Als „numinose Stellen“ oder Orte bezeichnet man im Sakralbau gestalterisch hervorgehobene Plätze, denen von der liturgischen Konzeption her keine Priorität eingeräumt wird (wie z.B. der Altar), die aber dennoch durch Brauchtum und Legendenbildung fest im Volksglauben als „besondere Orte“ verankert sind.
Als ein Beispiel soll uns hier der Teufelstritt in der Münchner Frauenkirche dienen. Die „Frauenkirche“ ist interessanterweise in mehreren Sagen mit dem Teufel als Bauherren verbunden. Meist ist dies ein symbolischer Rückblick auf nichtchristliche Personen, die am Bau mitgewirkt haben oder nichtchristliches Wissen, das in den Bau eingeflossen ist. Die Frauenkirche steht auf einem von zwei Hügeln, die bereits vor der Stadtgründung sakral genutzt wurden (der andere ist der Hügel von St.Peter).
Kurz hinter dem im Westen gelegenen Hauptportal ist der sogenannte Teufelstritt zu bestaunen: Ein deutlicher Fußabdruck in einer zentral gelegenen Bodenplatte, an dem an der Ferse eine Art „Sporn“ erkennbar ist. Diese Stelle ist insofern auch bautechnisch bezeichnend, weil man – an diesem Ort stehend – keine Fenster in der Kirche sehen kann außer dem Ostfenster. Die seitlichen Fenster des Kirchenschiffs werden von den Säulen verdeckt, das Ostfenster war zur Barockzeit durch einen Hochaltar verdeckt. Eine der Sagenversionen zum Teufelstritt lautet wie folgt:
Der Baumeister der Frauenkirche hatte mit dem Teufel einen Pakt geschlossen, damit ihm dieser dabei helfe, die Kirche zu bauen. Im Austausch zu seiner Hilfe sollte der Teufel die Seele der ersten Person bekommen, die die Kirche beträte. Als die Kirche fertig war und die Menschen in die Kirche strömten, wollte der Teufel seinen Lohn abholen. Als er zum Baumeister ging, sagte dieser allerdings, dass der Teufel schlechte Arbeit geleistet habe, da er die Fenster in der Kirche vergessen habe. Und tatsächlich: Als er einen Blick in die Kirche warf, gab es in der ganzen Kirche kein einziges Fenster. Vor Wut stampfte der Teufel fest auf und verließ wutschnaubend die Kirche. An dieser Stelle ist der Fußtritt des Teufels bis heute zu sehen, und der Teufel ist noch heute als Wind um die Kirche zu hören.
Geomantisch interessant ist die Anregung des Platzes durch unterirdisch fließendes Wasser, was u.a. ein Gefühl der „Entleerung“ bei zeitgleicher Anregung des Sexualchakras erzeugt.
So stellt der Münchner Teufelstritt eine typische numinose Stelle dar, die sowohl auf eine bautechnische Besonderheit, als auch auf genutzte geomantische Techniken und kulturhistorische Zusammenhänge hinweist.
Vortragstipp: Kraftort München
Bild © Stefan Brönnle
Kommentare