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Was macht Geometrie zur Heiligen Geometrie?

21. Feb. 2015 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Geomantie, Geometrie, Symbolik | 0 Kommentare

Konstruktuion eines Sechsecks

Oft höre ich ein ehrfürchtig geflüstertes: „Diese Kathedrale wurde nach der >Heiligen Geometrie< erbaut“. Und ebenso oft sind die Menschen etwas vor den Kopf gestoßen, wenn ich darauf antworte: „Natürlich, was sonst?“

Was ist denn der Unterschied zwischen unserer Schulgeometrie und der vielbeschworenen >Heiligen Geometrie<? Die Antwort ist: Es gibt keinen! Zumindest nicht äußerlich. Die funktionale Schulgeometrie und die als „heilig“ definierte Geometrie unterscheiden sich nur in einem: In ihrer inneren Bedeutsamkeit. Es ist die Sinnhaftigkeit, die die äußere Form sakral werden lässt. Eine Kathedrale wäre keine wirkliche Sakralarchitektur, wenn nicht auch den für ihre Erbauung notwendigen geometrischen Konstruktionen Sinnhaftigkeit zugesprochen werden würde.

Ich möchte dies anhand der Konstruktion eines Sechseckes kurz erklären (wobei es mehrere Wege für dessen Konstruktion gibt):

  • Wir zeichnen einen Kreis. Der Kreis ist die Monade, das Unendliche, Gott, der sich ewig wiederholende Zyklus des Lebens – und darum, eine höhere Wirklichkeit.
  • „Mit unverrucktem Zirkel“ – wie es in einem alten Geometrie-Lehrbuch heißt –zeichnen wir einen zweiten Kreis, indem wir auf der Linie des ersten Kreises einstechen: „Gott spiegelt sich“, er teilt sich wie eine Zelle. Es ist der erste Schöpfungsakt.
  • Es entsteht eine Mandorla, eine Vesica Piscis – Die Überschneidung zweier Kreise. Wie kennen diese Form aus der Form unserer Augen, unseres Mundes, oder der weiblichen Vulva. Diese Form repräsentiert ein Portal. Das Yin und das Yang, die zwei Welten (Kreise) überschneiden sich und schaffen so einen Raum, in dem und durch den das Geistige in die Welt gelangen kann.
  • Verbinden wir nun die Mittelpunkte beider Kreise durch eine Gerade (und verlängern sie etwas): Wir haben eine axis mundi, eine Weltenachse erschaffen, die die Mitten zweier Welten verbindet. Nun ist der Kanal geöffnet und die Geburt geschieht.
  • Wir stechen – wiederum mit „unverrucktem Zirkel“ dort ein, wo die Gerade (axis mundi) den ersten Kreis durchschneidet und ziehen einen dritten Kreis. Aus den zwei Welten entstand ein Drittes. Laotse sagt: Aus der Eins wird die Zwei, diese erschaffen die Drei,….
  • Nun steht das Sechseck bereits immateriell vor uns. Wir müssen nur noch die Schnittpunkte der Kreise unter Einbezug der Schnittpunkte Kreis-Gerade verbinden und wir haben ein Hexagon vor uns: Die Drei – die aus der Eins und Zwei entsteht - trägt die Sechs in sich!

In der 6 sind 1, 2 und 3 enthalten: 1 + 2 + 3 = 6; 1 x 2 x 3 = 6. Multiplikation und Addition der drei Kernzahlen ergeben die 6. Deshalb brauchte im Judentum und Christentum die Schöpfung 6 Tage. In ihr verbindet sich der Geist mit der Materie und die Seele kann ihre Bewusstseinsreise antreten. So hat der Geist auf Erden 6 Dimensionen (hinten, vorne, links, rechts, oben und unten), um seine Erfahrungen zu sammeln.

Das 6. Gebot ist das Verbot der Unkeuschheit. In der Sexualität (sechs = Sex) bindet sich der Geist an die Materie, da neues Leben entsteht. Daher ist die Sexualität für kosmisch ausgerichtete Religionen wie die des Christentums, verwerflich. Bei den Kelten dagegen war 6 eine heilige Zahl: 3 Tage vor und 3 Tage nach Vollmond galten als heilig (3 + 3 = 6). Nach 2 x 6 Raunächten begann ein neuer Zyklus und die Stuben wurden gereinigt. Die Kelten lebten das Geistige im Materiellen, Zyklischen.

In der >Heiligen Geometrie< wird die Form durchgeistigt und durchseelt, daher ist sie „heilig“. Hier wurde – formal - nichts beschrieben, was nicht auch ein Volksschullehrer wüsste. Und doch: Verinnerlichen die wenigsten, dass die Erschaffung einer Form ein kreativer ( = schöpferischer) Akt darstellt, durch den Bewusstsein in die Materie fließt.

Tipp: 20.-22.11.2015 Divina Geometria: Einführung in die Heilige Geometrie KLICK

Bild © Stefan Brönnle

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