Wenn dies so ist, so müssten die Sidhe – natürlich unter anderen Namen – auch bei anderen Völkern auftauchen und in der Tat ist dem so!
Die germanische Mythologie kennt 9 Welten, die durch den Weltenbaum verbunden sind. Eine von ihnen ist Alfheimr (Alfheim). Snorri Sturluson bezeichnet in der Prosa-Edda Alfheimr als die Heimat der Lichtelben. Elbe, das steht in Verbindung mit den Alben und Alb/Albus bedeutet weiß oder strahlend. Die Ljosálfar, die Lichtelben sind also vor Licht strahlende Wesen. Was im keltischen Bereich oft mit „Fee“ wiedergegeben wird, wird hier also als „Elf“ umschrieben. Wir verstehen bereits die Verwirrung zwischen diesen beiden Umschreibungen. Wiederum sind ursprünglich eben keine Naturwesen gemeint!
Der Herr von Alfheimr ist der Gott Freyr (Frey). Ursprünglich ein Wane, war er der Brudergemahl der Göttin Freya. Freyr ist der Gott der Liebe und der Fruchtbarkeit. Ihm wurde gerne die Rune Ingwaz zugeordnet. Er herrscht über Regen und Sonnenschein, das Wachstum der Erde und kontrolliert die natürlichen Vorgänge auf dem Land. Freyr hat – wie bei den Wanen üblich – einen starken Erdbezug. Zugleich verkörpert Freyr die Macht des kosmischen Feuers, man könnte sagen, der Lebensenergie.
Wie die Sidhe lebt Freyr also in einer „Welt zwischen den Welten“ und besitzt eine starke Erdzuwendung. Zu seinen heiligen Symbolen gehören sein Zauberschwert, das unbesiegbar macht, der goldene Eber, ein geheiligtes Pferd und das Zauberschiff Skidbladnir, das man zusammenfalten kann, um es in die Tasche zu stecken. Vier geheiligte Objekte: Schwert (Luftelement), Schiff (Wasserelement), Eber (Erdelement) und Pferd (ein solares Tier und daher Feuerelement). Diese heilige Vierheit gleicht verblüffend den vier geheiligten Objekten der Sidhe aus den irischen Mythen: Stein (Erde), Kessel (Wasser), Lanze (Feuer) und Schwert (Luft). Der Herr über Alfheimr ist zugleich Herr der 4 Elemente.
Als Freyr, ein Wane, zu den Asen ging, wurde seine Ehe mit Freya als Bruder/Schwester-Ehe nicht akzeptiert, so musste er sich von Freya trennen. Er wirft ein Auge auf die Tochter des Riesen Gymir, Gerda, die schließlich seine Gemahlin wird. Freyr ist also mit den Urgewalten verbunden. Gelegentlich wird Gerda auch als ein Symbol der unter dem Schnee begrabenen Pflanzenwelt gedeutet. Freyr ist damit indirekt aus dem Zwischenreich heraus der Regent über die Naturkräfte und deren Wiederauferstehung im Frühjahr.
Mit soviel (Natur-)Magie verbunden, werden die Ljósálfar, die Lichtelben, zu Vertrauten der Hexen in den ehemaligen germanisch dominierten Gegenden. Jene Frauen, die mit Gaia innerlich verbunden blieben, wurden zu innig Vertrauten der „Lichten Ahnen“.
So finden sich mit Freyr und seinem Reich Alfheimr durchaus vergleichbare Mythen im Germanischen zu den inselkeltischen Mythen um die Sidhe: Ein Volk, das mit der Erde, mit Gaia, tief verbunden ist und dessen Magie die Elemente beherrscht. Beide Völker sind Lichtgestalten.
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