Symbolisch werden Bäume so auch zur Weltenachse, zum Weltenbaum wie Yggdrasil, die verschiedene Seinswelten mit einander verbinden. Wundert es, dass sie als Sitze der Götter und Geister galten? Wundert es, dass in Dodona, Zeus über das Blätterrauschen einer Eiche zu den Menschen sprach und Jahwe im brennenden Dornbusch erschien?
Doch Bäume sind nicht nur an sich mächtige mythische Symbole und Verbindungen ins Geistige, jede Pflanzenart hat ihr ureigenstes Wesen, ihre Pflanzendeva, mit der die Gruppenseele einer Baumart verbunden ist. So gab es den germanischen Mythos, dass Kinder in hohlen Buchenstämmen die Welt betreten, ein Symbol für die mütterliche Kraft der Buche. Die Birke dagegen wirkt jugendlich-frisch und fand im Brauchtum oft an der Spitze eines Maibaums ihre Anwendung. In der Sauna überträgt das Schlagen des Körpers mit Birkenzweigen, die Kraft des Aufbruchs und der Aktivierung auf den Menschen. Die Erle wiederum ist mythisch bis unheimlich. In Ihr sitzt der Erlkönig, der Elfenkönig, der Führer der Sidhe.
„Du
liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel’ ich
mit dir;
Manch’ bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine
Mutter hat manch gülden Gewand.“ –
Mein Vater, mein
Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise
verspricht? –
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In
dürren Blättern säuselt der Wind. –"
(Erlkönig – Auszug J.W.Goethe)
So reicht die Macht der Erle, dem „blutenden Baum in die Anderswelt und ist mit den Ahnen- und Seelenkräften verknüpft.
„Bäume
sind für mich immer die eindringlichsten Prediger gewesen.
Ich
verehre sie, wenn sie in Völkern und Familien leben, in Wäldern und
Hainen.
Und noch mehr verehre ich sie, wenn sie einzeln stehen.
Sie sind wie Einsame.
Nicht wie Einsiedler, welche aus
irgendeiner Schwäche sich davongestohlen haben, sondern wie große,
vereinsamte Menschen, wie Beethoven und Nietzsche. In ihren Wipfeln
rauscht die Welt, ihre Wurzeln ruhen im Unendlichen; allein sie
verlieren sich nicht darin, sondern erstreben mit aller Kraft ihres
Lebens nur das Eine: ihr eigenes, in ihnen wohnendes Gesetz zu
erfüllen, ihre eigene Gestalt auszubauen, sich selbst
darzustellen.
Nichts ist heiliger, nichts ist vorbildlicher als
ein schöner, starker Baum“
(Hermann Hesse Über Bäume – Auszug)
Sich Bäumen anzunähern, mit ihnen zu kommunizieren, ihr Ätherfeld wahrzunehmen, die in ihnen lebenden Naturwesen zu erleben und sie als Brücke in den Komos zu nutzen – all dies gehörte und gehört in vielen Kulturen und zu allen erdenklichen Zeiten zur Fähigkeit des Menschen, der sich seines natürlichen Lebensraums bewusst wird. Und so wurden letztlich mächtige Buchen-Hallenwälder zum Vorbild gotischer Kathedralen. Die Seele des Menschen und die Seele des Baumes sind aufs Engste verbunden.
Diese Verbindung wiederzubeleben und wieder auferstehen zu lassen ist mit vordringliches Ziel einer neuen Geokultur und Auftrag dieser Wandelzeit.
Begegne der seelisch-geistigen Kraft der Bäume!
24.-26.5.2024 Wesen Baum
Bilder:
Titelbild © shutterstock AI Generator
Feenbäume Irland © Stefan Brönnle
Gotische Kathedrale/Bäume © shutterstock AI Generator
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