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Die Hierarchien der Engel

02. Dez. 2024 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythen, Engel | 0 Kommentare

Engelhierarchien
Engel sind im allgemeinen Volksglauben meist Beschützer. Auf Esoterikmessen erscheinen sie als süßliche, in Pastelltönen gehaltene Geistwesen, die ihre liebende Kraft über den Menschen ergießen. Doch dieses Bild hält weder einer religionswissenschaftlichen Betrachtung stand, noch entspricht es meiner Erfahrung. Vielmehr sind Engel Urgewalten, unmittelbarer Ausdruck der göttlichen Absicht. Man könnte in der Tat die Absicht selbst als Engel begreifen. Natürlich ist ihre Haltung die der Liebe, doch es ist keine kuschelige Liebe, sondern eine innere Haltung, die sich ganz dem Geschehen und der Existenz zuwendet. Ihre Aufgabe ist zugleich ihr innerstes Wesen und wie die elterliche Autorität für ein Kleinkind zwar von Liebe getragen ist, aber für das Kind selbst oftmals als unbequem, dem eigenen Willen zuwiderlaufend, ja gelegentlich gar als grausam erfahren werden kann, so kann auch diese liebende Art der Engel in ihrer Absolutheit alles andere als Geborgenheit vermittelnd wirken.
So ist das erste Wort, das ein Engel zu den Menschen spricht, in der Regel „Fürchte Dich nicht!“ Ihre Urgewalt ist eben für den Menschen zu fürchten. Sie bringt die menschliche Seele dazu, gespiegelt zu werden. Der Engel legt gleichsam den Finger nicht nur auf, sondern in die Wunde, damit wir unser innerstes Wesen erkennen: Göttlich zu sein!

Das Engelsbild der Kirche, vornehmlich der katholischen, beruht dabei zu weit über 90% auf einer Person: (Pseudo-) Dyonisios Areopagita (ca 500 n. Chr.). Er stellte die Engels-Hierarchien auf, denen auch andere Denker wie Rudolf Steiner folgten. Es ist das Bild einer neunstufigen Leiter, die von der Urquelle abwärts zum Menschen führt und in drei Gruppen oder Hierarchien geteilt wird.

I. Hierarchie

Die erste Hierarchie wird in der christlichen Interpretation dem „Vater“ zugeordnet. Sie ist ganz der Urquelle – „Gott“ zugewandt.

Die Seraphim

Seraphim

Die Wurzel des Namens geht auf śrp̄ „brennen“, „verbrennen“, „entflammen“ zurück. Dionysios Areopagita nennt sie daher "die Erglüher". Die Seraphim werden dargestellt mit drei Flügelpaaren, gelegentlich auch nur als Auge mit drei Flügelpaaren oder als menschliche Gestalt, deren eines Flügelpaar das Gesicht verhüllt, eines ausgebreitet ist und eines die Füße verbirgt. Sie singen ein ewiges "Heilig, heilig, heilig..." Dies symbolisiert, dass auch ihnen die letzte Berührung Gottes versagt ist, ebenso aber auch den Boden (die Materie) zu berühren. Ihr Wesen ist sozusagen das Numinose Gottes. Daher entsprechen sie am meisten der göttlichen Präsenz, weshalb sie auch als "Geister der Liebe & Reinheit" beschrieben werden.

Befremdlich mag zunächst erscheinen, dass sie in ihrer Symbolik stark mit feuerspeienden Schlangen oder eben Drachen verbunden sind. Frühe Abbilder zeigten sie auch als solche. Erst später wandelte sich die Vorstellung zu eher antropomorphen Engelswesen. Wir erkennen hierin, dass gleichsam auch die Drachen ein Pendant zur Engelwelt darstellen. So, wie die Sepraphim die Heiligkeit Gottes ausdrücken, so wirken die Drachen die Heiligkeit Gaias. Sie sind gleichsam "Engel der Erde".

Die Cherubim

Cherubim

Die Aufgabe der Cherubim ist das Tragen der Göttlichkeit und der Schutz des Lebensbaumes, den wir durchaus auch als Weltenbaum sehen können. In der Genesis sind sie an der Vertreibung des Menschen aus dem Paradies beteiligt. Sie werden als "Geister der Harmonie, der Weisheit und des Wissens" bezeichnet. Bildlich richtet sich ihre Darstellung meist an der Vision des Ezekiels aus: 4 geflügelte Wesen mit den Kopf eines Menschen, eines Adlers, eines Stieres und eines Löwen. Es sind die uralten Himmelswächter, wie sie schon gut 3000 v. Chr. erdacht waren. Heute werden ihnen symbolisch die 4 Evangelisten gleichgesetzt als Bewahrer des Wortes Gottes. Dann aber auch werden sie als Räder abgebildet. Die Cherubim leiten ihren Namen ab vom akkadischen kāribu „segnen“, „weihen“, „grüßen“. Ihre Aufgabe ist gleichsam die Verhüllung Gottes. Sie stellen sozusagen mit ihren Leibern den Weltenbaum dar.

Die Throne

Die als Throne bezeichnete dritte Stufe der ersten Hierarchie sind die Geister des Wellens und des kosmischen Gleichgewichts. Sie repräsentieren das kosmische Prinzip von Ursache und Wirkung, gleichsam das Urgesetz. Gelegentlich werden sie als Feurräder abgebildet, wobei aber eine starke Durchmischung mit den Darstellungen der Cherubim, aber auch der Seraphim besteht.

