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Unsere Pflanzengeister – Der (Wurm-) Farn

15. Aug. 2015 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythen, Symbole, Pflanzengeister | 0 Kommentare

Wurmfarn
Andere Namen: Bandwurmwurzel, Farnkraut, Flöhkraut, Glückshand, Hexenkraut, Hexenleiter, Hurenkraut, Irrwurz, Johanniswurz, Mausleitern, Schawel, Steckfarn, Teufelswisch, Waldfarn, Wanzenkraut, Wanzenwurz

Farne sind eine uralte Pflanzenfamilie und im Karbon wurden sie so groß wie Bäume.
Das Wort Farn kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet so viel wie Flügel. Der Name der „Wurmfarns“ bezieht sich vermutlich auf die als Mittel gegen Bandwürmer verwendete Wurzel. Der botanische Name des Wurmfarns „filix-mas“ bedeutet "männlicher Farn" und wurde zur Unterscheidung zum Artnamen „filix-femina“ für den Frauenfarn benutzt.

Farne vermehren sich über ihre Sporen. Sie haben also keine Blüte. Dies erschien den Menschen früher sehr geheimnisvoll und die sagenumwobene Farnblüte hatte alle erdenklichen Eigenschaften. Der Farn blühte in den Mythen aber nur in einer einzigen Nacht, um dann gleich seinen begehrten Samen abzuwerfen. Oft ist es die Johannisnacht („Johanniswurz“). So gibt es auch die christliche Legende, dass von der Enthauptung Johannes des Täufers ein Blutstropfen den Wurmfarn entstehen ließ.

Farnsamen in die Schuhe gelegt machte unsichtbar. Der Besitzer konnte die Sprache der Tiere verstehen und ihm gingen alle Wünsche in Erfüllung. Der Träger erlangte große Kraft und wurde allwissend. In Litauen sagt man: „so schlau wie jemand, der eine Farnblüte gefunden hat“.

Sobald man jedoch eine Farnblüte entdeckt hat, gilt es, böse Geister und Hexen, die ebenfalls alles daran setzen, Farnblüten zu erspähen, fernzuhalten. Man muss einen Bannkreis um sich ziehen und beten oder magische Sprüche aufsagen. Tritt man unbeabsichtigt auf den Wurmfarn, so verirrt man sich im Wald („Irrwurz“).

Im Mittelalter pflanzte man Farn gerne in Kräutergärten, da sie Geister und Dämonen fernhielten. Wurmfarnbüschel wurden auch als Glücksbringer über die Türen gehängt. Sie schützten das Haus vor Blitz und Hagel.

In den baltischen Staaten ist die Farnblüte vor allem ein Symbol für Fruchtbarkeit. Wenn junge Paare in dieser Nacht die Wälder aufsuchen, um die „Farnblüte zu suchen“, umschreibt dies nicht zuletzt erotische Zweisamkeit. So wird eine Schwangerschaft euphemistisch auch „Farnblüte“ genannt.

In England heißt es, im Wurmfarn würden sich Feen und Pixies verbergen. Daher dürfe man in der Nähe von Farn nicht über Geheimnisse reden, da diese sie überall verbreiten würden. Schlangen andererseits meiden Orte, an denen der Farn wächst.

Hildegard von Bingen schrieb: „Der Farn ist warm und trocken und hat auch ein mittleres Maß an Saft. Der Teufel flieht die Pflanze, und sie hat gewisse Kräfte, die an die der Sonne gemahnen, weil sie wie die Sonne das Dunkle erhellt. Sie vertreibt so Trugbilder, fantasias, und deswegen lieben sie die bösen Geister nicht. An dem Platze, an dem sie wächst, übt der Teufel sein Gaukelspiel selten aus, und das Haus, an dem der Teufel ist, meidet und verabscheut sie. Blitz, Donner und Hagel fallen dort selten ein, und auf dem Acker, auf dem sie wächst, hagelt es selten. Wer den Farn bei sich trägt, ist sicher vor den Nachstellungen des Teufels und vor bösen Anschlägen auf Leib und Leben.“

All dies machte den Farn sehr beliebt. Zu den geheiligten Zeiten – meist der Johannisnacht – schwärmten tausende aus, um die Farnblüte zu finden. Das Konzil von Ferrara erließ daher 1612 ein Verbot für das Sammeln von Farn oder Farnsamen in der Johannisnacht und Herzog Maximilian I von Bayern drohte in seinem "Landgebot wider den Aberglauben" Strafen für das Holen des Farnsamens an.

Der Signaturlehre entsprechend wurde der Wurmfarn auch mit der Wirbelsäule gleichgesetzt und gegen Rückenschmerzen und Rheuma verabreicht. Sein spiraliges Entrollen ist ein Symbol des Lebens, der Evolution und der Fruchtbarkeit.

Der Wurmfarn – Geist der Allmacht und Magie




Bild © Thinkstock
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