Da sitze ich nun am Meer unter Pinien auf der Insel Čiovo in Kroatien und bin umhüllt von einem beständigen Ratschen, Zirpen und Rasseln. Allgegenwärtig ist es, manchmal enervierend, manchmal vom Bewusstsein verdrängt, manchmal einlullend bis zur Trance, doch beständig präsent: Das Singen der Zikaden. Als es einmal regnete, schwiegen sie – und das für Stunden, selbst, als der Regen längst geendet hatte. So scheinen es Gesänge an die Sonne zu sein, in tiefer Interaktion mit ihr verbunden.
Das laute Ratschen ist dabei keine willkürliche Kakophonie, sondern folgt, wie ich feststellen musste, klaren Regeln und Mustern: In vollständigem Gleichtakt erfolgt das Rasseln der dutzenden, wenn nicht hunderten von Insekten, in absoluter Synchronizität und innerer Verbundenheit. Gelegentlich erfolgt eine Störung dieses Chores, sei es ein vorbeirauschendes Motorboot, das mit seiner technischen Taktung und Vibration die Harmonie des krabbelnden Sozialverbandes stört, sei es ein plötzlich aufkommender Windstoß, sei es eine neu sich hinzugesellende Stimme, die schneller und lauter als die anderen klingen möchte. Doch rasch, meist in wenigen Sekunden, ist der absolute Gleichtakt des Rasselchores erneut gefunden. Gelegentlich erhebt einer der Darsteller besonders laut die Stimme, rasselt bewusst schneller und lebt seinen eigenen Rhythmus. Meist fällt auch dieser wieder nach kurzer Zeit in den Gleichtakt des Sozialverbandes zurück, doch gelegentlich gelingt es ihm, die anderen Musiker in seinen Takt hineinzuziehen und das ganze Kollektiv übernimmt den neuen Takt, um auf diesem veränderten Niveau wieder in die Harmonie zu gehen.
So zeigt sich die schnarrende Symphonie als ein klangliches Gewebe des Landschaftsraumes, mit der Sonne und dem lokalen Klima ebenso verbunden wie mit dem Seelenfeld der eigenen Spezies.
Wenn man sich diesem Feld hingibt – und Widerstand zu leisten, hat meiner Erfahrung nach nur wenig Sinn, wenn man sich durch die bewusste Gegenposition nicht selbst völlig enervieren will – wenn man sich also hingibt dem Gewebe aus Klang und Landschaftsseelenraum, dann geschieht etwas Erstaunliches:
Die in völligem Gleichtakt schlagenden Rasseln besitzen verschiedene Tonhöhen, verschiedene Frequenzen, die mit dem linken und rechten Ohr wahrgenommen und vom Gehirn beantwortet, einen Zwischenraum erschaffen. Wie binaural Beets einen zusätzlichen Schlag, eine zusätzliche Frequenz in dir erzeugen, so entsteht durch die verschiedenen Tonhöhen im Kopf eine eigene, zusätzliche Frequenz, die wie ein Seelenschlüssel in den Landschaftsraum wirkt: ein eigener Ton, der sich in die Taktung der Insekten einreiht und durch diesen inneren Ton, diese Frequenz, weitet sich plötzlich der Seelenraum des Ortes, Farben treten hinzu, Bilder entstehen und in dieser Hingabe verändert sich der innere Schlag kaum merklich, wird schneller oder langsamer, bis die Magie geschieht und sich das Seelenkollektiv der Zikaden diesem inneren Takt anschließt. Und für einen kurzen Augenblick rasselt ihr gemeinsam den Sound der Landschaft.
Bis ein Motorboot dieses zarte Feld der Kohärenz stört. Die Magie ist vorbei, die Zikaden wider unter sich und du bist wieder alleine…. und beginnst von vorne.
Das laute Ratschen ist dabei keine willkürliche Kakophonie, sondern folgt, wie ich feststellen musste, klaren Regeln und Mustern: In vollständigem Gleichtakt erfolgt das Rasseln der dutzenden, wenn nicht hunderten von Insekten, in absoluter Synchronizität und innerer Verbundenheit. Gelegentlich erfolgt eine Störung dieses Chores, sei es ein vorbeirauschendes Motorboot, das mit seiner technischen Taktung und Vibration die Harmonie des krabbelnden Sozialverbandes stört, sei es ein plötzlich aufkommender Windstoß, sei es eine neu sich hinzugesellende Stimme, die schneller und lauter als die anderen klingen möchte. Doch rasch, meist in wenigen Sekunden, ist der absolute Gleichtakt des Rasselchores erneut gefunden. Gelegentlich erhebt einer der Darsteller besonders laut die Stimme, rasselt bewusst schneller und lebt seinen eigenen Rhythmus. Meist fällt auch dieser wieder nach kurzer Zeit in den Gleichtakt des Sozialverbandes zurück, doch gelegentlich gelingt es ihm, die anderen Musiker in seinen Takt hineinzuziehen und das ganze Kollektiv übernimmt den neuen Takt, um auf diesem veränderten Niveau wieder in die Harmonie zu gehen.
So zeigt sich die schnarrende Symphonie als ein klangliches Gewebe des Landschaftsraumes, mit der Sonne und dem lokalen Klima ebenso verbunden wie mit dem Seelenfeld der eigenen Spezies.
Wenn man sich diesem Feld hingibt – und Widerstand zu leisten, hat meiner Erfahrung nach nur wenig Sinn, wenn man sich durch die bewusste Gegenposition nicht selbst völlig enervieren will – wenn man sich also hingibt dem Gewebe aus Klang und Landschaftsseelenraum, dann geschieht etwas Erstaunliches:
Die in völligem Gleichtakt schlagenden Rasseln besitzen verschiedene Tonhöhen, verschiedene Frequenzen, die mit dem linken und rechten Ohr wahrgenommen und vom Gehirn beantwortet, einen Zwischenraum erschaffen. Wie binaural Beets einen zusätzlichen Schlag, eine zusätzliche Frequenz in dir erzeugen, so entsteht durch die verschiedenen Tonhöhen im Kopf eine eigene, zusätzliche Frequenz, die wie ein Seelenschlüssel in den Landschaftsraum wirkt: ein eigener Ton, der sich in die Taktung der Insekten einreiht und durch diesen inneren Ton, diese Frequenz, weitet sich plötzlich der Seelenraum des Ortes, Farben treten hinzu, Bilder entstehen und in dieser Hingabe verändert sich der innere Schlag kaum merklich, wird schneller oder langsamer, bis die Magie geschieht und sich das Seelenkollektiv der Zikaden diesem inneren Takt anschließt. Und für einen kurzen Augenblick rasselt ihr gemeinsam den Sound der Landschaft.
Bis ein Motorboot dieses zarte Feld der Kohärenz stört. Die Magie ist vorbei, die Zikaden wider unter sich und du bist wieder alleine…. und beginnst von vorne.
Bild © Stefan Brönnle
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