II. Hierarchie

Die zweite Hierarchie ist dem Sohn zugeordnet. Hier wenden sich die Kräfte bereits der Schöpfung, also der Verstofflichung zu (daher "Sohn"), obgleich die Engel selbst natürlich alles andere als stofflich sind. Bildliche Darstellungen zu den Engeln der zweiten Hierarchie gibt es praktisch nicht.

Kyriotetes – Weltenlenker


Die erste Sprosse der zweiten Hierarchie wird von den sogenannten Weltenlenkern eingenommen. Sie werden auch als Herrschaften bezeichnet. Sie geben Impulse in das Weltgeschehen und vermitteln als Angelos (Bote) damit die göttliche Weisheit.


Dynameis – Weltenkräfte


Eine Stufe tiefer stehen die Dynameis. Sie sind Verkörperungen der Weltenkräfte und dadurch mit den Bewegungsprozessen verbunden. Sie werden auch als "Mächte" tituliert. In der dualistischen Betrachtung gelten sie oft als Verteidiger des göttlichen Lichtes. In ihrer Zuwendung zur Schöpfung beseitigen sie die Hindernisse auf dem spirituellen Entwicklungsweg der Evolution. Sie ziehen gleichsam alle Bewusstseinssplitter in der Schöpfung zurück zur Urquelle.


Exusiai – Offenbarer


Die dritte abwärtsführende Sprosse der zweiten Hierarchie wird von den Exusiai eingenommen, die auch als Offenbarer oder Gewalten bezeichnet werden. Sie verkörpern die kosmische Ordnung und bilden die Archetypen vor, die maßgeblich für die Formbildung sind. Die heilige Geometrie greift gleichsam auf diese Seinssprosse der Engelwesen zu. Mit ihr wird die kosmische Ordnung manifest. Als Schöpfergeister bilden sie die Brücke zur III. Hierarchie (Heiliger Geist).

III. Hierarchie

Die dritte Hierarchie schließlich wird der Schöpferkraft Gottes, dem Heiligen Geist, zugeordnet. Von hier ab nun erfolgt eine unmittelbare Einflussnahme des Menschen, zunächst kollektiv, dann gar individuell.

Archai – Zeitgeister

Steinrelief Engel mit Sanduhr

Die Archai sind die Urkräfte, auch als "Fürsten" bezeichnet. Rudolf Steiner interpretiert sie als die Zeitgeister, die die geistigen Grundimpulse in eine Epoche lenken. Der "Geist der Renaissance" oder des "Informationszeitalters" sind gleichsam diese Wesen. Sie nehmen das menschliche Individuum nur insofern in ihren Fokus, als dass dieses wesentlich Impulsgebend für seine Epoche wirkt. Ein Leonardo Da Vinci z.B, oder ein Albert Einstein. Menschen, die von den Archai beeinflusst sind, besitzen ein hohes Maß an Kreativität, die Fähigkeit, der Epoche gemäß querzudenken sowie eine seelische Getriebenheit, dieses neue Denken in die Welt zu bringen.

Archangeloi – Erzengel

Erzengel Michael

Die mittlere Stufe der dritten Hierarchie ist wohl mit am bekanntesten. Es sind die Erzengel. In der Bibel werden lediglich drei von ihnen namentlich erwähnt: Michael, Gabriel und Raphael. Oft wird ihre Zahl als 4 angegeben und dementsprechend später Uriel hinzugefügt. Spätere Autoren erhöhen die Zahl aber auch auf sieben und mehr. Letztlich war auch Luzifer einer dieser Erzengel. In der modernen Esoterik werden zusätzlich Namen genannt wie Metatron, der dem hebräisch-islamischen Kontext entnommen ist, Nathanael, Chamuel, Azrael u.a.

Die Erzengel wirken in der Regel ebenfalls noch auf der kollektiven Ebene. Oft werden sie auch als Volksgeister bezeichnet. So wird dem deutschen Volk der Erzengel Michael zugeordnet, woher auch die Karikatur des deutschen Michels stammt. "Wenn wir die Mission dieser Wesenheiten erkennen - Inspiratoren der Völker sind diese Wesenheiten -, dann können wir sagen, was ein Volk ist. Ein Volk ist eine zusammengehörige Gruppe von Menschen, welche von einem der Archangeloi, einem der Erzengel geleitet wird. Die einzelnen Glieder eines Volkes bekommen das, was sie als Glieder des Volkes tun, was sie als Glieder des Volkes vollführen, von einer solchen Seite her inspiriert. " (R. Steiner).

Angeloi – Engel

Engel und Drache

Die unterste Stufe schließlich bilden die Angeloi. Sie verkörpern jene Geistwesen, die sich dem menschlichen Individuum unmittelbar zuwenden und werden auch als "Söhne des Lebens" bezeichnet, obgleich Engel selbst keine Geschlechtlichkeit besitzen. Die Angeloi sind jene Geistwesen, die das Individuum unmittelbar führen. Dennoch sind die meist als "Schutzengel" bezeichneten Wesen in der Regel keine Engel, sondern stammen aus den geistigen Reichen der Ahnen, oder stellen auf körperlicher Ebene das persönliche Elementarwesen dar. Der Engel ist vielmehr ein spiritueller Impulsgeber, der das göttliche Wesen, die Essenz der Seele spiegelt und zu erglühen bringt, um sich seiner Göttlichkeit wieder bewusst zu werden.


Titelbild © Stefan Brönnle (Vorlage: shutterstock AI Generator)
Archai: Engel mit Sanduhr © Frank Middendorf/shutterstock
Die anderen Bilder: Gemeinfrei






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