Runen stellen eine grafische
Schriftsymbolik dar, die unsere kulturellen Wurzeln in Mittel- und
Nordeuropa nutzt und unmittelbar als rituelle Symbolik einsetzbar
ist.
Salopp formuliert können wir Runen als die Buchstaben der germanischen Völker beschreiben. Die Germanen hatten jedoch keine alltägliche Gebrauchsschrift vor der Christianisierung und der mit ihr einhergehenden Verbreitung der lateinischen Schrift. Dennoch wurden Runen weit früher genutzt. Ein aktueller Fund am norwegischen Fjord Tyrifjorden zeigt jedoch Runenritzungen mit einem Alter von rund 2000 Jahren. Er ist damit aktuell die älteste Runeninschrift überhaupt. (Quelle)
Dies bedeutet wiederum, dass die Schrift, die Runen an sich, mit Bedeutung aufgeladen sind und ursprünglich nur für „besondere Zwecke“ genutzt wurden. Jede Rune besitzt eine bestimmte grafische Form, einen Lautwert und eine symbolhafte Bedeutung – wie dies im Grunde für beinahe alle Schriften zutrifft. (Eine Ausnahme bildet z.B. die chinesische Schrift. Ihren Bildideogrammen ist kein spezifischer Lautwert zugewiesen und kann daher auch „gelesen“ werden, wenn man Chinesisch nicht sprechen kann).
Die ältere Zusammenstellung von Runen besteht aus 24 Zeichen und beginnt mit den Runen und ihren Lautwerten FUTHARK. Der gesamte Satz wird so auch als FUTHARK bezeichnet, ganz so wie die Bezeichnung ALPHABET von den ersten beiden Buchstaben α Alpha und β Beta abgeleitet ist.
Rune
leitet sich ab vom altnordischen rún,
Plur. Rúnir
und
bedeutet schlicht „Zauberzeichen“. Dies hat seine Beziehung zum
altenglischen rūn,
was
„Geheimnis“ oder „Ratschluss“ meint.
Insofern
können wir die Runen von ihren Wurzeln her guten Gewissens als eine
Art
Sakralschrift verstehen. Dies folgt der Vorstellung, dass die
Überführung eines Archetyps, eines kollektiven Bildes, in einen
Laut und um vieles mehr in eine feste Form gleichsam einem
Schöpfungsprinzip gleichkommt: Das geistige Prinzip wird in die
Materie geholt.
Das Schreiben mit Runen ist jedoch an sich noch kein ritueller Akt, wie die Profanisierung der Schrift in verschiedenen Teilen der Welt zeigt. Mit zunehmender kollektiver Stärkung des Ich-Bewusstseins und der energetischen Betonung des Verstandes bedurfte es daher einer Komprimierung, die die neue Form zu etwas Einzigartigem machte. Dies wird in der kreativen Schaffung von Binde- und Stabrunen vollzogen. Hierbei werden die einzelnen, bereits mit Bedeutung aufgeladenen Runen zu einer neuen Glyphe verbunden, ganz so wie dies auch in der späteren Sigillenmagie mit lateinischen Buchstaben ausgeübt wurde.
In der Form als Binderune können wir die Glyphe durchaus mit einem Kosmogramm vergleichen, das auf den Menschen, eine Situation oder den Ort seine transformative und schöpferische Kraft entfaltet.
In der Geomantie können Runen somit – insbesondere in ihrer schöpferischen Bildung als Binderune – wie Kosogramme zur Ortsheilung und Transformation der Ortskräfte eingesetzt werden.
10.-17.11.2023 Die Magie der Runen
Titelbild/Binderune © Nakaya/Shutterstock
Runensteine Schweden© OneWithNaturePhotos/Shutterstock
Futhark © krupenikova.olga/shutterstock
Binderune/Ortskosmogramm © Stefan Brönnle
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