Eine der wesentlichen Methoden der Geomantie ist die Radiästhesie (wörtl. „Strahlenfühligkeit"). Allgemein versteht man darunter die Technik, mittels verschiedener Werkzeuge wie Wünschelrute, Pendel, Schwingstab oder bei fortgesetztem Üben auch durch bloße Körperwahrnehmung unsichtbare Energiephänomene wahrnehmen zu können.
Historisch wurde die Radiästhesie vor allem zur Brunnen- und Quellensuche sowie zur Bergwerksprospektion, also dem Auffinden von Erzen, genutzt. Schriftliche Zeugnisse darüber gibt es aus der frühen Neuzeit, z. B. in „De Re Metallica" (1556) oder „Speculum Metallurgiae" (1700). Vor allem die Bergwerksprospektion erforderte ein Höchstmaß an Technik und radiästhetischer Fertigkeit. Der Rutengänger musste ergründen können, ob eine Metallader im Untergrund vorhanden ist, um welches Metall es sich handelt, wie tief es liegt und in welcher Menge es vorkommt, ehe Bergleute das Erz zumeist im Tagebau mit Hacke und Schaufel ergraben konnten.
Aus diesem Grunde entwickelten sich in der Erzsuche die verschiedensten Rutenarten und Begehungstechniken, z. B. Metallruten, Bogenruten, Springruten („Virgula salia"), die Virgula furcilla, Virgula trepidante oder die Virgula lucente. Bei letzterer wurde eine brennende Kerze auf die Rute gesteckt. Diese erzeugte ein starkes Rauschen ähnlich wie bei einem schlechten Radioempfang, sodass nur noch die starken (lauten) Intensitäten einen Rutenausschlag provozierten. Der Rutengänger konnte dadurch sicher sein, eine genügend große Menge des gewünschten Metalls gefunden zu haben. Bis in unser Jahrhundert hinein blieb die Radiästhesie vor allem in ländlichen Gegenden ein wesentliches Instrument der Erz- und Wassersuche.
Neben diesen beiden Nutzungsarten der Radiästhesie gab es aber im Mittelalter noch eine dritte: die so genannte „verbotene" Radiästhesie. Sie beeinhaltete alle Motivationen, zu denen die Radiästhesie nicht eingesetzt werden durfte, wie das Auffinden von Personen oder auch die geomantische Nutzung. Wer dagegen verstieß, war oft der Hexerei schuldig. Gerade die findigen Bergwerksprospektoren standen daher meist mit einem Bein vor der Inquisition.
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