In Griechenland war die Weide der Göttin Demeter geweiht, der Göttin der Erde und der Fruchtbarkeit. In vielen Gegenden schneidet man Palmkätzchenzweige und bindet daraus einen Palmbuschen, der während des Gottesdienstes am Palmsonntag geweiht wird. Später befestigt man ihn am Kruzifix im Herrgottswinkel oder an HeiIigenbildern‚ um das Haus und dessen Bewohner vor Ungemach zu schützen. Manche Bauern markierten früher die vier Ecken ihres Ackers mit Palmzweigen, um ihr Feld vor Verwüstungen des Korngeistes zu bewahren. Darin zeigt sich die schützende Wirkung des ehemals der Großen Göttin geweihten Baumes. Die Druiden feierten das Fest der Wiedergeburt der Natur zur Zeit der Weidenblüten und steckten Weidenzweige in die Erde ihrer Felder, um deren Fruchtbarkeit zu erhalten.
Sexualität und Fruchtbarkeit sind deutliche Attribute der Weide. Einerseits bewirkt sie Fruchtbarkeit (siehe oben), andererseits stand die Weide in dem Ruf Unfruchtbarkeit und Impotenz bewirken zu können und wurde deshalb auch symbolisch mit >verlorener Liebe< verbunden.
Die Weide ist sehr wasserliebend, sie steht zwischen der festen Erde und dem Wasser: Ein Schwellenbaum. „Die Füße im kalten Wasser kriegt die Weide dennoch keine steifen Gelenke, bleibt biegsam und Schmerzfrei". Dieser Signatur folgend wurden aus Weide gefertigte Mittel gegen Gicht und Rheuma eingesetzt. Das in der Weidenrinde enthaltene Salicin war chemisches Vorbild des Aspirins. Schon Paracelsus empfahl getrocknete und pulverisierte Weidenrinde als Mittel gegen Fieber. Sie gilt als kühlender Baum, der neben dem Fieber ("Europäische Fieberrinde") auch die sexuelle Hitze bremst (siehe oben). Bei den Christen wurde sie daher zur Linderung der Lust und Unkeuschheit in Klostergärten gepflanzt.
Als Schwellenbaum ist das Brauchtum der Weide ambivalent: Sie gilt als Baum des Todes, der Unglück bringt, aber auch als Baum des Zaubers, dessen Zweige Glück und Schutz bringen sollen. Zauberstäbe sollen u.a. auch Weidenholz gewesen sein (so z.B. der Zauberstab der Mutter Harry Potters!). So fanden Weidenzweige auch als Wünschelrute Anwendung. Wenn man sie bei den Knospen griff, konnte man damit vor allem Wasser finden. In der Unterwelt soll Orpheus eine Weide gebeten haben ihm Redegewandtheit zu verleihen, weshalb Weidenäste bei öffentlichen Auftritten und Verhandlungen helfen sollen.
Die Bachblüte der Weide (Willow) wird eingesetzt, wenn man sich den Umständen machtlos ausgeliefert fühlt, ist verbittert ist und sich als Opfer sieht.
Die Weide - der Geist des Wassers
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