Wie Dagda mit seinem Kessel ist Cerridwen (auch Ceridwen) eine alte keltische Göttin, allerdings stärker auf der britischen Insel. Gelegentlich wird sie mit Brigid gleichgesetzt, in Wales und Cornwall taucht sie auch als dreifache Göttin auf (dann meist in Gestalt der Alten), aber auch mit im Dreigespann mit Brigid und Morrighan.
Cerridwen ist eine typisch keltisch-walisische Muttergöttin, Göttin des Getreides, des Mondes, der Magie, Wissenschaft und Poesie, aber auch der Regeneration und Wiedergeburt. Den Mythen nach brachte sie ein unglaublich hässliches Kind zur Welt – Afaggdu. Um seine Hesslichkeit auszugleichen, braute Cerridwen in ihrem Kessel, der oft auch als Schale benannt ist, einen Trank, der Afaggdu zum weisesten Wesen auf Erden machen sollte. Doch Gwion, der den Brauvorgang überwachen sollte und ihn ständig rührte, bekam drei Tropfen des Trankes auf den Daumen, den er abschleckte, so wirkte der Zauber auf ihn. Aus Wut darüber tötete Cerridwen Gwion nach einer Verfolgungsjagd, indem sie ihn aufaß. Doch dieser wurde als ihr Sohn wiedergeboren.
Schon in dieser kurzen Nacherzählung erkennen wir viele Symbole aus dem Gralsepos von Wolfram von Eschenbach. Der hässliche, aber weise gewünschte Afaggdu wird in der Gralsbotin Kundrie (Cundrie) im Gralsmythos wiedergeboren. Unsagbar hässlich mit langen Zähnen und Zottelhar, wie eine hässliche Percht, aber klug und weise.
Ihr Gesicht ist euch bereits geschildert worden,
darin standen immer noch die gleichen Augen,
gelb wie ein Topas,
und lange Zähne,
Veilchenblau wie Färberwaid war der Schimmer ihrer Lippen.
Ggf. können wir auch in Kundries Bruder Malcreature, der ebenso hässlich ist, Afaggdu wiedererkennen. Nachdem Parzival durch drei Tropfen Blut im Schnee in Trance gefallen war kommt Kundrie wie eine Furie ins Lager des Artus und beschuldigt Parzival der übelsten Taten.
Doch zurück zur Schale der Cerridwen: In ihr rührt Cerridwen die „Ursuppe“ aus Leben und Tod, aus Tod und Auferstehung. Auch ihre Gefäß bringt wie der Kessel des Dagda und der heilige Gral Nahrung für Körper, Geist und Seele hervor. In ihrem magischen Gefäß braut Cerridwen sogar nach verschiedenen Überliefungen einen Trank aus 7 magischen Kräutern, der Wohlstand, Wissen, Inspiration und Schöpferkraft verleiht. Dieser Trank wird „Greal“ genannt. Schon sprachlich liegt hier der Heilige Gral nahe!
Für Rudolf Steiner stellte die Verkultung der Cerridwen mit ihrer mütterlich-irdischen Schale die „weiße Loge des Nordens“ dar (GA 92, S.39f). Einen Geistesimpuls, der Europa zutiefst prägte.
So ist Cerridwen einmal mehr die Große Göttin, die aus ihrer Schale die Schöpferkraft der Erde und das tiefe Bewusstsein der Erkenntnis gießt.
19.-22.12.2024 Odilia & die Wintersonnwende: Kosmischer Impuls, Kessel der Göttin und der Gral
Titelbild: shutterstock AI Generator.
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