Im Januar 1583 zitierte Petrus Canisius den Jesuiten Peter Faber (Pierre Favre) in einem Satz, der die Adaption des römischen Glaubens an den Genius loci ins Christentum widerspiegelt:
»Wenn man zum ersten mal ein Land oder eine Stadt betritt, soll man die Engel und Erzengel jener Gegend anrufen und verehren«.
Der Engel als die Landschaft erfüllendes Bewusstsein, als Genius loci, als Landschaftsgenius!
Manche Landschaften stellen Tore dar, durch die man in Kontakt gerät mit höheren Regionen und den Engeln, die in ihnen wohnen. Wenn jedoch die Engel an solchen Orten wie z.B. dem Mont Saint-Michel in der Normandie, einer der ältesten Wallfahrtsstätten Europas, in die Erde eindringen und so gleichsam der Ort selbst zum Engel wird, dann befinden sie sich dennoch, wie Thomas von Aquin postuliert, nicht im physischen Raum, »denn sie sind keine Körper«.
Unter den Erzengeln war es vor allem Michael, der zu einem solchen »lokalen Engel« - also verorteten Engel - wurde. In Ägypten ist er der Schutzpatron des Nils, und die christianisierten Germanen weihten besonders die zuvor Wotan geweihten Bergheiligtümer dem Erzengel Michael. Deshalb werden bis heute zahlreiche Berge mit Michael in Verbindung gebracht.
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