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Geomantie, Astronomie und Mythologie in Synthese: Kultplatz Falera

02. Sept. 2016 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Geomantie, Phänomene, Radiästhesie, Astronomie, Symbolik, Mythologie | 0 Kommentare

Kirche St. Remigius und Menhire in Falera

Im kleinen Ort Falera bei Laax im Kanton Graubünden (CH) liegt eine einmalige Kultstätte: Auf dem „Muota“ (Muta) genannten Hügel steht nicht nur eine Kirche, die bis in die Romanik zurückgeht (Turm: 13.Jahrhundert), sondern auch auf über 400 Metern Länge aktuell über 34 Menhire, die sich zu Steinreihen und Steinkreisen formieren. Schon Kirche und Steine verweisen auf eine lange Ortskontinuität dieses Kraftortes. Nach aktueller archäologischer Auffassung sind die Menhire von bronzezeitlichen Erbauern (ca. 1400 v. Chr.) aufgerichtet worden. Für die meisten Steinreihen konnten erstaunliche astronomische Bezüge zu Sonnenaufgangspunkten an den Tagundnachtgleichen, den Sonnenwenden, zu Landschaftsmarken am Horizont, die mit historischen Sonnenfinsternissen in Beziehung stehen u.v.a. belegt werden. Aus der Fülle dieser Bezüge wollen wir uns vor allem einen betrachten, der das geomantische und astronomische Wissen der Erbauer mit Mythologie und Brauchtum deutlich verbindet:

Übersichtskarte FaleraDas sogenannte „Hauptalignement“, also die bekannteste Steinreihe, weist auf den Sonnenaufgangspunkt am Horizont 30 Tage vor und 30 Tage nach der Sommersonnwende über dem Gipfel des Calanda („Kalender“?), also am 21.Mai und 21.Juli, sowie durch differierende Horizontüberhöhungen der Berge auf die Sonnenuntergangspunkte am 11. November und 2. Februar.

Eine Verlängerung der Steinreihe nach Westen führt über die Kirchen von Ladir (hier mehrere Menhire), Ruschein (bronzezeitliche Siedlungsreste, Schalensteine), die Kapelle bei Gula/Schnaus und die Kirche Str. Martin/Obersaxen. Nach Osten verlängert liegt die Kirche St. Nikolaus in Laax mit auf der durch die Menhire vorgegebenen Linie.

Geomantische Situation Falera

Die Daten scheinen zunächst willkürlich, da kein Kardinalaufgangspunkt etwa zu den Sonnwenden angepeilt wird, doch insbesondere die geomantisch-radiästhetische Analyse weist hier auf eine höchst interessante Verbindung von Astronomie, Geomantie und Mythologie hin. Die mächtigen Menhire stehen auf einer sogenannten Drachenlinie, die damit auch über dieRadiästhetische Arbeit an einer Steinreihe in Falera oben genannten Kirchen mit ihrer prähistorischen Bedeutung verläuft. In der Zusammenarbeit mit Hans-Jörg Müller entdeckten wir in den 1990er Jahren dieses Phänomen zuerst an einer Margarethenkirche, weshalb eine ältere Bezeichnung für die Drachenlinie auch Margarethenlinie war. Interessanterweise ist nun der 21.Juli, an dem die Sonne in der Visurlinie der Steine am Horizont aufgeht, der Margarethentag, dem insbesondere in Graubünden eine besondere Bedeutung zukommt. Das hier gebräuchliche Sontga-Margarethenlied geht auf einen alten Fruchtbarkeitsritus zurück. Die heilige Margarethe wird u.a. bei Gebärschwierigkeiten angerufen. Damit wurden die Steine zum einen astronomisch (Visurlinie), zum anderen geomantisch (Drachenlinie) ausgerichtet. Hinzu kommt eine starke mythologisch-symbolische Bedeutung: Der oben erwähnte Sonnenuntergangspunkt am 11.November bezieht sich auf dem Martinstag. Der Martinstag hat insbesondere in der Verkultung der Seelen eine besondere Bedeutung (hier dazu mehr). Der Martinzug gleicht dem Zug der Seelen bei der „Wilden Jagd“. So stehen die Steine zwischen dem Sonnenaufgang am Margarethentag und dem Sonnenuntergang am Martinstag symbolisch-mythologisch zwischen Tod und Leben, sie beschreiben sozusagen eine „Lebenslinie“.

Die Abbildung in der St. Remigiuskirche auf dem Kulthügel scheinen diese Symbolik zu bestätigen: Auf der Nordseite der Kirche finden wir im Innern eine Abbildung des Abendmales. Die Nährung, das Essen und damit die Körperlichkeit (allerdings durchaus auch im spirituellen Sinne, also die Leiblichkeit) steht im Mittelpunkt des Bildes. Zudem gibt es enge Bezüge der Aposteldarstellung zum Zodiak (siehe hier) Dabei verkörpert Judas das Sternbild Skorpion. In der Darstellung in St.Remigius ist er hervorgehoben, indem Judas nicht mit den anderen am Tisch sitzt, sondern vor dem Tisch steht. Der St. Martinstag liegt zeitlich in der Skorpionzeit.

Auf der anderen Kirchenseite finden wir eine übergroße Darstellung christlicher Jenseitsvorstellungen: Die Wege ins Paradies, die Hölle, das Fegefeuer…. So wird Leben und Tod, sowie der Sternenbezug (Zodiak der Jünger) in der Kirche thematisch wiederholt und bekräftigt noch einmal die symbolisch-mythologische Bedeutung der Hauptsteinreihe.
Die Kirche selbst ist von einer Friedhofsmauer umgeben, deren nördlicher Rand mit in das Hauptalignement hinein ragt. Die radiästhetischen Strukturen weisen darauf hin, dass die Friedhofsmauer in großen Anteilen unmittelbar auf den Standort eines älteren Steinkreises gesetzt wurde.

So verbinden sich in Falera geomantisches und astronomisches Wissen, vorchristliche und christliche Verkultung zu einem einzigartigen Kraftort in der Balance von Tod und Leben.

Fotos © Stefan Brönnle

Geomantische Bezüge/Karte © Stefan Brönnle
Karte Menhir-Alignements: parclamutta.falera

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