Seelenreisen. Es kann sein, dass andere Autoren ein Reich anders verorten. Dies liegt auch daran, dass die Reiche in Ihrer Präsenz unterschiedlich kategorisiert werden können.
Die neun Welten des nordischen Weltenbaums
Niflheim
Helheim
Svartalfheim
Muspelheim
Mit Jötunheim betrachten wir das dritte Reich der Riesen. Es liegt in Utgard. Deshalb siedeln viele Jötunheim in der unteren Welt an. Doch Utgard bedeutet nicht die untere Welt der drei Welten, wenn es auch in seiner Gegenüberstellung mit Asgard und Midgard also solche der unteren Welt oft gleichgesetzt wird. Vielmehr ist Utgard die „Außenwelt“, also Welten, die dem Menschen nicht durch seine stoffliche Wahrnehmung zugänglich sind.
Jötunheim liegt je nach Eddaquelle mal im Norden, mal im Osten und ist durch den Eisenwald und den Fluss Ifing von Midgard getrennt. Es liegt am Rande der Himmelskuppel. Interessanterweise heißt auch das höchste Gebirge Norwegens Jötunheimen, also „Heim der Riesen“. Je nach Kontext und Quelle werden die Riesen in der nordischen Mythologie als Jöten, Thursen oder Etins bezeichnet.
Dies vorausschickend, siedle ich Jötunheim, das Heim der Riesen in der mittleren der drei Welten an. Es wird beherrscht durch den Riesen Utgardloki. Einst sollen aus Jötunheim drei Frauen gekommen sein (erkennen wir hierin möglicherweise auch die Nornen wieder?), wodurch das Goldene Zeitalter endete.
Jötunheim wird in den Gedichten der poetischen Edda benannt, in der Völuspa, der Gylfaging und dem Skáldskaparmál. Aus diesen Beschreibungen wissen wir, dass Jötunheim ein Land der dichten Wälder und der hohen Berge ist. Die Physis besteht also in Jötunheim (mittlere Welt), doch die Kräfte sind gleichsam unkontrollierbar, es ist die Wildnis und die Riesen symbolisieren eben jene unkontrollierbaren und als chaotisch empfundenen Kräfte der Natur. So ist Jötunheim m.E. angesiedelt zwischen den Lebensurkräften der Feuerriesen Muspelheims und dem Urpotenzial der Eisriesen Nifflheims. Wenn wir so wollen, so ist Jötunheim das Reich der Naturriesen, also der Naturkräfte.
Darum freite einst auch ein Riese (Thrym) Jötunheims um Freyjas Hand und wollte Thors Hammer nur als Gegenleistung gegen die Vermählung mit der Göttin herausgeben. Freyja ist eine Fruchtbarkeits-, Liebes- und Erdgöttin der Wanen. Wir erkennen die enge Beziehung des Erd/Naturthemas mit den Riesen Jötunheims. Doch Freyja weigerte sich und so begab sich Thor selbst in den Kleidern einer Braut nach Jötunheim, um durch eine List seinen Hammer wieder zu erhalten (Travestie in der Edda ;) ).
An der Grenze von Jötunheim befindet sich auch der Brunnen/die Quelle des Wesens Mimir, das manche als Riesen, andere als einen Gott sehen. Dieser Brunnen ist die Quelle von Mimirs („der, der sich erinnert) Weisheit. Er verkörpert die Weisheit der Natur, die Immanenz des Bewusstseins in der Natur.
Naturmagische Saaten können in Jötunheim gut gesetzt werden, ebenso kann man den eigenen Kontakt zum Bewusstsein der Natur hier stärken, wenn du nicht die Naturgewalten fürchtest.
22.-27.4.2025 Wandler zwischen den Welten
Titelbild © shutterstock AI Generator
Weltenbaumbilder © Stefan Brönnle
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