Die Verehrung der Götter im Wasser fand seinen Niederschlag in Opfern an sie. Noch heute tauchen Kinder bei der Römerbrücke in Trier nach Münzen aus römischer Zeit, und noch 1913 hat der Flussmeister bei der Einweihung der Rosenheimer Inn-Brücke ein Geldstück mit Weihespruch in den Inn geworfen.
In der Tat ist es so, dass Flüsse große, einheitliche "geistige Systeme" — "Felder höherer Ordnung", wie sie Rupert Sheldrake nennt — darstellen können. Es ist, als würde den Fluss ein bestimmtes „Thema“, ein „geistiges Prinzip“ begleiten, das sich im Kult als Gottheit manifestiert.
Neckar und Donau entspringen nahe beieinander im Schwarzwald. Während aber der Neckar nach Norden fließt, dessen Richtungsqualität mit geistiger Klarheit und Mentalität verbunden ist, ist die Donau der einzige große Strom Mitteleuropas, der sich nach Osten orientiert! Der Osten ist die spirituelle Richtung der Welt, weshalb auch die Kirchen geostet sind, der aufgehenden Sonne entgegen. Und wirklich ziehen sich diese beiden Themen — die Mentalität des Neckars und die Spiritualität (bzw. der Mystizismus) der Donau — an den Ufern der beiden Flüsse entlang. Schon an der Quelle verhält sich die Donau ungewöhnlich, beinahe mystisch. Die beiden Bäche, Brigach und Breg, die den Anfang der Donau bilden, fließen nicht wie all die anderen Bäche dieser Gegend nach Norden oder Süden, sondern nach Osten, wo das Gelände um mehrere hundert Meter ansteigt”! Bei Donaueschingen vereinigen sich die beiden Bäche und fließen als Donau weiter auf einem Höhenrücken nach Osten. Oft sind es nur wenige Höhenmeter, die den Fluß von den Senken trennt, die im Norden zum Neckar, im Süden zum Hochrhein führen. Bis nach Ungarn hinunter ist die Donau der Strom des Barock, und viele an ihr liegende Städte sind aufs engste mit der geistlichen Macht verknüpft. In Oberschwaben lagen auch die meisten reichsfreien Staaten mit den Klöstern als Machtzentren. Vorbei am berühmten Kloster Beuron, dem Ruhmestempel der Walhalla und dem ältesten Kloster Bayerns — Kloster Weltenburg — fließt die Donau nach Passau, wo sich ab 739 geistliche und weltliche Macht aufs innigste vereinten. In der Wachau ist die Donau eng mit dem Nibelungenlied verknüpft, und viele bedeutungsvolle Städte der Donau erscheinen wie Male einer alten mystischen Zeit ohne viel Bezug zur Moderne.
Der Neckar dagegen führt mit seiner Mentalität aus dem Mythos heraus. Die Städte an seinen Ufern sind verbunden mit freiheitlich—modernen Impulsen, es sind die „freien Reichsstädte“ wie Heilbronn, Eßlingen oder Rottweil, vor allem aber die großen Universitätsstädte, die Urkeime des Humanismus und der Philosophie: Tübingen und Heidelberg. Daher hat Emil Bock einst mit Recht den Neckar als protestantischen, die Donau aber als katholischen Strom bezeichnet”.
Bild © Stefan Brönnle
Kommentare
Die Geschichte über die donau hört sich gut an, ist jedoch historisch nicht belegbar.
Die deutschen Flüsse haben früher überwiegend nach Norden entwässert, auch die donau. Die donau und der Main waren früher eins, das lässt sich auch heute ganz einfach im donauschotter nachweisen durch die schwarzen weiß-gebänderten lydite.
Flüsse haben im Leben des Menschen immer eine zentrale Rolle gespielt, zweifelsohne.