Die Idee des Phoenix ist viele tausend Jahre alt. Im Altägyptischen wurde der Vogel „Benu" genannt, „der Wiedergeborene", und war mit dem Kult des Gottes Re verbunden. Die Beobachtung der Sonnenzyklen zeigte, dass stets zur selben Zeit, die Überschwemmungen des Nils fruchtbare Erde brachten. Danach erschienen die Vögel und ließen sich beim Abfließen des Wassers auf den Erdhügeln nieder, um zu nisten. Die nistenden Vögel wurden so zu Boten der Fruchtbarkeit. Demenstprechend hatte der ägyptische Benu/Phoenix zunächst die Gestalt einer Bachstelze oder eines Reihers, später – in Assoziation mit Re – wurde er als goldener Falke dargestellt. Viele Jahrhunderte später wandelte sich der Phoenix mal zum Adler, mal zum pfauenartigen Mischvogel.
Der Phoenix verbrennt sich am Ende seines langen Lebenszyklus selbst. In der Asche bleibt ein Ei, aus dem nach kurzer Zeit (oft z.B. nach 3 Tagen) der Phoenix verjüngt aufersteht. Wie viele Wiedergeburtsmythen ist der Phoenix damit nicht nur mit dem Sonnenzyklus, sondern auch mit dem Mondzyklus und dem drei Tage lang unsichtbaren Mond verbunden. Ein anderer Mythos berichtet, dass der Vogel alle 500 Jahre nach Heliopolis kam, aus Weihrauch ein Ei formte und dieses im Tempel vergrub, um daraus neu zu erstehen.
Der Phoenix steht daher in ähnlicher Gestalt bei vielen Völkern für die zyklischen Wiedergeburtsmotive. Er ist mit der Seele ebenso verbunden wie mit den Jahreszeiten oder gar den Lebenszeitaltern der Menschheit.
Im Christentum wurde die Wiedergeburt des Lichtvogels natürlich mit der Lichtgestalt Christi assoziiert, der sich selbst opfert, um so die Unsterblichkeit der menschlichen Seele zu fördern. In der Alchemie wird die Erneuerung aus der Asche zum Symbol des Erstehens der edlen Metalle Silber und Gold aus der Verbrennung (Kalzinierung). Die Erneuerung führt auch zum Verbrennen der Krankheit. So heit dem Volksglauben nach der Phoenix jede Krankheit. Er vertritt die Kraft der Transformation.
Auch Rudolf Steiner greift dieses Urbild auf. Für ihn vertritt der Phoenix das Bild der Gruppenseele einer Kultur, bzw. eines Volkes, die sich alle 500 Jahre erneuert: „Wenn man das Lebensalter des Menschen auf durchschnittlich 75 Jahre ansetzt - diese Zahl als Mondjahre angenommen - und mit 7 multipliziert, so ergibt sich das Leben einer menschlichen Gruppenseele in ihren vier Typen, bis zu ihrer nächsten Verwandlung. Mit 7 sind hier Generationen gemeint. Wir kommen - wenn wir berücksichtigen, daß wir es dabei mit Mondjahren zu tun haben - auf ungefähr 500 Jahre. Und so sagte man im Okkultismus: Das Leben einer Gruppenseele dauert 500 Jahre; nach 500 Jahren wird sie zu einer anderen, sie gebiert sich selbst neu, ohne daß sie ihr Bewußtsein verliert."
Phoenix: Symbol der Erneuerung und Wiedergeburt, der Transformation, Heilung und Entwicklung der menschlichen Seele.
Foto Phoenix © Stefan Brönnle: Portal Stiftskirche Altötting
Kommentare