Die Sonnwenden bezeichnen jene Zeitpunkte im Jahreslauf, die den Beginn des astronomischen Sommers (Sommersonnwende) und des astronomischen Winters (Wintersonnwende) kennzeichnen.
2014 ist der exakte Zeitpunkt der Wintersonnwende der 22.12. um 0:03 Uhr MEZ, also 3 Minuten nach Mitternacht. Die Erde hat nun auf ihrem Umlauf um die Sonne jenen Punkt erreicht, an dem durch die leichte Neigung der Erdachse die Nordhalbkugel den sonnenfernsten Punkt einnimmt. Von der Erde aus – geozentrisch – betrachtet, hat die Sonne nun ihren tiefsten Stand erreicht.
Was ist daran so besonders?
Einerseits ist die Kenntnis dieses Zeitpunkts natürlich für funktionierende Kalendersysteme und damit letztlich für den Ackerbau und unsere Ernährung wichtig. Andererseits bezeichnet die Wintersonnwende natürlich auch eine geistig-seelische Qualität: Das Leben der Erde (Nordhalbkugel) hat sich völlig zurückgezogen, das Physische tritt in den Hintergrund, das Geistige aber erreicht seinen Höhepunkt. Das Tor in den geistig-seelischen Raum steht nun weit offen. Dabei geht es weniger um das physische Licht der Sonne als vielmehr um das „innere“ oder „geistige“ Licht.
Wie eine Saat, die in die Tiefen der Erde gelegt wird, werden nun neue geistig-seelische Impulse gesetzt. Dies macht die Zeitqualität so bedeutsam. Sie bietet die Möglichkeit, neue Impulse zu verankern, die mit dem herannahenden Frühling sich im Physischen zeigen werden.
Aus diesen Gründen gab es in den Kulturen verschiedene und dennoch sehr ähnlich anmutende Brauchtümer: Im antiken Rom wurde zwischen dem 17. und 23.Dezember die „Saturnalien“ zu Ehren Saturns gefeiert, der als Herrscher des „goldenen Zeitalters“ galt. Sklaven und Herren wurden während dieser Zeit als gleichgestellt betrachtet.
In Persien wurde und wird die Yalda-Nacht (Yalda = „Geburt“) gefeiert, sie wird auch „Chelleh-Nacht“ oder „Feuerfest“ genannt. Dieses Fest ist eines der wichtigsten Feste des Zoroastrismus, wird aber auch von den mehrheitlich muslimischen Iranern praktiziert. Wie in Rom begab sich der Herrscher unter die einfachen Leute. Allein, ohne Diener, verbrachte er die Nacht in seinem Volk.
In Ägypten war die Wintersonnwende mit der Geburt des Horus verbunden.
In China beging man das Dongzhi-Fest. Es hat seinen Ursprung in der Han-Dynastie (206 v. Chr.-220 n. Chr.) und erreichte in der Tang- und der Song-Dynastie (618-1279) seinen Höhepunkt. In der Han-Dynastie wurden an diesem Tag in den Behörden Gratulationszeremonien, die als "Gratulation zum Winter" bezeichnet wurden, veranstaltet. Deshalb hatten alle Beamten an diesem Tag frei, die Truppen blieben an Ort und Stelle, die Grenzen wurden geschlossen und die Geschäfte legten den Betrieb still. Der Tag galt als die „Geburt des Yang“. Clans versammeln sich am Dongzhi-Fest oder an einem Tag vor oder nach ihm im Ahnentempel, um ihren Ahnen zu opfern.
Wir werden also spirituell gesehen in dieser Zeit auf unsere „Essenz“, das Geistig-Seelische zurückgeführt, das in allen Menschen gleich(wertig) ist. Dadurch entsteht eine Kraft der Verbundenheit. Die Zeit der Wintersonnwende eignet sich somit insbesondere dafür, sich nach innen zu wenden, zu meditieren und neue geistig-seelische Impulse einfließen zu lassen. Der kommerzialisierte Weihnachtstrubel stellt dieses Grundprinzip leider auf den Kopf und verdreht es ins Gegenteil.
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