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Unterirdische Mysterien: Die Erdställe

17. Feb. 2017 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Geomantie, Schamanismus, Phänomene, Architektur | 0 Kommentare

Sie nennen sich „Schratzlöcher“, „Quergloch“ oder „Grufen“ und bauen damit eine symbolisch-mythologische Verbindung zu den Zwergen auf, die ihre unterirdischen Behausungen ergruben; in der Fachliteratur kennt man sie heute meist unter der Bezeichnung „Erdställe“. Dieser Begriff war zuvor in erster Linie in Niederösterreich gebräuchlich. Äußerlich sind es unterirdische Gänge, in denen – zumindest ein Erwachsener – kaum stehen kann. Oft nur 50-60 cm breit und kaum 140 cm hoch, sind sie selten länger als 50 Meter und laufen „ins Leere“, verbinden also nicht als eine Art Geheimgang zwei Orte mit einander. Wozu dienten diese Bauten, die vor allem in Polen, der Slowakei, in Ungarn, Ober- und Niederösterreich, im Burgenland, in der Steiermark, in Bayern, Baden-Würtemberg und Sachsen-Anhalt entdeckt wurden? Während die Verortung weitgehend geologisch erklärt werden kann, ist der Zweck der mysteriösen Bauten weiterhin ein großes Rätsel.

Aber der Reihe nach: Wie sehen „Erdställe“ aus? Wie schon erwähnt sind es sehr enge unterirdische Gänge. Typischerweise treten in diesen häufig noch weitere Verengungen, sogenannte „Schlupfe“, auf, die ein Durchkriechen, ja Durchzwängen erfordern, ehe man wieder auf sich weitende Passagen trifft. Am Ende dieser Gänge, die aber durchaus auch Verzweigungen aufweisen können, ja manchmal sogar mehrstöckig angelegt sind, befinden sich meist kammerartige Erweiterungen, die häufig auch als Sitznischen interpretiert werden. Schon diese Typisierungen zeigen, dass das Erkunden der Gänge mit einer starken körperlichen Betätigung einhergeht, die auch körperphysische Reaktionen auslösen kann. An Klaustrophobie sollte man also bei einer Erkundung auf gar keinen Fall leiden. Insbesondere die Durchschlupfe erlauben einen psychologischen Vergleich mit der Wiederholung einer Geburtserfahrung.

Dort wo dies – z.B. mit der C14 Methode - möglich war, konnten die Gänge auf eine Entstehungszeit um das 11. Und 12. Jahrhundert herum datiert werden, was nicht ausschließt, dass es bedeutend ältere Teilabschnitte oder auch komplette Anlagen aus früherer Zeit gibt. Alle bekannten Erdstallanlagen befinden sich in Gegenden mit Löss, Schlier, Lehm oder Sandstein, gelegentlich auch mit Flins (verwittertem Granit). Dies ist insofern schon aus bautechnischen Gründen notwendig, denn der Boden muss gut bearbeitbar sein – bei massivem Fels gibt es keine Erdställe – aber auch ausreichend Festigkeit aufweisen.

Soweit die Fakten, doch wozu die Arbeit? Zwei Nutzungstheorien herrschen weitgehend vor: Die eine sieht Erdställe als Fluchtgänge und Verstecke. In der Tat können die engen Durchschlupfe bewirken, dass ein Angreifer, der sich durchzwängt, keine Möglichkeit besitzt, sich gegen einen – auch schwächeren – Verteidiger zur Wehr zu setzen, da er seine Hände und Arme zum Kriechen benötigt. Schnell kann dieser somit überwältigt werden. Dieser nutzende Effekt, widerspricht aber zugleich einem allgemeinen Zweck als Zufluchtsstätte, denn selten können mehr als 2-3 Menschen hier Zuflucht suchen. Zudem würde die Enge der Gänge Kranken und Dickleibigen ihren Schutz verwehren. Der Aufenthalt wäre wenn nur kurzfristig möglich (höchstens ein bis zwei Tage) und auch das nur unter Verzicht auf jegliche Annehmlichkeit. Ein rauchentwickelndes Feuer am bekannt gewordenen Eingang wäre häufig das Ende der Zufluchtsuchenden.

Eine andere Theorie, die häufig vertreten wird, sieht daher in den Erdställen eher spirituelle Erfahrungsräume. Insbesondere die geburtsähnliche Erfahrung der immer mit vertretenen Durchsschlupfe spricht dafür. Der Erdstallforscher Anton Haschner sah zum Beispiel eine Beziehung der Gänge zu Gräbern und vermutete, dass es sich um sogenannte „Leergräber“ handeln würde, in denen die Seelen Verstorbener einen Zwischenaufenthaltsort bis „zum Jüngsten Gericht“ einnehmen würden. Aus einer schamanischen Weltsicht heraus könnte man die Erdställe somit als „Ahnenräume“ interpretieren, die es aber den Lebenden ermöglichen würden durch ein „regressus at uterum“, durch einen „Rückkehr durch den Geburtskanal in die Gebärmutter“, also eine rückwertige Geburt, ihre Ahnen zu besuchen.

Das Mysterium der Erdställe findet, obgleich schon seit Ende des 19.Jahrhunderts durch die Forschungen des Benediktiner-Pater Lambert Karner bekannt, die er in seinem Buch „Künstliche Höhlen aus alter Zeit“ veröffentlichte, erst seit Ende des 20. Jahrhunderts zunehmend Anerkennung durch die Archäologie. So publiziert der Arbeitskreis für Erdstallforschung mit Sitz in Roding (Bayern) in seinem seit 1975 erscheinenden Jahresheften „Der Erdstall“ jeweils aktuelle Forschungsergebnisse.

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