Der Rauch als spirituelles Werkzeug reicht weit zurück in die Vorzeit und ist in nahezu allen Kulturen auf der Welt auf die eine oder andere Art vertreten. Auch das Christentum konnte sich der Kraft des Räucherns nicht entziehen – wie nebenstehende Abbildung eines Deckengemäldes im Freisinger Dom zeigt. Der Einsatz von Räucherwerk hat viele Motive: Desinfektion, Einatmen psychoaktiver Substanzen, ätherische Reinigung und Vorbereitung, sowie der Aufbau einer Brücke in die Andere Wirklichkeit mit Hilfe des Geistes der verräucherten Pflanze sind nur einige der Gründe, warum geräuchert wird.
Der letzte angesprochene Grund des Räucherns erscheint mir persönlich besonders interessant: Mit Hilfe des Rauches ausgewählter Harze und getrockneter Pflanzenteile, die gleichsam den Geist einer Pflanze in sich tragen, diesen „anrufen“ und in das Räucherritual mit einbinden, wird eine Art Portal in die Nichtalltägliche Wirklichkeit, die Anderswelt, das Jenseits, oder die Paradieswelt hinein geöffnet. Egal wie auch die „andere Seite“ benannt wird, der Rauch dient als Türöffner und Brückenschlag, der die Verbindung aufbaut und hält.
Im Deckengemälde des Freisinger Doms wird Räucherwerk in einer großen Muschel verbrannt. Der aufsteigende Rauch verbindet die Alltagsrealität mit dem göttlichen Raum (symbolisiert durch das strahlende Dreieck). Der Rauch steigt steil in die Höhe. Diese Rauchbewegung wurde in vielen Kulturen als ein zustimmendes Zeichen verstanden, dass das Opfer angenommen ist und die „Brücke steht“.
Doch auch andere Rauchbewegungen können in die Deutung der Wirksamkeit eines Rituals einbezogen werden. Ich persönlich z.B. beobachte die Rauchbewegung bei der Anrufung der Himmelsrichtungen und ihrer Spirits sehr genau. Wenn nicht gerade ein stärkerer Wind weht (bzw. in Innenräumen), zeigt die Rauchbewegung sehr deutlich, ob der Rauch eine Brücke in die Himmelsrichtung aufbaut oder nicht. Doch selbst bei Windbewegungen habe ich schon erlebt, dass ein zunächst „zurückgeworfener“ Rauch, der also nicht in die angerufene Himmelsrichtung ziehen wollte, nach kurzem Verweilen und Bitten um den Kontakt von der Kraft der Richtung durchaus angenommen wurde, der Wind sich kurzfristig drehte und den Rauch so in die umworbene Richtung trug.
Bei der Kontaktaufnahme mit dem Oben und dem unten, dem Himmel und der Erde, finde ich es immer wieder faszinierend zu beobachten, wie bei der Anrufung der Erde der Rauch nach unten gedrückt, bei der Himmelsevokation aber kurz darauf emporgezogen wird.
Allgemein deute ich die Rauchbewegung als eine „Bejahung“ der Kontaktbitte, wenn der Rauch sich in die entsprechende Richtung bewegt.
Reinigungsräucherung
Auch bei der Räucherung zur Reinigungszwecken beobachte ich die Rauchbewegung sehr genau. Lässt man den Rauch im auratischen Feld des „Klienten“ an der Körperaußenseite nach oben steigen, so scheint er blockierte Zonen zunächst zu meiden. Der Rauch strebt um die gestaute Körperzone herum (z.B. weil dort noch eine Anhaftung ist). Bleibt man geistig in diesem Körperbereich, so löst sich die Blockade meist langsam, was beobachtbar wird, weil der aufstrebende Rauch nun frei über die entsprechende Körperstelle hinweg fließt.
Vorbereitende Räucherung
Wird eine Person auf einen rituellen Akt vorbereitet, so ist für mich ein abschließendes Signal, wie sich der Rauch über dem Scheitelpunkt des Kopfes verhält. Ist der Kanal offen, so strebt der Rauch von hier gerade nach oben. Geschieht dies noch nicht, so kann ein Entlangfahren mit der Feder entlang der Achse Kopf-Himmel den Kanal öffnen, was sich wiederum darin zeigt, dass der Rauch anschließend gerade nach oben steigt.
So wird die Rauchbewegung im Ritual zu einem wichtigen Werkzeug der Wahrnehmung und Überprüfung und hilft, die Verbindung in die andere Wirklichkeit hinein zu optimieren.
Kompaktschulung Raumclearing 2018
Bilder Rauchbewegung © fotolia
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