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Die Macht des Opfers

09. Jan. 2018 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Brauchtum, Rituale, Magie | 0 Kommentare

Widderschädel und Münzen auf einem Opferstein

"Was den Göttern gegeben, darf der Mensch nicht mehr nutzen"

Antikes Gesetz, Autor unbekannt.

Opfergaben sind in jeder Kultur fester Bestandteil religiöser Rituale. Die Germanen opferten Kriegsbeute in Mooren, die Kelten warfen irdene Gefäße gefüllt mit Milch und Getreide von steilen Klippen; die Hebräer kannten 7 Namen für das Opfer (alah, minchah, shelem, chattah, asham, tenuphah und terumah), die Hindus opfern heute ganz modern ihren Göttern auch Softdrinks und in der Kirche geht der „Klingelbeutel" herum. Im Christentum wird gar der sich selbst opfernde Gott – ein Mythos, den nicht nur das Christentum kennt – zum zentralen Glaubensinhalt.

Als religiöser Fachausdruck bezeichnet ein „Opfer" oder „Opfergabe" alles, was einem heiligen Zweck geweiht wird und deshalb nicht mehr zurückgenommen werden kann. Gemäß der obigen Regel werden Opfergaben zerstört, versenkt, verbrannt, die Tiere getötet, usw.. Dort, wo ein Teil der Gemeinschaft sein Leben selbst dem religiösen Dienst opferte, durfte dieser unter Umständen von den Opfergaben leben und diese z.B. essen. Priester galten auf diese Weise als Menschen, die diese „Selbstoferung" auf sich genommen hatten. Die minchah der Hebräer – ein Brotfladen aus Mehl, Öl, Weihrauch und Salz, der dargebracht wurde – diente den Priestern als Nahrungsquelle.
Ein Zurücknehmen von Opfergaben gilt nahezu in allen Kulturen als Sakrileg.

In seiner übergeordneten Bedeutung ist das „Opfer" selbst jemand der leidet, also z.B. das „Opfer" eines Verbrechens. Diese Bedeutung des Wortes (ahd. opharōn) kommt nicht von ungefähr, denn ein Opfer ist in seiner ganzen Kraft tatsächlich eine Gabe, die „wehtut". Bevor dies nun mißverständlich wird – denn es muss keinesfalls ein körperliches Leid mit dem Opfer verbunden sein – müssen wir uns die Frage stellen, woher die Macht des Opfers eigentlich kommt:

Oft herrscht die Auffassung, die Götter würden sich davon „nähren", würden die Gaben „brauchen", eine meiner Ansicht nach sehr kleinliche Vorstellung. Wenn die indigenen Völker der Anden Pachamama, der Göttin Erde, z.B. Cocablätter opfern, dann hat sie ja diese zuvor selbst hervorgebracht. Wie kleingeistig wäre es, von der Fülle des Lebens, die die Erde täglich erzeugt, ausgerechnet auf jenen Teil „angewiesen" zu sein, den Menschen Pachamama darbringen? Das gleiche gilt für die Schafopfer der alten Hebräer an Jahwe. Ganz ähnlich habe ich schon einmal lesen dürfen, Naturwesen würden sich vom ätherischen Gehalt, quasi der „Vitalkraft", eines dargebrachten Apfels nähren. Auch dies ist mir nur schwer eingängig. Warum ist dieser Apfel etwas besonderes, wenn runterum der Wald vor Vitalkraft sprießt? Auch Pachamama könnte sich ja einfach den Anteil der Ernte nehmen, den sie benötigt. Es scheint etwas anderes wichtig zu sein und das ist der menschliche Akt, die Handlung. Das althochdeutsche opharōn, von dem sich unser Wort „Opfer" herleitet, bedeutet „eine Handlung verrichten". Es geht also vielmehr um das bewusste Geben, die Handlung, als um den Gegenstand, die Pflanze oder das Tier, das geopfert wird.

