Andere Namen: Beinweichkraut, Besenkraut, Bibiskraut, Buckele, Buschenkraut, Fliegenkraut, Frauenmugwurz, Gänsekraut, Geburtskraut, Gürtlerkraut, Johannisgürtel, Jungfraukraut, Machtwurz, Mugwurz, Mutter aller pflanzen, Mutterwurz, Roter Bock, Schoßkraut, Sonnwendkraut, Sonnwendgürtel, Stabkraut, Thorwurz, Una, Weiberkraut, Werzwisch, Wisch
Der botanische Gattungsname Artemisia gibt einen unmittelbaren Bezug zur Göttin Artemis, der Göttin der Jagd, des Waldes, des Mondes und Beschützerin der Frauen. So war Artemis auch als Geburtshelferin bekannt. Es wundert daher nicht, dass der Beifuß menstruationsfördernd und entkrampfend wirkt, allerdings kann er bei zu starker Dosierung auch Fehlgeburten auslösen. Viele Brauchtümer sind auf diese Weise mit dem Beifuß verbunden: Frauen hockten sich über den Rauch des Beifußes, um Ihre Geschlechtsorgane zu reinigen und die Fruchtbarkeit zu fördern. Gebärenden wurde ein Büschel Beifuß in die Hand gegeben und das Zimmer der Wöchnerinnen mit Beifuß ausgeräuchert. Männern gilt der Beifuß als Aphrodisiakum und zeigt damit seine erotisierende Wirkung.
Schon vor 70.000 Jahren fand der Beifuß aber auch Verwendung bei Bestattungsriten wie Funde von Neandertalergräbern im heutigen Irak belegen. Gerne wird der Beifuß mit der Sommersonnwende und der Jahresschwelle in Beziehung gesetzt. Dies weist darauf hin, dass der Beifuß auch als Schwellenpflanze zu sehen ist. So unterstützt der Beifuß auch das trauern, Loslassen und Wandeln. Schamanen nutzten den Beifuß zur Vorbereitung ihres Seelenfluges und im Zimmer eines Schlafenden verräuchert werden Intuition und luzides Träumen gestärkt.
Für die Germanen stellte die Pflanze ein machtvolles Pflanzenwesen dar, dass dem Gott Thor zugeordnet wurde („Thorwurz“). Der germanische Thor besaß einen Zaubergürtel „Megingjardr“ aus Beifuß. Mit ihm verdoppelte er seine Kraft und konnte gefährliche Reisen und Kämpfe bestehen.
Hierauf beruht vermutlich auch das Brauchtum sich zur Sommersonnwende Gürtel aus Beifuß zu flechten. Diese wurden nach dem Sonnwendtanz ins Feuer geworfen. Mit ihnen verbrannte alles Negative und Böse („Sonnwendkraut“, „Sonnwendgürtel“, „Gürtlerkraut“).
Die aufrechten, festen Stengel der Pflanze stehen auch noch im Folgejahr: Eine deutliche Signatur für die Vitalkraft und Aufrichtekraft der Pflanze („Stabkraut“). Der Beifuß schenkt so Durchhaltevermögen. Römische Soldaten sollen sich Beifuß in die Sandalen gelegt haben (darum „Beifuß“).
Die Blütenessenz des Beifußes verhilft zu einer klaren Wahrnehmung, ja zur Hellsichtigkeit, sie verbindet mit dem Unbewussten und hilft, Schwierigkeiten besser „verdauen“ und loslassen zu können. Auch hierin spiegelt sich sein Schwellenwesen wider.
Der Beifuß – Geist der Fruchtbarkeit und der Schwellen
Bild © Stefan Brönnle (Grundlage fotolia/wikipedia)
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