Die roten Früchte der Kirsche galten als Attribut der Liebe und Leidenschaft, daher schmähte die Kirche die Frucht als unrein und verboten. Mädchen oder Frauen, die früher mit Kirschen in Verbindung gebracht wurden, hatten nichts zu lachen: Kirschenzweige wurden als „Schandmai“ am 1. Mai Frauen an die Tür genagelt, die ein uneheliches Kind bekamen. Ein solches lediges, schwangeres Mädchen ist „zum Kirschbaum geworden“. Umgekehrt stieg zu einer verheirateten Frau ins Bett, wer „eine Kirsche brach“.
Die Blütenessenz der Kirsche stellt einen wieder auf die Beine, wenn man im Alltag nur noch die grauen Seiten wahrnehmen kann, wenn Leichtigkeit, Unbeschwertheit und Begeisterungsfähigkeit abhandengekommen sind. Insbesondere bei „Wochenbettdepressionen“ wird sie gerne eingesetzt. Sie besitzt einen starken Bezug zur Schwangerschaft und Geburt.
Die Kirsche ist damit ein Ausdruck der sogenannten „Roten Göttin“, der Göttin der Lebenskraft, Fruchtbarkeit und Erotik.
Eine tiroler Sage erzählt, dass die Mutter Gottes gerne im Kirschbaum sitze. Hier symbolisieren die Blüten des Baumes Reinheit, Schönheit und „bräutliches Glück“. Eine andere Sage berichtet, dass Kirsche und Kirschkerne sich in Gold verwandeln können, dem reinsten und strahlendsten Metall. Die am Barbaratag, dem 4. Dezember, geschnittenen Kirschzweige blühen zur Weihnacht, bzw. die an Weihnachten abgeschnittenen Zweige sollen zu Neujahr erblühen. Reichtum und Rillen der Blüten am Zweig bedeuten Glück. Schüttet man das erste Badewasser eines neugeborenen an einen Kirschbaum, wird das Kind schön.
In der Kultur Japans ist die Kirschblüte der am höchsten bewertete Augenblock im Jahr. Die Kirschblüte steht in Japan für Reinheit, Schönheit und Glück.
Die Kirsche ist damit in Brauchtum und Symbolik auch mit der Jungfräulichkeit, der Heiligen Barbara und Maria verbunden und somit ein Ausdruck der „Weißen Göttin“.
Der Kirschbaum wird dem Mond, dem sich ständig wandelnden Himmelskörper zugeordnet. Wer es wagte, bei Vollmond die unter dem blühenden Kirschbaum tanzenden Elfen und Feen zu stören, war mit Unheil bedroht. Finden sich Kirschen und Blüten am gleichen Baum, so bedeutet das den Tod.
Nach altem christlichem Volksglauben stiegen die Armen Seelen an Allerseelen aus dem Fegefeuer zur Erde auf und ruhten für kurze Zeit von ihren Qualen aus. Man opferte ihnen u.a. kandierte Kirschen.
Somit steht die Kirsche auch mit dem Tod und der Wandlungskraft in Beziehung. Sie ist also auch ein Ausdruck der „Schwarzen Göttin“.
Die Kirsche – Geist der Großen Göttin in ihren drei Aspekten
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