Was zeichnet nun die Opferhandlung aus? Wie oben bereits erwähnt, gebe ich etwas mir Wichtiges ab. Dies ist mit „wehtun" gemeint gewesen. Natürlich hat es sich in vielen Kulturen eingeschlichen, es sich mit dem Opfer leicht zu machen: Die Hostie in der Kirche wird in der Fabrik produziert, das Geld, das in die „Kollekte" geworfen wird, sind oft nur symbolische Cents. Oft ist das Geld nicht einmal selbst erarbeitet, da die Spende vom Zins genommen wird, den andere Menschen erarbeiten – und ist dann auch noch steuerlich absetzbar. Auch den Schamanismus hat diese „Leichtigkeit des Seins" erfasst: Durch den Schamanentourismus erhalten indigene Schamanen oft für örtliche Verhältnisse Unsummen. Von einem Bruchteil der Einnahmen werden rasch im nächsten Dorf Opfertiere gekauft, die dann vor den Augen der entzückten Europäer dargebracht werden. Es handelt sich vielmehr um eine Investition als um ein echtes Opfer.

Die Kraft, die eine Opfergabe zweifelsohne besitzt, bezieht sie aus der Handlung, etwas Wichtiges abzugeben. Es ist die Kraft des Loslassens! Der durchaus aus einem schamanischen Kulturkreis stammende Jose Silva (Entwickler des Silva-Mind-Control) heilte zunächst dadurch, dass er die Luft anhielt bis es nicht mehr ging, um dann durch den Loslassimpuls des Ausatmens die Heilkräfte strömen zu lassen. Gibst Du etwas weg, was Dir wichtig ist, so wird die daran gebundene Energie frei. Diese zuvor gebundene Energie kann zum Dank (Dankopfer), Segen (Segensopfer), der Wiedergutmachung einer Schuld (Sühneopfer), oder der Kreation einer anderen Lebenssituation (Bittopfer) eingesetzt werden.

Die Hauptfrage ist also: Was bedeutet Dir die Opfergabe?

Um die Kraft einer Opfergabe zu erhöhen und damit seine Wirkung zu vervielfältigen, gilt es zu „investieren":

  • Investiere Geld: Geld ist Energie! Gib keinen billigen Plunder als Opfergabe, sondern etwas, was etwas Wert ist!
  • Investiere Zeit: Gib von Deiner Zeit ab. Nutze diese Zeit, um die richtige, die symbolisch passende, Opfergabe zu finden, das Opferritual zu kreieren oder den Ort vorzubereiten.
  • Investiere Arbeit: Erstelle Deine Opfergabe selbst. Das Getreide, das geopfert wurde, wurde zuvor durch harte Arbeit angebaut, das Tier, das geopfert wird, wurde zuvor aufgezogen und genährt, das Brot wurde selbst gebacken, die Figurine selbst getöpfert usw.

Die auf diese Weise so in der Opfergabe manifestierte Energie wird durch das Loslassen des Opfers, das Geschenk, befreit und damit wirksam.
Insofern können „moderne Opfer" auch unmittelbar aus Verzicht bestehen: Verzichte auf die Nutzung Deines Handys und der Sozialen Medien und investiere die Zeit in die Bewahrung der Erde. Verzichte auf Süßkram und opfere die frei werdene Körperenergie sozialen Handlungen. Verzichte auf das Rauchen...usw. Dabei geht es nicht um eine mißverstandenen masochistischen Wettbewerb, woran ich am meisten leide. Es geht darum, die freiwerdende Energie in Deinem Leben in der symbolischen Opfergabe zu manifestieren. Deshalb gibt es eigentlich nicht eine „richtige" und eine „falsche" Opfergabe. Diese kann bei jedem Menschen anders aussehen, auch wenn es kulturell geprägte Bräuche gibt.

Das Opfer ist eine mächtige rituelle Handlung. Nutze sie und lass sie nicht zur Oberflächlichkeit verkommen.

Bild © fotolia

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