Andere Namen: Föhre, Forche, Pinie
Die Gemeine Kiefer (Pinus sylvestris) ist mit einem Besiedelungsanteil von etwa 23% der zweithäufigste Nadelbaum in deutschen Wäldern. Die Kelten verehrten den „Feuerbaum“ (kienforhas) vor allem wegen seines Harzes und langen Brenndauer. Viele Menschen erzeugten mit dem harzreichen Holz der Kiefer, Licht. Dazu wurden fingerdicke Späne (so genannte Kienspäne) geschnitten, getrocknet und dann in Harz oder Pech getränkt. Schließlich wurden sie an einer Holzstange mit eisernem Griff befestigt.
Die Ägypter nutzten das Harz der Pinus-Arten zur Herstellung von Terpentin und dieses vor allem zur Mumifizierung. Diese Eigenschaft und der Samenreichtum (ein einzelner Kiefernzapfen kann ca. 40 bis 50 Samen beinhalten) der Kiefer machen sie in verschiedensten Variationen zu einem Symbol für das ewige Leben, die Auferstehung, Langlebigkeit und Fruchtbarkeit: In den antiken Kulten der Isis, des Dionysos sowie der Kybele spielte die Kiefer eine große Rolle. Die Römer schmückten in den mitteleuropäischen Provinzen Pfeilergräber mit den Zapfen. Auch soll er das Symbol der Göttin Cisa sein. Heute schmückt das Symbol des Zapfens als „Zirbelnuss“ das Wappen der Stadt Augsburg.
ln der christlichen Entsprechung wird die Kiefer zu einem Symbol der Auferstehung Christi: Nach einer finnischen Sage stammt die Kiefer (wohl wegen der rötlichen Rinde!) aus dem Blute des Erlösers. Die Rumänen in der Bukowina erzählen dagegen, die Kiefer sei deswegen so knotig, weil die Kreuzesnägel Christi aus dem Holz der Kiefer waren.
Bei den Griechen hieß es, dass die keusche Nymphe Pitys sich aus Angst vor dem lüsternen Waldgott Pan in eine Kiefer verwandelt haben soll. Dies bringt die Kiefer eben auch mit der Fruchtbarkeit und Sexualität in Verbindung. In Tirol wurden Kiefern als Heiratsbäume gepflanzt.
Das Harz und die Sprossen der Kiefer wurden von den Germann zum Schutz gegen Hexen und schwarze Magie verbrannt. Das Harz der Kiefer galt als starkes Schutzmittel. Man hing es gegen den »bösen Blick« über die Haustür, oder trug es in einem Beutel um den Hals. Der Medizinbeutel der Indianer beinhaltete oft auch ein Stückchen Kiefern-Harz. Bernstein, dem versteinerten Kiefernharz, schrieb man dieselben Eigenschaften zu.
Der wärmende und anregende Rauch des Kiefernharzes bringt Seele und Geist und Einklang und schützt vor negativen Energien. Er wirkt durchblutungsfördernd, beruhigt aber zu rastlose und überreizte Menschen. Er harmonisiert das „Lebensfeuer“.
In Asien, vor allem in Japan, genießt die Kiefer höchste Verehrung. In Kitano Tenmangu wird eine Kiefer als Baum der „Herabkunft Gottes” verehrt. Der Brauch des Aufstellens von „Torkiefern“ ist in Japan weit verbreitet. Der Brauch geht zurück auf die Vorstellung eines „Jahresgottes“ (Fruchtbarkeitsgott). Die Bäume werden zeremoniell aus dem Walde geholt, was man >matsu-mukae<, ”Abholen der Kiefern“ nennt. Sie werden als „erhabener Herr Kiefer” tiuliert und ihnen werden Opfer dargebracht.
In der Feng-Shui-Kunst in China zählt die Kiefer neben den immergrünen Bambusarten und der Pflaume auch zu den "Drei Freunden der kalten Jahreszeit" und findet in der Gartengestaltung häufige Anwendung.
Die Bewohner Sibiriens reiben eine Kiefernscheibe zwischen Daumen und Zeigerfinger, um Schuldgefühle und Selbstvorwürfe abzulegen. Die Bachblüte Pine hilft dabei, die eigenen Grenzen zu erkennen, ohne sich mit Schuldgefühlen zu belasten. Mit ihr lernt man aber auch, die eigenen Schwächen mit einem Lächeln hinzunehmen. Sie ist die Blüte der Akzeptanz, man gewinnt ein gesundes Verhältnis zu eigenen Fehlern.
Die Kiefer: Geist des Lebensfeuers
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