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Die rituelle Macht der Gesten

13. März 2018 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Geomantie, Rituale, Schamanismus, Wahrnehmung, Magie | 0 Kommentare

Frau im Garten macht Gesten

Die Geste ist ein machtvolles Instrument, sowohl in der Wahrnehmung als auch in der rituell-magischen Wirkung. So gibt es keine Religion, keine spirituelle Gruppe, die ohne rituelle Gesten auskommt. In der Fernsehserie „The Magicians" werden Zauber über die Kraft der Gestik gewirkt. Doch wir müssen nicht das Reich des Fantasy betreten, um uns der ungeheuren Macht bewusst zu werden, die von einer Geste ausgeht:

Als Willy Brandt am 7. Dezember 1970 in Warschau am Ehrenmal der Toten des Warschauer Ghettos niederkniete, da war diese Geste so machtvoll, dass dies als „Kniefall von Warschau" in die Geschichte einging. Diese eine Geste beeinflusste die Weltgeschichte und spielte eine enorme Rolle bei der Entspannung zwischen den militärischen Machtblöcken von Ost und West.

Als umgekehrt bei einer Gedenkveranstaltung der Präfektur von Versailles zu Ehren eines erschossenen Polizisten ein Polizist dem französischen Präsidenten Hollande den Handschlag verweigerte, war auch die Verweigerung der Gestik ein machtvolles Instrument des Protestes. Auch dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump wurde inzwischen mehrfach vor laufenden Kameras der Handschlag verweigert. Die Geste und ihre Verweigerung haben enormes sozialpolitisches Gewicht.

Doch Gesten sind in ihrer Symbolik immer situationsgebunden. Sie erhalten ihre Macht aus dem richtigen Augenblick und werden dadurch zu einem gewirkten Symbol. Hätte Brandt sich nur die Schuhe gebunden, wäre dies kaum in den Geschichtsbüchern aufgetaucht. Die Geste erhält ihre Kraft also aus der inneren Verbundenheit mit der geistigen Absicht.

Hieroglyphe Ka: Zwei erhobene HändeManche rituelle Gesten sind dabei so universell, dass sie über Jahrtausende verstanden werden. Der Segensgestus der erhobenen Hände wird heute noch in der katholischen wie protestantischen Kirche ausgeführt. Auch Schamanen zelebrieren dies in sehr ähnlicher Weise. Bereits im alten Ägypten vermittelte die Geste den Segen der Lebenskraft, so dass die segengebende Geste selbst zu einer Hieroglyphe wurde: Sie steht für den persönlichen Ätherkörper Ka. Die Geste der offenen Hand ist stets mit friedlicher Absicht verknüpft.

Obgleich die reine Gestik ohne innere Verbundenheit nicht viel mehr ist als ein geplappertes Zauberwort „Abrakadabra", so ist die rituelle Geste mit geistiger Fokussierung doch ein unglaublich starker Katalysator, der die Innere Absicht aus dem geistigen Raum in den physischen holt. Im traditionellen Schamanismus wird man kaum einen Schamanen finden, der eine Heilungsarbeit nicht mit Gesten verknüpft: Da werden „ätherische Knoten" mit einer Geste des Ergreifens und Herausziehens aus dem Körper gelöst und unsichtbare seelische Verbindungen durch eine Geste des Durchtrennens mit flacher Hand, Feder oder Ritualmesser entfernt. Die Geste erst gibt der inneren Absicht Kraft und Macht. Manch Anfänger kommt sich bei der öffentlichen Durchführung solch ritueller Gesten albern vor, unterlässt diese deshalb und reduziert die rituelle Wirkung dadurch um ein Vielfaches.

Emotionen, E-Motionen, wollen hinausbewegt werden wie schon ihr Name zeigt. Diese innere in eine äußere Bewegung umzusetzen, gibt ihnen Schwung wie einem Auto mit Startschwierigkeiten, das man anschiebt. Die Geste ist hier die Kraft, die energetische Initiation der rituellen Handlung zu bewirken.

Andererseits kann die Geste auch zu einem Werkzeug der Wahrnehmung werden. Durch das realkörperliche Abtasten eines unsichtbaren Raumes werden Eindrücke sinnlich erfahrbar. Wie in der „Riesenübung" können weit entfernte aber sichtbare Orte abgetastet und mit geschlossenen Augen imaginierte Räume erfühlt werden. Die gestikulierende Nachahmung des Wahrnehmungsprozesses vervielfacht auch hier die Wahrnehmungseffizienz.

Frau macht zurückweisende GesteIm Ritual wird so passiv und aktiv die Geste zu einer mächtigen Verbündeten, die hilft, Kraft zu übertragen, Verbindungen zu durchtrennen und zu knüpfen, Kräfte herbeizuziehen und schützende Mauern zu errichten. Die Gestik ist dabei so tief in uns verankert wie die Mimik. Wir müssen keine komplizierten rituellen Gesten auswendig lernen, wir müssen nur die innere Bewegung nach außen tragen. Die Macht der Geste ist uns sozusagen in die Wiege gelegt. Und doch unterdrücken wir sie mehr und mehr und werden dadurch zweidimensional. Welcher Politiker erhebt beim Schwur noch die Hand? Wer breitet bei der Freude noch die Arme aus, um damit die ganze Welt teilhaben zu lassen? Die Verwendung von Gesten im Alltag wie besonders im Ritual macht uns ein Stück ganzer, heiler und unterstützt die gegebene Macht, Vorstellungen materielle Wirklichkeit werden zu lassen.

In der Außenwahrnehmung allerdings müssen wir uns hüten, Gesten vorschnell zu deuten. Kennen wir den Kontext nicht, werden Gesten rein äußerlich schnell missinterpretiert. (Siehe auch Rituelle Gesten verstehen und mißverstehen) Eine Geste des Segens kann dann zu einer des Grußes abflauen oder gar zu einer Gestik der Zurückweisung werden und umgekehrt. Das Erkennen liegt hier in der Übung Nuancen zu er-fassen und zu be-greifen. Wer natürliche rituelle Gesten übt, ja eigentlich nur zulässt, versteht auch die der anderen mehr und mehr.

Bild Frau mit Gestik © Pinosub/Fotolia.com
Bild Hieroglyphe Ka: Gemeinfrei
Bild Gestik der Zurückweisung © Odua Images/Fotolia.com

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