Sehen wir einmal davon ab, dass ich nicht viel von einem pädagogischen Kinderschreck halte, so bilden das Paar Nikolaus-Krampus eine spannende Polarität, die die Qualität der winterlichen Zeit beschreibt:
Die Figur des Nikolaus hat – abgesehen von der christlichen Heiligenlegende, die die Wurzeln in dem im 4. Jh. lebenden Bischof von Myra in Anatolien sieht– ihre vorchristlichen Wurzeln ebenso in dem in Russland verehrten „Väterchen Frost“ (Djeduschka Moros) als sogar in der germanischen Götterfigut Wotan (Odin), dem Allvater. Damit vertritt die Figur des Nikolaus, das kosmische Ordnungsprinzip, die geistig wirkenden Kräfte, die in der dunklen Jahreszeit in den Vordergrund treten.
Der Krampus dagegen (abgeleitet vom altdeutschen Krampen = Kralle), hat in seinem äußeren Erscheinungsbild einen deutlichen Bezug zu den Perchten,
die im Alpenraum in den Raunächten auftreten. Sie stehen einerseits für die Wintergeister, andererseits aber auch für die fruchtbarkeitsbringende Urkraft der wilden, ungezähmten Natur. Damit ist Krampus ein chthonischer Urkraft-Vertreter.
Wenn Nikolaus und Krampus gemeinsam auftreten, dann erscheint die Polarität von kosmischer Ordnungskraft und chthonischer Urkraft gemeinsam im Raum, ganz so wie dies die Zeitqualität der Raunächte verheißt. Die Raunächte sind eine „Nichtzeit“ zwischen den Jahren, ein zeitlicher Zustand, indem kosmische Ordnung und natürlich-chaotische Urkraft gleichsam gleichzeitig präsent sind und „regieren“.Nikolaus und Krampus sind wunderbare Symbolfiguren dieser Zeit, wenn auch das Nikolausfest, zu dem sie heute im Brauchtum gemeinsam zu sehen sind, durch die Kalenderreformen aus der astronomischen Zeit ab der Wintersonnwende herausgerückt ist. Nikolaus und Krampus sind die polaren Urkräfte des Lebens, ohne die es einerseits keine Lebendigkeit und Fruchtbarkeit und andererseits keine geistige Ordnung gäbe.
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