Die Erde ist ein lebendiger Organismus, der sich in beständiger Entwicklung und Veränderung befindet, so auch ihr „energetischer Schutzschild“, das Erdmagnetfeld. Die Paläomagnetik betrachtet sich die Veränderungen dieses Magnetfeldes in den zurückliegenden Jahrmillionen. Es ist für die letzten 100 Millionen Jahre recht gut erforscht, da sich z.B. die Ausrichtung feinster Magnetite in der Entstehungszeit des jeweiligen Gesteins sozusagen in Stasis befindet. So wissen wir, dass etwa alle 200 000 bis 300 000 Jahre die Erde ihre magnetische Ausrichtung verändert, es kommt zu einem sogenannten Polsprung – der magnetische Nordpol wird zum Südpol und umgekehrt. Der letzte dauerhafte Polsprung liegt nun allerdings 780 000 Jahre zurück, so dass die Erde sozusagen bereits zwei Zyklen aussetzte und der nächste Polsprung überfällig ist.
Während eines Polsprungs sinkt die Stärke des Erdmagnetfeldes rapide, der „Schutzschild“ wird schwächer und die Erde und ihre Bewohner sind erhöhter kosmischer Einstrahlung und Sonnenwinden ausgesetzt. Es wundert daher nicht, dass es in den Zyklen der Polsprünge stets zu drastischen Artenveränderungen auf der Erde kam. Auch der Vorläufer von Neandertaler und Homo sapiens, der Homo antecessor (antecessor = Vorläufer) wird in seiner Entstehung auf die Zeit des letzten großen, dauerhaften Polsprungs datiert. Man könnte sagen: Hier entstand der Mensch!
Allerdings war der letzte dauerhafte Polsprung nicht der wirklich letzte in unserer zurückliegenden Geschichte.
Das Laschamps-Ereignis
Vor etwa 40-43.000 Jahren gab es nämlich so etwas wie einen „kleinen Polsprung“, der „nur“ ca 450 Jahre anhielt. Benannt wurde das Ereignis nach den Daten, die ein Lavastrom des Puy de Laschamp konservierte, der eben zu dieser Zeit ausbrach: Die Stärke des Erdmagnetfeldes nahm auf einen Wert von 6% der heutigen Stärke ab, um sich später bei ca 25% der heutigen Feldstärke einzupendeln. Nach 450 Jahren switchten Nord- und Südpol auf ihre geografische Position zurück, wie wir sie heute kennen. Gleichzeitig veränderte sich auch das Magnetfeld der Sonne (Süddeutsche), sodass wir getrost von einem kosmischen Ereignis sprechen können. Vergleichen wir dieses Ereignis wiederum mit der evolutionären Veränderung, dann erkennen wir in dieser Phase drastische Klimaveränderungen, eine starke Reduktion der Ozonschicht, sowie natürlich ein drastisches Artensterben und die Entstehung neuer Arten. Auch der Rückgang des Neandertalers könnte durchaus mit diesem Ereignis zu tun haben.
Polsprünge sind also evolutionäre Triggerzeiten – materiell wie spirituell. Der Homo sapiens hat sich in das aktuell bestehende Erdmagnetfeld hinein einwickelt. Das menschliche Gehirn enthält ca. 5 Millionen Magnetitkristalle pro Gramm, die Gehirnmembran sogar das Zwanzigfache! So sind wir gedanklich stark von den uns umgebenden Magnetfeldern abhängig (was z.B. auch eine Problematik des heutigen Elektrosmogs darstellt).
Erdmagnetfeld im Wandel
1831 lokalisierte James Clark Ross den magnetischen Nordpol
erstmalig innerhalb des kanadischen Nunavut-Territoriums.
Wiederkehrende Messungen zeigten, dass der magnetische Nordpol Mitte
des 20. Jahrhunderts sich um ca. 11 Km pro Jahr verschob. Doch seit
Ende des 20. Jahrhunderts hat der magnetische Nordpol seine Bewegung
vervielfacht und rannte nun mit 55 Km pro Jahr. 2017 überschritt er
die Datumsgrenze und bewegt sich immer schneller Richtung Sibirien –
über 1100 Km von seiner Erstverortung entfernt. Das Pendant, der
magnetische Südpol, dagegen liegt seit den 1990er Jahren relativ
stabil vor der Ostantarktis im Polarmeer.
Gleichzeitig hat sich
das Magnetfeld seit Beginn der Messungen vor 175 Jahren um 10%
abgeschwächt. Theorien gehen davon aus, dass es nicht bei zwei Polen
bleiben muss, sondern dass es – zu mindest vorübergehend – auch
zu einem Quadrupol (4 Polen) kommen könnte.
Die Erde und der Wandel
Wie lange der Switch oder Flip der Pole dauert, darüber wird heftig diskutiert. Zum einen zeigte das Laschamps-Ereignis, dass der Wechsel rund 225 Jahre dauerte, ehe das Feld wieder kippte. Forschungen von Geologen aus dem Jahr 1995 an Millionen Jahre alten Lavaströmen in Oregon kamen dagegen auf ganz andere Werte: Hier drehte sich offenbar das Magnetfeld um 6 Grad pro Tag, was rechnerisch zu einer Umpolung innerhalb eines Monats führen würde. Wir können also nur spekulieren. Die aktuellen Daten aber zeigen, dass es möglich ist, dass wir uns bereits mitten im Polsprung befinden: Die starke Abnahme des Erdmagnetfelds ist nur ein Fakt, die rasante Bewegung des Nordpols Richtung Sibirien ein anderer. Aber auch die Klimaveränderungen können – neben dem so viel zitierten Kohlenstoffdioxid als Ursache – ein Warnsignal für einen sich ankündigenden Polsprung sein. Wie das Laschamps-Ereignis zeigte, sind starke klimatische Veränderungen geradezu ein Indiz für einen Polsprung. Der verstärkte Aufprall der kosmischen Strahlung erzeugt in der Atmosphäre viele Kondensationskeime, an denen sich Wasserdampf anlagert. Es entstehen Tröpfchen, was zu einer verstärkten Bewölkung führt. Magnetfeldänderungen können aber auch zu Veränderungen der Meeresströmungen führen, die erheblichen Einfluss auf unser globales Klima ausüben.
Neben den klimatischen Einflüssen dürfte das sich kontinuierlich abschwächende Erdmagnetfeld einen deutlichen Einfluss auf unser Bewusstsein ausüben. Erde und Mensch würden gemeinsam buchstäblich in eine völlig neue Zeit gehen. Der Polsprung wäre eine massive Zäsur innerhalb der aktuellen Wandelzeit.
Bild © Elena11/shutterstock
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