Der Turm symbolisiert die axis mundi, daher verwundert es nicht, dass in Türmen häufig Einstrahlpunkte zu finden sind. Insbesondere Chorturmkirchen, also Kirchen mit Ostturm, bei denen sich der Chor unmittelbar im Turm befindet wie z.B. die Michaelskirche auf dem Michaelsberg bei Cleebronn oder die romanische Nikolauskirche in München-Freimann sind hier zu nennen. Hier verbindet sich die Turmsymbolik als axis mundi mit der Altarfunktion des Allerheiligsten, so dass vor allem Vertikalphänomene als geistige Anbindung Anwendung fanden.
Im Umgekehrten Fall, also bei Kirchen mit Westturm, übernimmt der Turm oft die Funktion eines westlichen Vorbaus. Dieser wird “Paradies” genannt. Die Kirche erscheint hier als mythologischer Lebensweg: Der Mensch, aus dem Paradiese (Westen) kommend, schreitet Christus, dem Erlöser im Osten entgegen. Im Paradies finden sich ebenfalls sehr häufig Einstrahlpunkte oder Engelsfokusse. Sie symbolisieren die Urverbindung des Menschen im Geistigen. Beispiele hierfür sind die Michaelskirche in Schwäbisch Hall mit Michaelssäule oder auch das Freiburger Münster.
Bild links: St. Michael im Westturm von St. Michael/Schwäbisch Hall © Stefan Brönnle
Bild rechts: St. Michael/Schwäbisch Hall © fotolia
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