Die Schamanin von Bad Dürrenberg (ausführliche Beschreibung siehe HIER) ist die älteste wissenschaftlich belegte Schamanin aus der Mittelsteinzeit. Ihr Grab ist etwa 9000 Jahre alt!
Das Grab der Schamanin befindet sich heute mitten im Kurpark der Stadt Bad Dürrenberg unweit des Gradierwerks. Es wurde 1934 entdeckt. Der Kurpark befindet sich am östlichen Saaleufer an einer Terrassenkante, sodass sich das Grab der Schamanin gerade mal 120 Meter von der Saale entfernt befindet. Der Landesarchäologe Harald Meller bezeichnet diesen prominenten Ort, an dem die selbst noch über Jahrhunderte verehrte Schamanin bestattet wurde, als eine „ideale mesolithische Jagdsituation“, von der aus man einen weiten Blick nach Westen hatte. Aber auch nach Osten und Süden hin war der Blick, der heute durch das Gradierwerk behindert wird, einst frei.
Die ehrwürdige Schamanin wurde mit Kopf nach ONO und Blick nach WSW bestattet, so als würde sie über die Saale blicken. Nun ist dies nicht nur eine „Ideale Jagdsituation“, von der aus Wildherden frühzeitig gesichtet werden konnten, der Westen mit dem Sonnenuntergang ist auch die Richtung der Ahnen und des Jenseits, die Saale fungiert gleichsam als „Unterweltsfluss“, über den die Schamanin zu den Ahnen blickt, ganz so wie sie es auch zu Lebzeiten tat und es ihre Aufgabe war. Nicht nur dies: Wie geomantische Studien zeigten, ist ihr Grab im Zentrum eines Ahnenraums angelegt, der sich nach Westen hin in einen Seelenweg öffnet, der die Saale überquert. So fungiert die Schamanin gleichsam als eine Art Hüterin und Wegweiserin in die Ahnenwelt, weit über ihren physischen Tot hinaus.
Etwa 7 Km südlich des Bestattungsortes wurde kürzlich bei Dehlitz eine mesolithische Siedlung entdeckt und es ist nicht unwahrscheinlich, dass dies das Heim der Schamanin zu Lebzeiten war. Die Ausgrabungen dort stehen noch an. Der Süden ist die Richtung des Sonnenhöchststandes und damit des Lebens. Umgekehrt befindet sich das Grab der Schamanin nördlich der steinzeitlichen Siedlung, eben dort „wo die Sonne nicht scheint“ – im Jenseits. Angeblich soll sogar eine freie Sichtlinie von der steinzeitlichen Siedlung zum Schamaninnengrab bestehen, sodass das Grab als Pilgerort stets im Bewusstsein blieb.
Etwa zwei Kilometer östlich des Grabes wurde ebenfalls erst kürzlich die „Kreisgrabenanlage von Bad Dürrenberg“ entdeckt (siehe hier unsere Beschreibungen zu den Kreisgrabenanlagen von Pömmelte und Goseck in derselben Region). Die ersten oberflächlichen Untersuchungen weisen darauf hin, dass diese Kultstätte gut 6000 Jahre nach der Bestattung der Schamanin, in der Bronzezeit, erbaut wurde. Archäologisch stehen Grab und Ringanlage daher zunächst nicht in Beziehung. Geomantisch jedoch birgt die Kreisgrabenanlage ein sogenanntes Landschaftszentrum. Landschaftszentren sind geistig-seelisch-energetische Mitten in Landschaftsräumen. Beziehen wir diese Kultstätte, die 2024 detailliert archäologisch untersucht werden soll, mit in die geomantischen Betrachtungen des Grab-Ortes mit ein, so befindet sich das Grab der Schamanin westsüdwestlich des Landschaftszentrums, etwa in jener Himmelsrichtung, zu der zum Zeitpunkt des keltischen Samhainfestes, die Sonne am Horizont untergeht und in die auch die Schamanin halbsitzend in ihrem Grab blickte.
Die geomantische Studie zeigt den Ort des Schamaninnengrabes damit als eingebunden in eine Kultlandschaft, die sowohl geomantische Ortsphänomene, die kultsymbolische Bedeutung der Himmelsrichtungen, wie auch die lokale Landschaftssituation einbindet, sodass die Schamanin über ihren Tot hinaus als Vermittlerin zwischen den Lebenden und den Ahnen, sowie als Seelenfühererin wirken konnte.
Bilder © Stefan Brönnle
Kommentare