Obwohl heute das Pfingst-Fest den wenigsten ein wirklicher Begriff ist und häufig kaum noch mit Bräuchen begangen wird, gibt es dennoch mindestens ebenso vielfältige kultische Riten wie zum Frühlingsfest Ostern.
Das Wasser soll auch zu Pfingsten – ähnlich wie zum Osterfest – eine besondere Segenskraft besitzen. Deshalb war es Brauch sich zu Pfingsten in einem Bach zu waschen. Im Raum Basel wurde der „Pfingstlümmel“, eine aus Stroh und Tannenzweigen gebastelte Puppe in den Dorfbrunnen getaucht. Anschließend wurden die jungen Mädchen mit dem triefenden Pfingstlümmel bespritzt. Mancherorts verbarg sich im Laubgebinde selbst ein junger Bursche, der auf diese Weise nass gemacht die Mädchen bespritzte. Auch der Tau des Pfingstmorgens soll Heilkräfte besitzen, vor Verhexung beschützen und sogar Sommersprossen vorbeugen.
Auch der Baum als Symbol der Fruchtbarkeit fehlte vielerorts bei den Pfingstbräuchen nicht. So wurden vielerorts Pfingstbäume gepflanzt, wobei der Baum selbst mit farbenfrohen Bändern geschmückt wurde. Auch das Aufstellen junger Birken vor die Haustüre, mit dem junge Burschen sich den unverheirateten Mädchen der Umgebung „vorstellten“, gehört mit zu den Fruchtbarkeitsriten des Pfingstfestes. In ähnlicher Weise stellten schon die Germanen junge Birken vors Haus, um dieses vor bösen Kräften zu schützen.
Schließlich gehört als drittes Symbol im Bunde das Feuer mit zu den klassischen Pfingstsymbolen. Im christlichen Sinne ist es das Symbol des Heiligen Geistes, der zu Pfingsten über die frühe Anhängerschaft Jesu kam. Im Salzburger Land wurden aus den „Himmels“- oder „Heiliggeist-Löchern“, die häufig im Gewölbe des Kirchenschiffs zu finden sind, brennende „Werchflocken“ auf die Kirchenbesucher gestreut. Diese wurden oft eingesammelt, weil sie die Macht hatten Haus und Hof vor Unwettern zu beschützen.
Auch das Anzünden von „Pfingstkerzen“ am Frühstückstisch und die rituelle Weitergabe des Feuers an die Familienmitglieder ist eine kultische Weitergabe der Kraft des Heiligen Geistes, der in der Erfahrung der göttlichen Ekstase über die Jünger kam und die auf diese Weise als „Erleuchtung“ weitergereicht wird.
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