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Unsere Pflanzengeister – Die Platane

24. Juni 2016 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythen, Symbole, Pflanzengeister | 0 Kommentare

Platane durch die Licht scheint

Der heilige Baum

Die Platane gehört mit zu den großen heiligen Bäumen. Sie erfuhr größte Verehrung vor allem im Nahen Osten und Mittelmeerraum. Im alten Persien galt die Platane als „Wächterbaum der Könige“. Wie Herodot berichtet, habe um 480 v.Chr. der persische König Xerxes eine Platane so sehr verehrt, dass er sie mit Kleidern und Geschmeide behängen ließ. Sie erhielt einen eigenen Gärtner, der sich ausschließlich um ihre Pflege kümmern sollte.

In Labraunda (Türkei) gab es einen dem Gott Zeus geweihten Platanenhain. Interessanterweise hatte Zeus hier als Attribut die Doppelaxt (labrys). Dieses uralte Symbol, das z.B. auch in der Mythologie und Symbolik Kretas eine Rolle spielte, steht u.a. für den zu- und abnehmenden Mond und damit – Pars pro Toto – für den ganzen Mondzyklus, der natürlich eine starke weibliche Beziehung wiedergibt. Die kretischen Kultur trug starke matrifokale Züge. Der kretische König Minos soll unter einer Platane gezeugt worden sein. So ist zu vermuten, dass auch der Platanenhain in Labraunda einstmals der Großen Göttin geweiht war, ehe der patriarchale Zeus das Heiligtum „übernahm“.

Die Platane besitzt eine schuppige Borke, sie scheint sich wie eine Schlange zu häuten. So war die Platane in Griechenland u.a. der vielköpfigen Schlange Hydra geweiht und war wie diese ein Symbol der Regeneration (Hydra wuchsen abgeschlagene Köpfe beständig nach). Im griechischen Mythos zog die Göttermutter Hera Hydra so auch unter einer Platane auf und hier hatte die Schlange auch ihre Behausung.

Das alte matrifokale Symboltier der Schlange besitzt starke chthonische (Erd- und unterweltliche) Beziehungen. Ein gewaltiger Platanenhain soll sich einst vom Berg Pontinus bis zum Meer bei Argios erstreckt haben. In diesem Platanenhain lagen von Schreinen gekennzeichnet die Zugänge zum Hades, wo Dyonisos, Hades und Persephone die Unterwelt betreten haben sollen.

In vielen Sagen wird die Platane sowohl mit dem Mond (siehe oben), als auch mit der Sonne in Beziehung gebracht. Sie stellt eine kosmische Verbindung dar und ist damit – ähnlich dem germanischen Weltenbaum Yggdrasil - ein typischer Weltenbaum.

Platane als Orakel- und Verkündigungsbaum

In Armenien deuteten einst Priester aus der Bewegung der Äste einer Platane den Willen der Götter. Auch die Griechen versammelten sich vor dem Krieg gegen Troja unter einer Platane, um Opfer darzubringen und die Götter um Rat zu fragen. Als Zeichen sandten die Götter wiederum eine Schlange, die sich den Stamm hinaufschlängelte und ein Vogelnest plünderte. Die Seher deuten dies als gutes Vorzeichen eines Sieges über Troja. Selbst Paulus nutzte die große Verehrung der Platanen in Griechenland und verkündete die christliche Botschaft unter diesem Baum.

Der Baum der Weisheit

Die „Platane des Hippokrates“ auf der griechischen Insel Kos soll mit geschätzten 2000-2500 Jahren der älteste Baum Europas sein. Eben hier soll der Arzt Hippokrates seine Schüler unterrichtet haben. So war die Platane im Mittelalter stark mit der „intelligentia“ verbunden, was so viel wie „Einsicht“ bedeutet.

Die Blütenessenz der Platane lässt Zusammenhänge erkennen, wenn wir „den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“. Sie schenkt Einsicht und lässt unser Handeln planvoller werden.

Die Platane – Geist der Einsicht durch die Große Göttin

Bild © Fotolia

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