphalt, Kunstdünger, Kunststoffe, Energie, u.v.m.) stellen der US-Klima-Contrarian-Bewegung (den Erwärmungs-Skeptikern/Leugnern) jährlich 900 Millionen US-Dollar zur Verfügung – alleine in den USA. Exxon hatte (Stand 2011) 130 Klima-Skeptiker-Organisationen finanziert.
Ihr Vorgehen: „Die Verwendung von ‚Frontgruppen', die von der fossilen Brennstoffindustrie finanziert wurden, einschließlich voreingenommener ‚Think Tanks'; fingierte ‚Astroturf'-Graswurzel-Organisationen und etablierte Wirtschaftsverbände, die bereit waren, bei den Bestrebungen zu helfen; die Rekrutierung und Finanzierung von Wissenschaftlern (aller Disziplinen), die in Public Relations ausgebildet und dazu bereit waren, dem ‚konventionellen' Standpunkt zum Klimawandel zu widersprechen; die Verwendung einer medialen ‚Echokammer', um ihre Botschaft zu wiederholen und zu verstärken; die Nutzung zweifelhafter ‚Petitionen', um den falschen Eindruck von Streitigkeiten unter Klimawissenschaftlern zu erwecken..." (Zitat)


Geschäft vs. Geschäft/Manipulation vs. Manipulation

Insofern sind bei den Klimaveränderungsbefürwortern wie auch bei den Klimaskeptikern mindestens ebenso viele Geschäftsinteressen vertreten – sie kommen nur aus verschiedenen Industriezweigen.
Dies sieht auch in anderen Geschäftszweigen nicht anders aus: Auf das Dieselbashing folgt aktuell das Elektroauto-Bashing. Es sind Handelskriege. Sie sollten uns nicht beeindrucken. Gleichsam können wir die jeweiligen Argumente prüfen und für die eigene Meinungsbildung nutzen. Dies ist jedoch nur möglich, wenn wir die jeweils andere Seite auch anhören. Abfällige „Schlafschaf"-Bemerkungen dienen nur einem wirklich: Dem Großkapital und seiner Industrie, die beide Seiten der Frontbildung finanziell unterstützt . Sie werden der Erde nicht helfen.

Klimadebatte der Herzen

Mir ging es wie einleitend geschrieben mit diesem Beitrag nicht darum, die Klimadebatte zu entscheiden. Auf beiden Seiten gibt es noch unzählige Argumente. Vielmehr ging es mir darum, eine Klimadebatte der Herzen zu induzieren.

  • Es ist kein Weg, der der Erde hilft, Schlagworte (CO2) alleine verantwortlich zu machen
  • Es ist kein Weg, der der Erde hilft, Luft zu vermarkten und daraus erneut Profit zu schlagen
  • Es ist kein Weg, der der Erde hilft, Atomkraftwerke monokausal nun wieder als „klimaneutral" zu hypen.
  • Es ist kein Weg, der der Erde hilft, den Kopf in den Sand zu stecken und zu sagen „alles Angstmache!"
  • Es ist kein Weg, der der Erde hilft, in unserem Massenkonsum und Erdvermüllung einfach weiterzufahren wie bisher und es sich auch noch schönzureden.

  • Was wäre so schlimm daran, wenn wir anstatt uns gegenseitig herabzuwürdigen, zu verletzen und zu beschimpfen, zusammenarbeiten würden: Skeptiker und Befürworter der Klimawandel-Theorie?
  • Was wäre so schlimm daran, wenn wir den CO2-Ausstoss reduzieren, indem wir Massentierhaltung abschaffen oder deutlich beschränken und damit auch unsägliches Tierleid reduzieren würden?
  • Was wäre so schlimm daran, wenn wir Verbrennungsmotoren abschaffen, um CO2 zu reduzieren und mit ihm eine Unzahl an Stickstoffoxiden, Kohlenmonoxid und Kohlenwasserstoffen?
  • Was wäre so schlimm daran, die Kritik am Elektromotor ernst zu nehmen UND die am Verbrennungsmotor und einen gemeinsamen neuen Weg zu finden?
  • Was wäre so schlimm daran, gemeinsam den Massenkonsum und den mit ihm verbundenen Müll zu reduzieren?
  • Was wäre so schlimm daran, Wälder großflächig ökologisch zu bewahren oder gar aufzuforsten (insbesondere den Regenwald)? Es würde nicht nur das freie CO2 minimieren, sondern auch die ökologische Stabilität fördern.
  • Was wäre so schlimm daran, auf Kunstdünger zu verzichten oder sie deutlich einzuschränken?

Wir können miteinander reden, man muss nicht auf einer Seite der Front stehen. Aber dazu müssen wir das Klima unserer Herzen verändern. Wir müssen sehen, dass auch im Gegenüber ein Mensch ist, eine Seele und nicht nur eine paroleschreiende Maschine.

Frage dich doch das nächstemal, bevor Du einen Klimaaktivisten oder Skeptiker abkanzelst:

  • Was ist der Grund für meine Aggression, dieser Seele gegenüber?
  • Wovor habe ich Angst?
  • Worauf will ich in meinem aktuellen Lebensstil nicht verzichten und warum eigentlich nicht?
  • Was ist mir an meinem gegenwärtigen Lebenstil wichtiger
  • als eine gesunde Erde?
  • als gesunde Nachkommen?
  • als das Leid der Natur?
  • Geht es mir darum, Recht zu haben oder glücklicher zu sein?

Ich bin ein „hoffnungsloser Optimist". Ich glaube, gemeinsam können wir es schaffen....

Titelbild © Thinkstock
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Kommentare

Birgit PfaffBirgit Pfaff

Lieber Stefan, danke dass du zu den feuerfesten Handschuhen gegriffen und diesen Artikel geschrieben hast. Deine Schlussfolgerungen sind auch die meinen und ich werde nicht müde sie bei jeder Gelegenheit ins Feld raus zu geben. alles Liebe aus dem Norden von Mara

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