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Die Fremdbesetzung (Possession)

09. Nov. 2016 | Von: Sibylle Moana Krähenbühl | Kategorien: Rituale, Schamanismus, Wahrnehmung, Jenseits | 0 Kommentare

geisterhafte Hände hinter verängstigter Frau

Ein schwieriges und doch klassisch schamanisches Thema ist die Possession – die Besessenheit. Schwierig deshalb, weil die moderne Psychologie eine vollständig anderes Weltbild vertritt, was die Seele betrifft, als schamanische Kulturen. Epilepsie und Schizophrenie waren (und sind es zum Teil noch heute) im schamanischen Weltbild typische Anzeichen einer Fremdbesetzung. Weitere Merkmale können sein: Stimmenhören, Charakterveränderung und starke Stimmungsschwankungen, impulsives Verhalten, niedriges Energieniveau, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Angst und Depression, plötzliches Auftreten körperlicher Probleme ohne ersichtlicher Grund, Reaktionen wie Herzklopfen, Schwitzen, Atemprobleme, Zittern und Angst beim Lesen oder Hören von Besessenheit, nicht in die Augen schauen können, das Gefühl, eine „unsichtbare Kappe“ über dem Kopf zu tragen oder ein „unsichtbares Brett“ vor dem Kopf zu haben., und andere mehr. Treffen mehrere Punkte zu (mehr als die Hälfte), ist eine Besetzung im schamanischen Sinne wahrscheinlich. In unserer Kultur ist es in schweren Fällen aus rechtlichen Gründen praktisch unmöglich, allein auf schamanischem Wege Hilfestellung geben zu können. Dennoch gibt es tatsächlich auch in der westlichen Kultur z.B. Kliniken, die gerade in solchen Fällen auch mit Schamanen zusammenarbeiten!

In indigenen, schamanisch geprägten Kulturen, kann eine Depossession, also die Beseitigung einer Fremdbesetzung wie folgt aussehen:

Der schamanisch Reisende legt sich mit Körperkontakt neben den Besessenen. Er reist in die NAW (Nicht Alltägliche Wirklichkeit), sucht seine Krafttiere und Helfer, welche ihn zum Besetzer führen (meistens ist dieser in der mittleren Welt zu finden). Mithilfe der Helfer teilt er der Seele des Besetzers mit, dass sie gestorben ist und er sich an jemand gehaftet hat. Dabei wird der Name der besetzten Person ausgesprochen. Es wird gefragt, ob er etwas vom Besessenen will oder ob noch etwas für ihn erledigt werden muss. Ihm wird mittgeteilt, das er dem Besessenen schadet und sich selbst natürlich auch. Meist sind die Seelen bereit, in die Totenwelt zu gehen. Man teilt ihnen mit, das Angehörige und Freunde schon auf sie warten, das macht den Übergang oft leichter. Die Verstorbenen auf der anderen Seite haben auch immer einen perfekten Körper wie in jungen Jahren, auch das kann eine Motivation für den Gehenden sein. Denn er wird dann einen unversehrten Körper ohne Gebrechen erhalten. Der Schamane geleitet nun die Seele in die Totenwelt und wartet, bis der Tote hinüber gegangen ist. Nun erst kehrt er in die AW (alltägliche Wirklichkeit) zurück.

Eine andere schamanische Behandlung sieht folgendermaßen aus:

Der schamanisch Praktizierende versetzt sich in Trance und ruft seine Krafttiere. Nun dehnt er sein Bewusstsein aus und beginnt, die Aura des Klienten „abzuscannen“. Findet er dort eine Präsenz einer Person, so beginnt er mit ihr zu sprechen. „Wer bist Du?“ Der schamanisch Praktizierende befragt den Geist und seine Helfer, um herauszufinden, ob die Präsenz zu einer verstorbenen Person gehört oder zu einer lebenden Person (ein Seelenanteil). Dann greift er mit der Hand in die Aura des Klienten und entfernt die Präsenz von dort, um sie nun schnell an den richtigen Ort zu bringen: Zurück zu der lebenden Person oder zur Schwelle des Jenseits. Nach der Entfernung der Präsenz wird die Aura des Klienten abgerasselt, mit der Trommel bearbeitet oder kräftig geräuchert, um alle Verunreinigungen durch die fremde Präsenz zu „löschen“. Zur Stärkung kann ein Schutzamulett erstellt werden, oder ein Kraftlied für den Klienten gesucht werden.

Oft haften sich Präsenzen an eine Person, wenn in ihrer Aura bereits ein „Loch“ vorhanden ist, z.B. durch einen Seelenverlust. Daher kann manchmal zur Depossession zusätzlich eine Seelenrückholung notwendig sein.

Krach und Lärm spielt in vielen schamanischen Gesellschaften eine große Rolle beim Entfernen einer Besetzung. Glocken, Schellen tibetische Hörner, Trommeln, aber auch Musikinstrumente werden laut und dissonant, arrhythmisch gespielt und dabei um den Besessenen herumgegangen. Auch Kraftlieder sind gut, Besetzer vertragen Singen nicht.

Ein ausgiebiges Räuchern ist sinnvoll, die Aura des Besessenen wird kräftig gefüllt. Hilfreiche traditionelle Räucherkräuter bei Besetzungen sind:

  • Erzengelwurz
  • Wacholder
  • Salbei
  • Stinkasant (Asa foetida)
  • Weinraute
  • Eberraute
  • Beifuß
  • Auch andere Kräuter sind geeignet, wichtig ist, dass es viel raucht und riecht.

Text © Sibylle Krähenbühl

Beratung, Coaching, schamanische Arbeit

Bild © Stefan Brönnle (Thinkstock)

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