Der Blitz stellt eine Erde und Himmel verbindende Energiebrücke dar, mythologisch eine sogenannte axis mundi – eine Weltenachse.
Die Etrusker verehrten Blitze als heilig. Objekte, die vom Blitz getroffen worden waren, galten als unberührbar und wurden in speziellen Blitzgräbern bestattet. Die Form und Farbe des Blitzes, sowie die Himmelsregion, aus der er niederfuhr, wurden vom Blitzpriester, dem Fulgurator, aufgezeichnet und gedeutet. Dazu wurde ein heiliger Raum bestimmt. Dieser Landschaftsausschnitt wurde templum genannt, ein Begriff, auf den unser Wort Tempel zurückgeht. Von der Mitte des templums aus, wurde der Himmelsraum in 4 x 4 = 16 Himmelsabschnitte geteilt, die sich wiederum durch Cardo und Decumanus in 4 Quadranten teilten. Blitze im Osten galten als glückliches Vorzeichen, jene im Westen als unheilverkündend, Blitze im Norden waren wichtiger als die im Süden. Ein besonders gutes Vorzeichen verhieß ein Blitz im Nordosten. Außer dem etruskischen Hauptgott Tinia selbst konnten neun Götter, die Novensides, Blitze schleudern. Tinia aber konnte sogar drei verschiedene Blitze schleudern, so dass insgesammt 11 Blitze in 16 Regionen das Vorzeichen der Götter bestimmten. Diese Lehre war im Libri fulgurales zusammengefasst, das man der Nymphe Vulgoia zuschrieb.
Die Römer übernamen von den Etruskern diese „disciplina etrusca" und mit ihr die Blitzlehre. Allerdings konnten bei den Römern 14 Götter Blitze schleudern.
Im Mythos ruhte der Blitz zusammengerollt wie eine Chamäleonzunge in der Hand des Gottes – bis dieser ihn schleuderte. Dann entrollte er sich. Das Symbol dieser Himmel und Erde verbindenen Achse war der Lituus, der Stab des Fulgurators mit der Spirale am Ende, der zu unserem Bischofsstab wurde.
Im Gegensatz zur landläufigen Annahme, enden die wenigsten Blitzschläge tödlich, obgleich Stromstärken von 10.000 Ampere den Körper durchströmen können. Pro Jahr werden in Deutschland ca. 100 Menschen vom Blitz getroffen. Kurzfristig führt dies zu Bewusstlosigkeit, zur stundenlangen Karaunoparalyse (Lähmung), bisweilen natürlich auch zu Herzrhythmusstörungen oder gar Herzstillstand. Obwohl es wenige Langzeitstudien gibt, scheint der Blitzschlag aber auch deutliche psychische Spuren zu hinterlassen, die oft erst Wochen oder gar Monate später auftreten. Diese können das Gemüt betreffen und zu positiver emotionaler Grundstimmung oder Depressionen führen. Aber auch Halluzinationen und Traumvisionen sind nicht selten. Der Betroffene sieht also Dinge, die „normale Menschen" nicht sehen. Interessant ist, dass der Blitz dann regulative Funktionen den Gehirns ausschalten kann, ohne einen unmittelbaren Zellschaden herbeizuführen. Von der Göttern berührt? Dannion Brinkley, der 1975 vom Blitz getroffen wurde und überlebte, sah während er klinisch tot war, 12 Wesen, die ihm zukünftige Ereignisse zeigten. Von 117 Visionen haben sich bislang 95 definitiv erfüllt.
Nach den Physikern Josef Peer und Alexander Kendl von der Universität Innsbruck können sich schon die Magnetfelder von Blitzen mit mehreren Entladungen ohne direkten Blitzeinschlag direkt auf das Gehirn von Beobachtern auswirken: Die entstehenden Magnetfelder wirken ähnlich wie eine Transkranielle Magnetstimulation (TMS). Es kommt zu induzierten elektrischen Feldern im Gehirn. Liegen diese nahe den Nervenzellen der Sehrinde, können „optische Eindrücke" ausgelöst werden. „Aus klinischen Studien mit TMS sind real und hell erscheinende optische Sinneswahrnehmungen in verschiedenen Formen und Farben im Sichtfeld von Patienten und Versuchspersonen bekannt und gut untersucht", erklärt Alexander Kendl. Es werden also hell strahlende, leuchtende Erscheinungen wahrgenommen. Die Physiker meinen, dass auch die Erscheinung von Kugelblitzen auf solchen visionären Eindrücken beruhen könnten.
Ins Guinnessbuch der Rekorde schaffte es Roy C. Sullivan, der zwischen 1942 und 1977 sage und schreibe siebenmal (nach anderen Quellen sogar achtmal) vom Blitz getroffen wurde (statistische Wahrscheinlichkeit: 1 zu 16 Quadrillionen). "Ich glaube nicht, dass Gott hinter mir her ist", hatte Sullivan 1972 einem Reporter gesagt, "Wenn er es wäre, hätte schon der erste Blitzschlag gereicht." Sein Tod war schließlich 1983 mindestens ebenso mysteriös: Er soll Selbstmord im Bett begangen haben, wovon seine neben ihm liegende Frau angeblich nichts mitbekam.
Bilder:
Blitzbaum © freshfotos
etruskische Himmelsaufteilung: Wikipedia
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