Der Name „Schlehe“ geht zurück auf das indogermanische „(S)li“, was „bläulich“ bedeutet. Der zweite häufige Volksname „Schwarzdorn“ benennt die dunkle Rinde der Pflanze und ihre kräftigen Dornen. Der lateinische Gattungsname „spinosa“ bedeutet ebenso „dornig“.
Die Dornen spielen auch die größte Rolle in Volksglauben und –brauchtum: Nach einer schwäbischen Legende soll die Dornenkrone Christi aus dem Holz der Schlehe gemacht gewesen sein, daher – so die Legende – schlüge nicht einmal der Blitz in den Baum, um nicht in Kontakt zur unheiligen Pflanze zu kommen und man sei daher bei Gewittern unter ihr sicher. In einer Variation dieser Legende aus Posen wird die Schlehe vom Kreuzdorn verdächtigt das Holz für die Dornenkrone geliefert zu haben, doch Gott wusste um ihre Unschuld und überschüttete die Pflanze über Nacht mit tausenden weißer Blüten als Zeichen ihrer Unschuld.
In einer weiteren Legende besteht eine starke Antipathie zwischen dem Schwarzdorn und dem Weißdorn.
Die Pflanze besitzt also beides: Positive und negative Aspekte.
Im keltisch geprägten Britannien wird die Schlehe mit Krieg, Verletzung und Tod in Verbindung gebracht. Sie ist der Baum der Fee Morgana, wird der Göttin des Todes und dem Winter zugeordnet. Die ersten Schlehenblüten ins Haus gebracht bringen dem Haus und seinen Bewohnern Unglück. Das englische Wort „strife“ (Streit, Zwist, Unfriede) hängt etymologisch mit dem keltischen Namen der Schlehe „Straif“ zusammen.
Auch im deutschen Brauchtum kann dieser Negativaspekt auftauchen: Einem verachteten Mädchen wird ein Schlehenzweig als „Maie“ gesteckt oder ein solcher auf den Misthaufen gesetzt.
Umgekehrt gewähren die Dornen der Schlehe Schutz: Wie viele Dornensträucher wehren diese Dämonen und negative Energien ab. Weiden und Höfe wurden mit Schlehen umpflanzt. In der Walpurgisnacht werden Schlehenzweige an die Stalltüre genagelt, um das Vieh zu beschützen. Schlehendornen ins Kleid eingenäht, schützen vor Hexen. Auch im Islam ist die Schlehe gegenwärtig: Ein Stock aus dem Holz der Schlehe schützt vor Verhexungen. Ist aber das Vieh bereits verhext, so kann auch hier die Schlehe helfen: Beim Buttern steckt man die Dornen der Schlehe ins Butterfass. Melkt die Hexe die Kuh erneut, so werden ihre Hände wund. Milch, die sich nicht buttern lässt, wird mit einem Schlehenzweig gepeitscht und jeden Schlag spürt die Hexe.
Am Karfreitag vor Sonnenaufgang geht man in den Wald und schneidet von einer Schlehe, die sich nach Osten neigt, unter dreimaligem Abbeten des »Glaubens« ein Stücklein ab. Um den Hals gehängt bewirkt es, dass in die Haut eingedrungene Holzsplitter nicht eitern. Am Agathentag (5. Febr.) holt man um 12 Uhr von einem Schehendorn das »Agathenhölzl«, ein fingerlanges Stück Holz. Es hat die Kraft eine Wunde oder Geschwulst, wenn man darüber streicht, zu heilen.
Aus den Ästen der Schlehe werden Wünschelruten und Zauberstäbe hergestellt. Diese dienen vor allem zur Kontaktaufnahme mit Erdelementarwesen, die Früchte der Pflanze werden als Dankopfer für die Naturgeister eingesetzt. Aber auch als Waffe gegen dunkle Wesen werden die Äste genutzt. So zieht die Schlehe einerseits Andersweltwesen an, kann sie aber auch bannen. Sie ist eine typische Schwellenpflanze. Sie verkörpert die Winter- und Todesgöttin ebenso wie nach Überschreiten dieser Schwelle auch die jungfräuliche weiße Frühlingsgöttin.
Schließlich aber steht die Schlehe auch mit der Fruchtbarkeit in Verbindung und stellt damit auch die Rote Göttin dar: Die Blüten der Pflanze wurden als Ernteorakel eingesetzt. Trug der Busch viele Blüten, so werden viele Kinder geboren und es gibt eine gute Weinlese. Das starke Blühen galt als Fruchtbarkeitssymbol, so dass es auch zu vielen unehelichen Geburten kam – vermutlich ein Hinweis auf eine vorchristliche kultisch-sexuelle Nutzung. Homöopathisch wird die Schlehe u.a. bei Menstruationsbeschwerden eingesetzt
Die Blütenessenz der Schlehe hilft Schwellen zu überschreiten. In festgefahrenen Situationen und Beziehungen wird die Essenz eingesetzt. Sie hilft, damit Schluss zu machen und sich zu lösen, gibt Mut zur Veränderung. Zeitgleich wird die Essens auch manchmal als „Der Zerstörer“ bezeichnet, da sie den Mut zulässt, mit der Faust auf den Tisch zu hauen. Dies zeigt, dass die Schlehe – obgleich allen drei Göttinnenaspekten heilig – am stärksten dem schwarzen Aspekt (Wandlung) zugeordnet werden kann.
Die Schlehe – Schwellenpflanze zur Anderswelt und Kraft der Göttin.
Bild © Stefan Brönnle
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