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Erde und Mensch: Das Märchen Die Weiße Schlange

09. Okt. 2018 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythen, Symbole, Schamanismus, Erde, Märchen | 0 Kommentare

weiße Schlange

Märchen sind Mythen mit einer tiefen Symbolik. Sie greifen zurück auf kulturelle seelische Erfahrungsschätze. Viele dieser Seelenerfahrungen reichen dabei weit in die grundlegende Beziehung von Erde und Mensch hinein. In dieser Reihe wollen wir dem geomantischen Gehalt einiger Märchen nachspüren.

Wer das Märchen nicht kennt und noch einmal lesen möchte, findet es hier.

Die Weiße Schlange zeigt – wie schon „Von dem Teufel mit den drei goldenen Haaren" – eine typisch schamanische Grundstruktur: Ein Mann arbeitet als Diener bei einem König. Dieser lässt sich – verdeckt – jeden Tag eine geheimnisvolle Speise bringen. Der Diener späht von Neugier gepackt nach und entdeckt eine weiße Schlange, von der der König täglich isst. Auch er kostet sie und ab diesem Zeitpunkt kann er die Sprache der Tiere verstehen.

Das Motiv der Schlange oder des Drachen, von der oder dem man isst und fortan die Sprache der Tiere versteht ist uralt: Sigurd isst das Drachenherz und versteht die Sprache der Vögel; Auch der griechische Seher Melampus versteht die Sprache der Vögel, nachdem ihm eine Schlange die Ohren ausgeleckt hat und in einem serbischen Märchen spuckt eine Schlange einem Jüngling in den Mund, worauf auch dieser die Tiersprache versteht.
Die Schlange ist die Große Urschlange, das Bewusstsein der Erde selbst. Viele, die Ayahuasca zu sich nahmen, berichten von ihrer Kommunikation mit dieser Schlange. In Indien werden diese Schlangen als Nagas, als heilige, gottähnliche Wesen, verehrt. Sie bewachen traditionell Türen und Schwellen, Orte des Übergangs. So wird das Essen von der Weißen Schlange auch hier im Märchen zu einer Bewusstseinsschwelle. Der Diener verbindet sich mit dem Erdbewusstsein und wird fortan zum Schamanen. Er versteht die Sprache der Tiere.

Auch das zweite Symbol bekräftigt diese Verbindung des Mannes mit der Erde. Er wird verdächtigt, den Ring der Königin gestohlen zu haben, doch Dank seiner neuen Verbindung zu den Tieren erkennt er, dass dieser versehentlich von einem Vogel – einer Ente oder in einer anderen Version einer Gans – gefressen wurde. Im Bauch des Vogels wird der Ring gefunden. Der Ring als Symbol der Verbundenheit und Partnerschaft, der „heiligen Hochzeit", zeigt erneut die Verbindung des jungen „Schamanen" zu den Tieren und der Erde selbst. In der Sagenversion der Gans wird dies offensichtlich. Wie auch im Märchen „Die goldene Gans" ist die Gans ein Attribut der Erde: Des ägyptischen Erdgottes Geb, der Göttin Nemesis (der Schützerin der Natur), oder der germanischen Hulda. Der Ring im Magen der Gans ist die innere Verbindung zur Erde - ein Seelenvertrag!

So beginnt er seine (schamanische) Reise. Er begegnet drei Fischen, die in einem Rohr gefangen sind. Gemäß seines Seelenvertrages mit dem Erdbewusstsein befreit er sie. Er begegnet einem Ameisenvolk und trampelt mit seinem Pferd beinahe viele von ihnen tot. Doch versteht er ihre Warnrufe und so kann er das Volk vor Schaden bewahren. Schließlich findet er drei junge Raben, die noch nicht des Fliegens fähig sind und zu verhungern drohen. Er opfert sein Reittier und nährt damit die Raben. In der germanischen Mythologie sind es die beiden Raben Hugin und Munin, >Denken und Erinnern<, die als Seelenbegleiter Odin folgen und für ihn bis ans Ende der Welt fliegen.
So erfüllt der Diener (der Erde) seine Seelenverträge an Wesen, die in der Erde leben (Ameisen), an Wesen des Wassers (Fische) und an Wesen der Luft (Raben). Körper (Erde), Seele (Wasser) und Geist (Luft) werden vom Erdbewusstsein durchdrungen, indem die Tiere seine Seelenbegleiter, seine Krafttiere, werden. Fortan dienen diese Tiere und damit Seinsebenen ihm.

Drei Aufgaben muss er erfüllen, um die Königswürde zu erlangen, zum vollkommenen Menschen – oder vollwertigen Schamanen - zu werden: Einen Ring vom Meeresgrund holen, Hirse von der Erde lesen und einen Apfel vom Baum des Lebens bringen. Hier erscheinen offensichtlich die die drei Welten des schamanischen Weltenbaums: Indem der Ring mit Hilfe seiner Krafttiere, der Fische, vom Meeresgrund geholt wird, dringt er in die Untere Welt vor und verbindet sich (Ringsymbol) mit dieser Bewusstseinssphäre. Die Ameisen helfen ihm in der Mittleren Welt Nahrung aufzulesen. Er kann die Aufgaben unserer physischen Existenz erfüllen und zur Nährung seines Volkes beitragen. Schließlich fliegen wie bei Odin die Raben für den Diener (der Erde) ans Ende der Welt und bringen einen Apfel vom Baum des Lebens. Schamanisch sind sie für ihn in die Paradieswelt, die Obere Welt, gereist. Der Baum des Lebens steht am (oberen) Ende der Welt. Zugleich ist er Symbol des Urquells der Schöpfung. So beweist der Adept, dass er mit Hilfe seiner Krafttiere die Drei Welten bereisen kann.

Die Weiße Schlange ist ein wunderbarer Urmythos, der uns zurückführt zu den Quellen unserer Verbundenheit mit der Erde und die Fähigkeit unserer Ahnen, die Drei Welten zu bereisen und so zum Diener und Gefährten der Erde selbst zu werden; Eine Fähigkeit, die wir auch heute besitzen, wenn wir bereit sind, uns mit der Erde zu verbinden.

Cover Buch MärchenMehr über die Urmythen der Märchen in:

Märchen – Mythologische Brücke zu einem neuen Erdbewusstsein

Bild © Fauzan/fotolia.com

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