An der Grenze zwischen Kanada und den USA wurde ein einzigartiges Phänomen gesichtet: Zwei Sonnen! So war es im Netz zu lesen: „Dieses Phänomen ist bekannt als der „Jäger-Mond" und passiert, wenn sich die Erdachse verschiebt. Der Mond und die Sonne gehen zur selben Zeit auf und der Mond reflektiert das Sonnenlicht mit so großer Intensität, dass er wie eine zweite Sonne scheint..."
In einem anderen Fotobeitrag wird ein Vollmond gezeigt, der gemeinsam mit der Sonne aufgeht.
Weil derartige Beiträge gerne als „einzigartiges mystisches Ereignis" geteilt werden, möchte ich hier einen kleinen Beitrag zu den Grundlagen der Sonne-Mond-Beobachtung bringen. Die Rhythmen der Erde in ihrer Beziehung zu Sonne und Mond sind so wunderbar und hoch symbolisch, dass wir nicht solchen Unsinn (sorry, das ist es!) heranziehen müssen, um Aufsehen zu erregen.
Geraderücken der Fakten
- Der sogenannte „Jägermond" ist der Name des ersten Vollmondes nach der Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche. Er tritt jedes Jahr im Oktober (manchmal auch im September) auf. Die oben genannte Erscheinung hat also gar nichts damit zu tun (und schon gar nicht mit einer Verschiebung der Erdachse!)
- Wenn Sonne und Mond gemeinsam (oder nahe beieinander) aufgehen, dann ist Schwarzmond („Neumond"). Der Mond ist nicht zu sehen, weil die Reflexion der Sonnenstrahlen von der Erde weg gerichtet sind. Der Mond kann dann in einem solchen Falle sichtbar werden, wenn er sich vor die Sonne schiebt: Eine Sonnenfinsternis. Sonne und Vollmond können nicht gemeinsam aufgehen, wenn Vollmond ist, steht der Mond der Sonne gegenüber, man kann also die Sonne auf- und den Vollmond untergehen sehen (oder umgekehrt).
- Die Erscheinung von Doppelsonnen (oder Nebensonnen) kann es geben, wenn es
- zu Reflexionen an spiegelnden Objekten kommt
- wenn eine Gegenlichtaufnahme eine Reflexion im Objektiv erzeugt
- als Haloerscheinung (Parhelia), wenn es z.B. durch Eiskristalle in der Luft zu einer Brechung von Licht kommt. Diese Erscheinung ist wunderbar, aber nicht so einzigartig. Sie tritt in Europa etwa 60-80 mal pro Jahr auf.
Sinn
Das traurige daran ist, dass offenbar Sonne und Mond von den Menschen so selten wirklich bewusst beobachtet werden, dass man derartige Postings in Masse verbreiten kann. Uns ist die Zyklizität selbst unserer offensichtlichsten Erdrhythmen nicht mehr bewusst (darum auch dieser kleine Aufklärungsbeitrag). Kleine Hausaufgabe: Beobachte im nächsten Monat mindestens 5 x den Sonnen- und Mond- auf- und untergang! Dies verbindet Dich auch wieder stärker mit der Erde und ihren Rhythmen.
Wunderbares zu Sonne und Mond
Wirklich wunderbar dagegen ist:
- Sonne und Mond erscheinen von der Erde aus ziemlich exakt gleich groß (obwohl die Sonne in Wirklichkeit tausendemale größer ist). Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für eine solche symbolische Harmonie?
- Wenn die Sonne ihre höchste Bahn hat, hat der Mond seine tiefste (im Sommer) und umgekehrt im Winter. Geozentrisch – also von der Erde aus betrachtet – verhalten sich Sonne und Mond sozusagen spiegelsymmetrisch. (Wie cool ist das denn?)
- Der Abstand von Erde und Mond entspricht 108 Monddurchmessern, der Abstand von Erde und Sonne entspricht 108 Sonnendurchmessern. (Wer hat das so perfekt eingerichtet?)
Sonne und Mond steuern mit ihren Rythmen gemeinsam unzählige biologische Rhythmen. Wir sollten sie kennen.
Bild: Mike Pellinni/shutterstock [es ist selbstverständlich eine fototechnische Collage)
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