Am Palmsonntag wird christlich des Einzugs von Jesus in Jerusalem gedacht. Dort wurden ihm – so die Legende – Palmzweige als Ehrerbietung zu Füßen gelegt. Da es in Europa keine Palmen gibt, wandte man sich anderen Pflanzen wie den „Palmkätzchen“ der Weide oder dem Buchsbaum (Bux) zu.
Hier zeigt sich jedoch schnell, dass die mit dem „geweihten Palm“ verbundenen Bräuche alles andere als rein christlich sind: Die geweihten Pflanzen wurden in Haus und Hof angesteckt. Sie sollten die Anwesen vor Blitz, Hagelschlag, Missernten und Krankheiten schützen. So wurde auch das Vieh mit „Palm“ gefüttert und in die Felder gesteckte „Palmsträuße“, sollten die Fruchtbarkeit erhöhen. Manche Bauern markierten früher die vier Ecken ihres Ackers mit Palmzweigen, um ihr Feld vor Verwüstungen des Korngeistes zu bewahren.
Damit rücken die Bräuche in die Nähe der heidnischen Frühjahrsbräuche. Insbesondere die früh blühende Weide findet ja als „Palm“ Verwendung. In Griechenland war die Weide der Göttin Demeter geweiht, der Göttin der Erde und der Fruchtbarkeit. Die Druiden feierten das Fest der Wiedergeburt der Natur zur Zeit der Weidenblüten und steckten Weidenzweige in die Erde ihrer Felder, um deren Fruchtbarkeit zu erhalten. Diese Gleichklänge sind mehr als zufällig.
Bei den Germanen war es der Donnergott Thor/Donar, der insbesondere im Frühjahr den Äckern durch seine Gewittergüße Fruchtbarkeit schenkte. Sie waren beides Segen und Gefahr. In Britannien war es Brauch, zu ehren Donars vier Kreuze in die Ecken des Feldes zu stecken, um den Fruchtbarkeitssegen herabzubitten. Allerdings war es bei Thor zumeist die ihm geheiligte Eberesche.
Bei einem Palmsonntags-Wettbewerb im südpolnischen Dorf Lipnica Murowana geht es um die höchste Palme (siehe Foto). Der bisherige Rekord liegt bei 30 Metern. Hierin erkennen wir die axis mundi, die Weltenachse wieder, die Himmel und Erde verbindend die göttlichen Segenskräfte herabbitten oder – beschwören soll.
Auch wenn das heutige Palmsonntagsfest sich auf ein christliches Ereignis beruft, sind die mit ihm verbundenen Bräuche sehr viel älter….
Bild © Thinkstock (Piotr+?abicki)
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