
Andere Namen: Chrottenblume, Deiwelchskersche, Judenkernlein, Judenkirsche, Rasewurz, Schafsbinde, Schlafkirsche, Schwarber, Schwindelkirsche, Teufelsauge, Teufelsbeere, Waldnachtschatten, Walkerbaum, Wolfsauge, Wutbeere
Schon der botanische Name „Atropa belladonna“ verweist auf ihre Giftigkeit. Er leitet sich von der griechischen Göttin Atropos („die Unerbittliche“, „die Grausame“) ab. Diese schneidet – als eine der drei Göttinnen - den Lebensfaden durch. Der Namenszusatz „belladonna“, was so viel wie „schöne Frau“ bedeutet, geht auf den Gebrauch der Pflanze in der italienischen Rennaissance zurück: Weil er die Pupillen erweitert und damit die Augen größer und die Gesichter attraktiver wirken lässt, träufelten sich die Damen der gehobenen Gesellschaft verdünnten Tollkirschensaft in die Augen. Dies sollen aber auch schon die Römerinnen praktiziert haben. Eine weitere Interpretation bringt das Epitheton mit einer Magierin namens Belladonna zusammen. Sie soll so schön gewesen sein, dass allein der Anblick ihres Haars lebensgefährlich war.
Die Tollkirsche wuchs dem Mythos nach im Garten der Urhexe Medea und wurde immer wieder als Aphrodisiakum verwendet. In der Antike scheint sie den „Moiren“ (in Rom waren es die „Parzen“) zugeordnet gewesen zu sein.
Die Priesterinnen der römischen Kriegsgöttin Bellona tranken einen Tollkirschen-Aufguss, bevor sie ihre Göttin anbeteten und um Hilfe baten.
Vermutlich war die Tollkirsche auch Bestandteil der Hexensalben. Sie wurde auch zur Abtreibung, gegen Tollwut und Gicht und als Aphrodisiakum eingesetzt.
Um die Zuneigung eines Mädchens zu gewinnen, sollte die Wurzel einer Tollkirsche ausgegraben und an deren Stelle Gaben für den Pflanzengeist gelegt werden. Als Amulett um den Hals getragen, verhalf die Tollkirschenwurzel die Zuneigung der Mitmenschen zu erlangen. In Rumänien gilt die Tollkirsche im Garten als Sitz des Hausgeistes.
Der „Geist der Tollkirsche“ soll Depressionen, Psychosen und Geisteskrankheiten vertreiben. In der Asche der verbrannten Pflanze finden sich größere Mengen von Kieselsäure, Magnesium und Kupfer, die die verborgene „Lichtsehnsucht“ dieser Pflanze widerspiegeln. Wichtigster halluzinogener Wirkstoff ist natürlich das Alkaloid Atropin.
Die Blütenessenz der Tollkirsche hilft toleranter und verständnisvoller zu werden, indem wir unsere Schattenseiten erkennen und annehmen. Ferner unterstützt sie dabei, zu sich selbst zu stehen, indem wir nach und nach alle Masken fallen zu lassen, um so immer authentischer zu werden.
Die Tollkirsche - zwischen Tod und Eros.
Bild: © Stefan Brönnle
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