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Germanische Unterwelt: Der Reiterstein von Hornhausen

07. Feb. 2023 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Symbole, Jenseits | 0 Kommentare

Reiterstein von Hornhausen

1874 wurde in Hornhausen, Landkreis Börde, ein Sandsteinblock beim Pflügen gefunden. Bis 1912 fristete dieser ein Dasein im Kuhstall: Mit der Bildseite nach unten lag er als Trittplatte im Eingang. Dabei gibt uns dieser Bildstein einen unvergleichlichen Einblick in die germanisch-mythologische Vorstellung.

Der Stein gehört zu einem Ensemble aus mehreren Bildsteinen, die vermutlich zu einer Grabkiste gehörten. Um 750 n.Chr. wurde das Grab mit der heidnischen Bildsymbolik im Zuge der Zwangschristianisierung zerstört, woher auch die Beschädigungen der Grabplatten rühren. Die Sandsteinplatte zeigt einen auf einem riesigen Pferd reitenden Krieger, der mit fränkischer Flügellanze und Gesichtshelm ausgestattet ist – unzweifelhaft eine hochgestellte Persönlichkeit, der das Grab gehörte.

Der Reiter bewegt sich nach links. In der germanischen Ikonografie steht dies für den Ritt in die Unterwelt, ins Jenseits (Krieger, die sich nach rechts bewegen, reiten in die Schlacht). Daher wird das riesige Pferd, obgleich es biologisch-anatomisch korrekt 4 Beine hat, auch oft als Odin/Wodans Pferd Sleipnir gedeutet, das den gefallenen Krieger nach Walhall trägt. Sleipnir ist ja in der germanischen Mythologie achtbeinig.

Getrennt durch ein Mäandermuster sieht man in der typisch germanischen Tierornamentik eine in sich verflochtene Schlange. Hier scheint das bereits lange vor den Germanen gebräuchliche Symbol der Schlange als chthonisches Wesen, das für Tod und Wiedergeburt steht (weil sie ihre Haut wechseln kann) durch. Die Schlange als das Tier der Erde und der Unterwelt, so wie in der germanischen Mythologie der Neidwurm Nidhöggr in den Wurzeln des Weltenbaumes lebt.

Bildstein von Hornhauisen - Hirsche

Auf der anderen Seite der Grabkiste sehen wir unter – vermutlich - wiederum der verschlungenen Tierornamentik der Schlange, zwei Hirschen, die sich ebenfalls nach links, ins Jenseits, bewegen. Der Hirsch hat zum einen hier die Symbolik der Jagd, zum anderen ist er ein „Anderswelttier“, wie die Kelten sagen würden. Auch er wirft sein Geweih ab und es wächst erneut. Wie die Schlange ist der Hirsch ein Wiedergeburtsmotiv und wie die Schlange/Drache leben auch die Hirsche Dain, Dwalin, Duneyr und Durathror am Weltenbaum. Schlange und Hirsch sind damit Verweise auf die axis mundi, die Weltenachse, in Form des Weltenbaumes Yggdrasil und auf die Seelenreise, die der gefallene Krieger unternimmt.

Die Bildsteine von Hornhausen – heute im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle zu sehen – geben einen einzigartigen Einblick in die germanisch-religiöse Jenseitssymbolik kurz bevor die christliche Weltsicht die Herrschaft übernahm.



Bilder © Stefan Brönnle


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