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Schamanismus in der Moderne: Das Charivari

29. Apr. 2019 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Symbole, Rituale, Schamanismus | 0 Kommentare

Charivari an einer Lederhose

Das Charivari (eingedeutscht auch Schariwari) besteht aus einer Aneinanderreihung von Edelsteinen, Tierteilen, Kunstobjekten und Münzen an einer Kette (meist aus massivem Silber) und ist Teil der Tracht im Alpenraum. Die Sammlung der Objekte, die heute meist nur noch Schmuck- und Prestigecharakter haben, wurzelt im schamanischen Kraftobjekt.

Beim klassischen schamanischen Totem handelt es sich um ein Symbol oder Gruppenabzeichen, das eine mythisch-verwandtschaftliche Verbindung zu den Spirits der Natur, zu Tier- Pflanzen- und Steinwesen besitzt. Ein solches heiliges Objekt, das aus Pflanzenteilen, Horn, Fell, besonderen Steinen und anderen Materialien bestehen kann, stellt eine Seelenbrücke zum jeweiligen Naturgeist dar. Die Kraftobjekte kommen in bestimmten Visionssuchen oder kritischen Lebensabschnitten zum Nutzer, indem dieser sie findet, oder sich auf eine Reise begibt, um sie an sich zu bringen. Jedes Objekt ist daher mit der inneren persönlichen Geschichte verbunden und dient gleichsam als „Reliquie", als Portal, um mit dem persönlichen Seelenanteil und den Naturgeistern Kontakt aufnehmen zu können.

Solcherart schamanische Kraftobjekte wurden also nicht einfach gekauft, sie mussten „verdient" werden, bzw. wurden dem Träger unmittelbar von der Natur geschenkt. Ebenso waren die einzelnen Objekte am Chariwari einstmals innig verbunden mit einer persönlichen Geschichte; sie werden Berlocken (symbolische Kunstgegenstände als Talismane), Grandeln (Zähne von Rehen und Hirschen) oder Kümmerer (verkrümmtes Rehgehörn) genannt und durch Dachsbärte und Münzen ergänzt. Wie die schamanischen Kraftobjekte auch, sollen die Objekte am Charivari seinem Träger magisch Gesundheit, Vitalität, Wohlstand, Mut und Potenz sichern.

Das Wort Charivari (eben oft auch Schariwari genannt) leitet sich ab vom französischen Wort charivari, bzw. dem Altfranzösischen chalivali, und bedeutet soviel wie Lärm oder Radau. Dieses „Durcheinander" (von Klängen) soll gleichsam für die vielfältige Ansammlung der getragenen Objekte stehen. Aber das Wort hat noch eine tiefere Bedeutung: Charivari leitet sich etymologisch ebenso ab vom spätlateinischen caribaria, bzw. dem griechischen karebaria, was „Kopfschmerz" bedeutet. Das schmerzende „Durcheinander im Kopf" könnte tatsächlich einst die schamanische Bewusstseinserfahrung des geistigen Brückenschlags zu den vielfältigen Spirits gewesen sein.

Heute werden die Berlocken, Grandeln und Kümmerer nicht mehr auf der Jagd erworben oder in der Natur gefunden, sie werden wie fast alles in unserer materialistischen Gesellschaft schlicht gekauft – obgleich mehrere hundert Jahre alte Charivaris durchaus Preise von 10.000 € und mehr erzielen können. Die einst spirituell wertvollen Kraftobjekte wurden zu Anlage- und Prestigeobjekten. Dennoch ist das Charivari, das die bayrischen, österreichischen oder schweizer Trachten zieren kann, ein typisches Beispiel für das Fortdauern schamanischer Archetypen in der Moderne.

Siehe auch: Die Kraft ritueller Objekte

Schamanische Medizinarbeit für die Seele: Drums of Mother Earth

Bild © FooTToo/istockphoto.com

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