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Erde und Mensch: Das Märchen Rapunzel

03. Dez. 2015 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythen, Symbole, Wesen, Erde, Märchen | 0 Kommentare

Ein Turm

Märchen sind Mythen mit einer tiefen Symbolik. Sie greifen zurück auf kulturelle seelische Erfahrungsschätze. Viele dieser Seelenerfahrungen reichen dabei weit in die grundlegende Beziehung von Erde und Mensch hinein. In dieser Reihe wollen wir dem geomantischen Gehalt einiger Märchen nachspüren.

Wer das Märchen nicht kennt und noch einmal lesen möchte, findet es hier


In >Rapunzel< begegnet uns die Dreigestaltigkeit der matrifokalen Göttin, wobei ihre Hauptrolle im Märchen auf das kosmische Prinzip verweist. >Rapunzel< zeigt deutliche Anklänge zu anderen matrifokalen Mythen: Da ist zum einen eine Sagenversion um Demetra, die Tochter der Kore. Demetra wird von einem Zauberer in einen Turm gesperrt. In der Sage um Danaë, der späteren Mutter von Perseus begegnet uns erneut das Motiv der in den Turm gesperrten Jungfrau: Akrisios sperrt seine Tochter Danaë in einen Bronzenen Turm, doch Zeus entflammt in Leidenschaft zu ihr und begattet sie als goldener Regen. Und schließlich haben wir deutliche Anklänge in der Heiligenlegende um die Heilige Barbara, die mit Margaretha (Drache) und Katharina (Rad) durch den Turm als Attribut deutlich auf den kosmischen Aspekt der Göttinnentrinität verweist. Auch Barbara wurde von ihrem Vater in einen Turm gesperrt.

Allzudeutlich erkennen wir so in Rapunzel den kosmischen Aspekt der Göttin wieder. Der Turm, Symbol der Weltenachse (axis mundi), zeigt sie als von der materiellen Welt entrückt. Unmittelbar nach ihrer Geburt wird Rapunzel – noch nicht Frau geworden – in den Turm gesperrt. So wie die heilige Barbara, die keusch bleiben wollte, ist Rapunzel so (zu nächst) dem erotischen Aspekt der Existenz entzogen. Dennoch ist sie das „schönste Kind unter der Sonne“, ein göttliches Wesen. Als Himmelsleiter dient ihr langes Haar.

Haare galten in vielen Kulturen als Zeichen spiritueller Kraft, manchmal galten insbesondere lange Haare als Zeichen der Unberührtheit. Insbesondere als „goldenes Haar“ erkennen wir einmal mehr den göttlich-solaren Aspekt der „kosmischen Göttin“ Rapunzel.

Als Rapunzel schwanger wird, wechselt der Zyklus quasi vom kosmischen (weißen) in den kreativen, schöpferischen (roten Aspekt). Daher muss sie den Turm verlassen und wird von „Frau Gothel“ in die Einöde materieller Existenz verbannt. Diese Szene wurde von den Gebrüdern Grimm selbst zensiert. In einer älteren Version lassen sie Rapunzel noch sagen: „Sag sie mir doch Frau Gotel (Gothel), meine Kleider werden mir so eng und wollen nicht mehr passen“. Dieser für die damalige Zeit anzügliche Hinweis auf Rapunzels Schwangerschaft, wird in der Version von 1819 bereits von den Gebrüdern Grimm getilgt.
Interessanterweise ist es ja die Schwangerschaft ihrer leiblichen Mutter, die das Drama um Rapunzel erst auslöste. Ihre Mutter wird von den im geheimen Garten wachsenden Kräutern, eben dem Rapunzel, vollkommen in den Bann geschlagen: „…. Dass sie lüstern ward und das größte Verlangen empfand“. Ein deutlicher Hinweis auf den „roten Aspekt“, der von der Mutter vertreten wird.

Die „alte Zauberin“, die in der Grimm-Version von 1810 noch eine Fee ist, stellt selbst einen übergeordneten Göttinnenaspekt dar. Sie wird „Frau Gotel (Gothel)“ genannt. Gothel ist eine indoeuropäische Muttergöttin. In unserem alten Wort für Patin „Gotte“ ist sie noch gegenwärtig. Im altenglischen wird dies noch deutlicher: „godship“ (Patin/Pate) heißt wörtlich „gottesverwandt“. So erscheinen leibliche Mutter (roter Aspekt), Frau Gothel (Machtaspekt, schwarz) und Rapunzel in ihrem jungfräulich-weißen Aspekt als drei Formen der gleichen Göttin.

Der Fortgang des natürlichen Zyklus will es, dass der weiße sich in den roten Aspekt wandelt, Rapunzel schwanger wird, aus dem Turm auf die Erde herabsteigen muss, um dort ihre Zwillinge zu gebären.

Der Königsohn hatte als „Strafe“ sein Augenlicht verloren, doch die heilende Kraft der Tränen, des Augenwassers Rapunzels, lässt ihn wieder sehend werden. Die bleibende Symbolik der Augen (visionär sein, erleuchtet sein), verweist darauf, dass Rapunzel trotz ihres materiellen Zyklus, in dem sie sich befindet, übergeordnet die kosmische Göttin der Ganzheit repräsentiert. Rapunzel ist die Liebe, sie verbindet das Geistige und das Irdische…

Bild © Thinkstock

Hier noch einmal unsere Märcheninterpretationen, die das Verhältnis von Erde und Mensch ins Zentrum rücken:Verschiedene symbolische Märchenbilder

Schneewittchen

Dornröschen

Der Froschkönig

Frau Holle

Hase und Igel

Der Wolf und die 7 Geißlein

Schneeweisschen und Rosenrot

Rumpelstilzchen

Und alles im Überblick

Bild © Stefan Brönnle

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