Christi Himmelfahrt: Ein einzigartiges christliches Fest? Mitnichten! Die Himmelfahrt des Gottessohnes wird in der Bibel bei Markus (16,19), Lukas (24,51) und in der Apostelgeschichte (1,1 – 11) erwähnt. Wir halten den „Dimensionswechsel“ Christi für ein einzigartiges Ereignis, das die Göttlichkeit des „wahren Menschen und wahren Gottes“ Jesus Christus untermauert, dabei gehört gerade diese in schamanischen Kulturen zur – man könnte sagen „alltäglichen“ – Realität: Der Schamane erklettert in Trance den Weltenbaum, nimmt den Rauch eines heiligen Feuers als Aufstiegshilfe oder erklimmt den Weltenberg, um von dort in die „Obere Welt“ zu reisen. Zu den Kräften eines Medizinmannes des Mara Stammes gehört es, während der Nacht mit Hilfe eines für die gewöhnlichen Sterblichen unsichtbaren Seiles bis in den Himmel klettern zu können, wo er sich mit den Geistern der Sterne unterhalten darf.
Im Mithraskult, der für das Christentum einst eine echte Konkurrenz darstellte, erfolgt der Aufstieg in die kosmischen Regionen über die Planetensphären. Die Planeten bewegen sich und tragen die Seele zu dem ewigen Fixsternhimmel hinauf. Der Eingeweihte des Mithraskultes zählte die Stufen zur Sonne und erklomm eine siebensprossige planetarische Leiter, die ihn von der Dunkelheit ins Licht führt.
Herakles wurde, als er seine zwölf Aufgaben bewältigt hatte, in den Olymp „entrückt“. Auch er „fährt in den Himmel“.
Die Seele des verstorbenen ägyptischen Pharaos erklomm ebenso eine Himmelsleiter: Die Ägypter haben in ihren Totentexten auch den Ausdruck "asken pet" („asken“ bedeutet „Stufe“) bewahrt, um zu zeigen, dass die Leiter, die der Sonnengott Ra ihnen gibt, um zum Himmel zu steigen eine wirkliche Leiter ist. In den Sprüchen des ägyptischen Totenbuches heißt es: „Aufgestellt ist für mich die Leiter, damit ich die Götter sehen kann“. Und an anderer Stelle: „Die Götter machen ihm eine Leiter, damit er mit ihrer Hilfe zum Himmel steigen kann.“
„Ich fahre über die Welt zum Himmel,
und ich stehe auf als "Schu" [Luftgott],
damit ich das Licht befestige
auf den beiden Stangen der Leiter,
welche die "Unermüdlichen" [d.h. die Toten]
aufsteigen lässt, fern über die Köpfe.“
Ägyptisches Totenbuch
Selbst Mohammeds magischer Flug in die sieben Himmel wird auch als Klettern auf einer Himmelsleiter - der "mi`raj" - beschrieben. In Ibn Ishaqs Erzählungen sagt Mohammed, dass die Leiter auf der er den Himmel erklomm, von den „Menschen in ihrer Todesstunde gesehen wird“. Islamischen Überlieferungen zufolge wurde der Prophet Mohammed durch ein Wunder von Mekka nach Jerusalem versetzt, von wo aus er zum Himmel hinaufstieg.
Der Aufstieg zum Himmel ist daher keine Außergewöhnlichkeit, sondern geradezu ein Klassiker „spiritueller Vorbilder“, eine Fähigkeit, die zu den Grundlagen der schamanischen Arbeit gehört.
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Die Große Mitte
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