Linden können sehr alt werden: Man sagt, eine Linde komme 300 Jahre, stehe 300 Jahre und vergehe 300 Jahre.
Schon die Germanen verehrten die Linde als der Göttin „Freya“ geweihten Baum. Sie war die Göttin der Liebe, des Glücks, der Fruchtbarkeit und des guten Hausstandes. Linden galten den Germanen als Sitz der guten Geister.
In vielen Stammesgebieten der Germanen war die Linde der Omphalos und hatte somit die Funktion als heiliger Mittelpunkt und Treffpunkt für alle Angelegenheiten der Gemeinschaft (Tanzlinden), da sie gleichzeitig als eine Art Manifestation von Wahrheit, Gerechtigkeit (Gerichtslinden), Klarheit, Entschlossenheit, Mitgefühl und göttlichem Wissen galt. Die alten germanischen Stämme trafen sich unter den Linden, um Signale aus der Geisterwelt zu empfangen.
An der Tassilolinde (Bild) in Wessobrunn hatte der Sage nach der Herzog Tassilo den Traum einer Himmelsleiter, auf der die Engel niederstiegen. Die Linde ist hier nicht nur heilige Mitte, sondern zugleich Axis mundi (Weltenachse).
Die Christianisierung machte auch vor den Linden nicht halt. Die alten Statuen der Gerichts- und „Freya-Linden“ wurden zerstört und durch Marienbilder ersetzt. So wurden aus den alten „Freya-Linden“ „Maria-Linden“, die heute die einzig noch vorhandenen Baumheiligtümer sind.
In Skandinavien war die Linde der wichtigste von drei so genannten „Våträd“, den Schutzbäumen für Haus und Hof. Ihnen wurden regelmäßig Opfer dargebracht.
Im Wesentlichen ist die Linde jedoch der heilige Mittenbaum. Alleine im deutschen Sprachraum beziehen sich 1142 Ortsnamen auf die Linde.
Als Siegfried im Drachenblut badete, fiel ihm ein Lindenblatt zwischen die Schulterblätter, diese Stelle – die >Rückseite des Herzens< blieb seine einzige verwundbare Stelle. Das Lindenblatt hat die Form eines Herzens, der „menschlichen Mitte“. Auch ist die Linde der Mittelpunkt der Zauberrosengärten der Zwerge. Und nach der deutschen Wiedervereinigung wurde 1991 im thüringischen Niederdorla, dem Mittelpunkt Deutschlands, eine Kaiserlinde gepflanzt.
Linden lindern, d.h. : Sie führen in die Mitte.
Die Linde – Baum der Göttin und der Mitte
Bild: Stefan Brönnle
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