
Bei vielen Religionen spielt die Natur eine wesentliche Rolle in der sakralen Raumgestaltung. In der Zeit der französischen Revolution wurden auch Kirchen einer revolutionären Neugestaltung unterworfen. Da die Natur als Inbegriff der Freiheit galt, wurde sie in den Kirchenraum hineingetragen:
Das Straßburger Münster wurde am 20. November 1794 zum >Tempel der Vernunft< geweiht. Ein künstlicher Berg wurde im Chor aufgeschüttet, der reich geschmückt war mit allegorischen Darstellungen, die Freiheit und Natur verherrlichten. Auch der >Tempel der Vernunft<, die ehemalige Kirche in Cognac, wurde in eine einzige Grünanlage mit einem 40 Fuß hohen Berg verwandelt. In den Seitenkapellen standen heilige Bäume, aus dem Berg entsprang eineQuelle, und der Boden war mit Rasen ausgelegt.
Auch im Freien wurden heilige Berge und republikanische Haine angelegt, wie in Sceaux, Argentan, Orleans und Chambly. Der Berg bildete dann den Mittelpunkt eines republikanischen Landschaftsgartens.
Dennoch befriedigte diese Art der Landschaftsgestaltung nicht. Was mit Prozessionen und gottesdienstähnlichen Versammlungen die Züge eines Kultes trug, war dennoch oft nichts anderes als Allegorie und Symbolik, die das spirituelle Bedürfnis der Menschen nicht wirklich befriedigte. Nach einem Gesetz vom 20. Februar 1795 wurden all diese Berge wieder beseitigt.
Bild: © Stefan Brönnle
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