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Ausrichtung im christlichen Sakralbau

13. Juni 2016 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Geomantie, Architektur, Richtungsqualitäten | 0 Kommentare

Grundriss Saint-Fortunat de Charlieu

Wir haben in diesem Blog die Qualität der Himmelsrichtungen bereits im Detail betrachtet. Hier nun möchte ich einen Blick auf die symbolische Orientierung des Sakralbaues werfen:

Christliche Kirchen sind im Wesentlichen geostet. D.h. der Altar steht im Osten, der Eingang liegt im Westen. Der Osten entspricht mit der Richtung des Sonnenaufganges der erwarteten Wiederkunft Christi, dem solaren Heros (sol invictus). Die Gemeinde und im alten liturgischen Ritual auch der Priester wenden sich im Gebet und Ritual dem Osten zu. Der Osten wird als spirituelle Richtung gesehen. Der Gläubige beginnt jedoch seinen Weg im Westen. Westliche Vorbauten - oft im Turm, der axis mundi - wurden “Paradies” genannt. Aus dem Paradiese kommend durchschreitet der Mensch die Achse der Kirche als symbolischen Lebensweg mit (innerer) Ausrichtung nach Osten, den Erlöser erwartend. Es ist der Weg aus der Dunkelheit (Sonnenuntergang, Westen) in das erwartete Licht (Osten). Im Westen gab es die Michaelskapellen, die das “Böse”, das Weltliche, abwehren sollten. Im Westen lag die Materie. Im Osten lag die Apsis mit dem Altar, der Geist. So ist die Kirchenachse mit ihrer Ostung ein Symbol christlicher Ausrichtung zum Geistig-Kosmischen hin. Dem Körperlich-Materiellen wird der Rücken zugewandt. Im indianischen Kultbau steht dagegen der Altar teilweise im Westen. Die Verehrung gilt Mutter Erde, hierhin richtet sich die Kultur innerlich aus.

Luftbild Denghoog/Friesenkapelle SyltEs ist daher in keinem Falle zufällig, oder die spleenige Idee eines exzentrischen Baumeisters, wenn z.B. Kirchen plötzlich nahezu genordet sind wie z.B. die Friesenkapelle in Wennigstätt/Sylt. Diese ist auf einen prähistorischen Grabhügel, den Denghoog (= “Thinghaag”, ca. 3000 v.Chr. ausgerichtet!). Der Achse kommt dafür eine viel zu wichtige symbolische Bedeutung zu. Auch Achsenknicke sind in der Regel keine Messfehler der Baumeister. Für sie sind die Richtungen der verschiedenen Achsenfluchten von Bedeutung. Aber auch geomantische Ortsphänomene sind hier häufig mit ursächlich für verschiedene Achsen.

Buchtipp: Heiliger Raum

Bild Grundriss © Jochen Jahnke/wikipedia

Bild Denghoog © Stefan Brönnle/Luftbildgrundlage: Googleearth

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