Vorab: Du musst diesen Artikel nicht lesen! Kein Gesetz verpflichtet Dich dazu, Du bist ein freier Mensch. Du musst Dich nicht aufregen und Dein Leben erschweren, indem Du Dich beschwerst. Aber vielleicht hast Du ja Lust, ein wenig Dein Bewusstsein zu erweitern…
Reden wir also über einen der Aufreger unserer Zeit und was das Thema im kollektiven Bewusstsein machen könnte: LGBTQ und Gendern!
Jede Generation hat ihre Aufreger. Meine Eltern – vielleicht auch Deine Großeltern – echauffierten sich über den Sittenverfall, der mit Rock ’n’ Roll und langen Haaren einherging. Und natürlich wird alles, das seinen Durchbruch erlebt, auch übertrieben und dennoch gibt es Veränderungsimpulse für eine ganze Gesellschaftsstruktur. „Esoterik“, „Selbstfindung“ und „Spiritualität“, die heute wie selbstverständlich neben kirchlichen Lehren gelebt werden können, sind eben auch Kinder der Hippiebewegung und des Konsums von LSD & Co.
Natürlich ist dies beim allgegenwärtig erscheinenden Thema LGBTQ nicht dasselbe. Das ist es nie. Denn ein kollektives Lernthema ist für das Kollektiv immer beschwerlich (wenn Du mir das kleine Wortspiel gestatten magst). Stets scheint das Thema, das sich kollektiv Bahn bricht, „neu“ zu sein. Es rüttelt an unseren Vorstellungen und Mustern. Doch selten ist es wirklich ein neues Thema.
Als Schüler eines Latein-Leistungskurses wurde ich bereits in den 1980er Jahren mit dem LGBTQ der Antike konfrontiert, auch wenn es sich so nicht nannte:
Beispielhaft möchte
ich auf Ovids Metamorphosen verweisen. Hier streiten sich z.B. die
Götter – Jupiter und Juno -, welches Geschlecht im Sexualakt mehr
Lust empfinde. Um dies zu entscheiden, durchlebt Tiresias die Lüste
eines Mannes UND einer Frau, um als Schiedsrichter zu fungieren. Der
Geschlechterwechsel war also bereits in der Antike Thema!
Im
neunten Buch der Metamorphosen geht es um die Geschichte von Iphis.
Schon vor der Geburt, gibt Iphis Vater bekannt, das Kind nicht
anzunehmen, wenn es sich um ein Mädchen handle. So gibt die Mutter
das Mädchen, auf den Ratschlag der Göttin Isis hin, nach der Geburt
als Jungen aus und in diesem Geschlecht wird Iphis auch erzogen. Doch
mit 13 Jahren wird der Junge Iphis verlobt und zu allem Überfluss
verliebt sich das biologische Mädchen/der soziale Junge Iphis in
seine Braut. Nachdem alle Gründe für einen Aufschub der Hochzeit
ausgereizt sind und beide bereits vor dem Traualtar stehen, wendet
sich die Mutter eindringlich an Isis, die ihr ja den Rat zum
Geschlechterrollentausch gab. Und Isis erbarmt sich und verwandelt
Iphis unmerklich in einen Mann.
Wir könnten hier unzählige Beispiele von gelebter Homosexualität und Geschlechtertausch aus der Antike nennen. Und das nicht nur bei den Römern und Griechen: Der germanische Gott Loki verwandelt sich in eine Stute, um mit einem Hengst das mythische Pferd Sleipnir zu zeugen. In der griechischen Antike, ebenso wie im England des 16. Jahrhunderts wurden die Frauenrollen im Theater mit Männern besetzt. Wir haben also quasi eine „Berufstravestie“, ein „Dresscrossing“. Im Schamanismus gehörte der Geschlechterwechsel „schon immer“ zu einer der „Grundtechniken“ (siehe auch Geschlechterwechsel im Schamanismus)
Dies nur, um zu zeigen, dass die Frage der Geschlechtlichkeit des Bewusstseins und der Seele den Menschen seit undenkbaren Zeiten beschäftigte.
Und nun bricht das seit Jahrhunderten in unserer Kultur verdeckt gehaltene Thema also auf. Und dabei schwingt das Pendel – wie dies stets so ist – erstmal tüchtig in die vorgegebene Richtung aus. In Sprache (Gendern), Auftreten und Pronomen werden die Grenzen fließend. Man kann sich damit und darüber beschweren, oder sich bewusst werden, dass Du nicht gezwungen bist, Deine Briefe zu gendern, oder ab morgen Crossdressing auszüben.
Was aber bewirkt die Debatte, wie viele Geschlechter es gibt, ob nun biologisch 2 oder identitäre 175?
Ich meine, wir werden uns als Kultur bewusst, dass die Seele, dass Bewusstsein, eben kein Geschlecht besitzt. Oder wie es in Matthäus 22:30 heißt: „In der Auferstehung werden sie weder freien noch sich freien lassen, sondern sie sind gleichwie die Engel Gottes im Himmel.“ Dies meint, die Seele ist androgyn, sie besitzt keine Geschlechtlichkeit.
Im Jahre 2015 ging der Fall des damals fünfjährigen Luke Ruehlman durch die amerikanische Presse. Er besaß eine Lieblingspuppe, die er „Pam“ nannte. Auf die Frage seiner Eltern, warum er diesen Namen gewählt hätte, antwortete Luke: „Ich war Pam“. Er hatte ein vorheriges Leben als Mädchen geführt. Aus eigenen Reinkarnationstherapien kenne ich die Erfahrung, auch die (aus der Sicht dieses Lebens) gegengeschlechtliche Rolle in früheren Lebenserfahrungen zu erleben.
Der Geschlechtertausch im Schamanismus ist daher tatsächlich eine ganzheitliche Methode, die das Überbewusste der Seele, das Überbewusstsein, jenseits der Geschlechtlichkeit, zu erleben und so zu einer größeren Ganzheitlichkeit beizutragen. Gesellschaftlich geschieht m.E. aktuell genau dies! Durch die Konfrontation mit Homo-, Bisexualität und Transgender wird gesellschaftlich ein Tabu aufgebrochen, dass uns dem Überbewusstsein entgegenträgt. Man muss davor keine Angst haben: Du wirst nicht gezwungen, diese Erfahrung zu machen, Du machst sie, wenn „Du“, bzw. ein mit Dir verbundenes Überbewusstsein, es für richtig hält. Doch die menschliche Kollektivseele durchlebt diese Erfahrung eben jetzt und bereitet damit die Individualseelen auf die Erfahrung eines androgynen Überbewusstseins vor.
Die aktuelle Wandelzeit verbindet uns eben nicht nur mit dem Erdbewusstsein, sondern auch mit dem seelischen Überbewusstsein, dem androgynen Höheren Selbst, der Großen Seele. Du kannst davon soviel leben, wie Du willst. Der freie Wille gebietet es aber auch, dass Du in Deiner Blase bleiben darfst. Die Kollektivseele befindet sich aber m.E. vor einem wesentlichen Umbruch.
Titelbild © Stefan Brönnle (Vorlage rolffimages/fotolia)
Bild liegende Männer © gemeinfrei
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