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Das Wasser der Reinigung

15. März 2017 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Symbole, Brauchtum, Rituale, Landschaft | 0 Kommentare

Rituelle Reinigung im Ganges

So wie die Grundaussage des Steines seine Härte und Dauer ist, so ist die des Wassers seine Fähigkeit, Stoffe zu lösen und abzuwaschen, weswegen es schon früh in zahllosen Reinigungsriten Verwendung fand: Bei den Kelten war es Sitte, ihre neugeborenen Kinder an den Rhein zu tragen, um sie beim Eintritt ins Leben zu reinigen. Das Eintauchen in das Wasser symbolisiert die Rückkehr ins Ungeformte, es kommt der Auflösung der Formen gleich, das Auftauchen dagegen wiederholt den kosmogonischen Akt der Formwerdung. So sind Sintflut und Taufe vergleichbare Mysterien. “In welchem religiösen Zusammenhang das Wasser auch auftritt, seine Funktion bleibt dieselbe: es desintegriert, hebt die Formen auf, >wäscht die Sünden ab<, es reinigt und regeneriert zugleich”. An den heiligen Ufer-Ghats bei Benares nehmen zahllose Pilger jährlich ihr kultisches Reinigungsbad im heiligen Ganges. Innere und äußere Reinheit war auch wesentliche Vorbedingung für die Teilnahme an den eleusischen Weihen. Einem Bad im Ilissos folgte ein Bad im reinigenden Meerwasser des saronischen Golfs. In Eleusis selbst wurde der Adept mit salzhaitigern Wasser vom sogenannten “Hydranos”, einem speziell dazu bestellten Beamten, begossen. Der Schintoismus kennt den Reinigungsritus des “Misogi”, den der Gläubige anwendet, wenn er annimmt, er sei “beschmutzt”, ohne daran selbst schuld zu sein. Geschlechtsverkehr, Entbindung, Krankheit, Wunden und vergossenes Blut gelten als Ursachen solcher Beschmutzung. Im Islam gibt es die “kleine Reinigung”, “wudu” genannt. Sie muss wie alle Reinigungen von der guten Absicht begleitet sein. Die christliche Taufe ist das Sakrament, in dem die Seele von der Erbsünde befreit wird. Die oder der Getaufte erfährt so eine geistige Wiedergeburt.

Dieser auflösende Aspekt bringt das Wasser in Bezug zum Tod, der ja selbst auch “das Leben auflöst”. Ist der Tote gewaschen, so kann er sich auf die Reise begeben. Die Sitte der Totenwaschung ist bis zurück zu Homer belegbar. Diese Zeremonie wird in der Absicht ausgeführt, die Leiche der ihr anhaftenden “Aura”, des Ätherleibes, zu entkleiden, die nicht mit ins Grab gelangen soll. Alle indogermanischen Völker kannten oder kennen den Fluss, der das Diesseits vom Jenseits trennt, wie es der Styx bei den Griechen tat.

Tipp: Initiationsschulung „Die Erde heilt“

Bild © Fotolia

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